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sollen durch Prämien und Investitionsförderung für Betriebe gedeckt

werden. Um das finanzieren zu können, empfehlen die Gremien-

mitglieder eine Verbrauchssteuer auf tierische Produkte einzuführen.

Zudem wird der zügige Abbau von Zielkonflikten und Genehmigungs-

hürden beim Stallbau als unverzichtbar angesehen.

Bauernverbände, DRV und ISN sehen in den Vorschlägen

Perspektive für Landwirte

Beim Deutschen Bauernverband (DBV), beim Landvolk Niedersachsen

ebenso wie beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband

(WLV) wurden die Empfehlungen des Kompetenznetzwerkes positiv

aufgenommen. Joachim Rukwied, DBV-Präsident, erklärte, dass er in

den Vorschlägen grundsätzlich eine Möglichkeit sehe, der

Nutztierhaltung eine Perspektive zu geben. Landvolkvizepräsident

Jörn Ehlers forderte die Politik auf, die Vorschläge wohlwollend zu

prüfen und zu berücksichtigen. Nach anfänglicher Skepsis sei

inzwischen klar, dass die Empfehlungen des Kompetenznetzwerks

Nutztierhaltung auch Chancen bergen. Der WLV begrüßte die

vorgestellten Vorschläge als gute Grundlage, um einen neuen

gesellschaftlichen Konsens über die Form der landwirtschaftlichen

Tierhaltung herzustellen. Trotz noch offener Fragen sei der Verband

überzeugt, dass auf dieser Basis ein neuer gesellschaftlicher Konsens

über die künftige Form der Nutztierhaltung in Deutschland erarbeitet

werden könne. Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen

Raiffeisenverbandes (DRV) betonte, dass der Ball jetzt im Spielfeld der

Politik liege. Es gehe um nichts weniger als um die Zukunftsfähigkeit

der Nutztierhaltung in Deutschland, so Holzenkamp.

Auch ISN-Vorsitzender Dierkes schlägt in die gleiche Kerbe: „Wir

fordern die Bundesregierung und alle Parteien auf, sich klar zu den

Empfehlungen zu bekennen und diese als zentrale Richtschnur für alle

weiteren Debatten um die Nutztierhaltung anzunehmen“.

AbL und BDL: „Blaupause für die Zukunftskommission

Landwirtschaft“

Martin Schulz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft

bäuerliche Landwirtschaft (AbL) lobte die vorgestellten Empfehlungen

der Borchert-Kommission als „Blaupause für die Zukunftskommission

Landwirtschaft im Kanzleramt“. Wenn die Vorschläge jetzt politisch

umgesetzt werden, bekäme die Tierhaltung in Deutschland wieder eine

Zukunft, kommentierte er die Ansätze.

Auch der Bund der Deutschen Landjungend (BDL) äußerte sich positiv.

Die Vorschläge seien keine kleinkarierten Empfehlungen, sondern ein

Stück Zukunft für die Nutztierhaltung, erklärte der stellvertretende

Vorsitzende Stefan Schmidt.

Zustimmung auch bei Tier- und Umweltschutzverbänden

Sogar Tier- und Umweltschutzverbände tragen den Konsens der

landwirtschaftlichen Seite mit. „Die Empfehlungen des Kompetenz-

netzwerks lassen hoffen,“ kommentierte der Präsident des Deutschen

Tierschutzbundes, Thomas Schröder, die Empfehlungen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärte

durch seinen Vorsitzenden Olaf Brandt: „In den nächsten 20 Jahren

kann damit eine gesellschaftlich wertgeschätzte Nutztierhaltung

erreicht werden, die sowohl besser für die Tiere als

auch für das Klima und die Umwelt ist“.

Ähnlich äußerte sich Greenpeace. „Eine zweckgebun-

dene Tierwohlabgabe stellt sicher, dass das Geld der

Verbraucher zielgenau bei Landwirten ankommt, die für

bessere Haltungsbedingungen in ihren Ställen sorgen“,

kommentierte

Greenpeace-Landwirtschaftsreferent

Martin Hofstetter den Vorschlag der Borchert-

Kommission.

Nur Verbraucherzentrale stellt sich quer

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)

äußerte sich entgegen der vielen positiven und

konstruktiven Stimmen gespalten zu den Empfeh-

lungen des Kompetenznetzwerkes. Zum einen seien es

gute Vorschläge, zum anderen wäre die Finanzierungs-

lösung nicht überzeugend. So wenig überzeugend,

dass der Verband aufgrund der fehlenden Einigung zur

Sondersteuer auf Fleisch und tierische Produkte seine

Mitarbeit in der Kommission dem Vernehmen nach

unmittelbar vor Fertigstellung des Papiers beendete.

Der Verbraucherzentrale zufolge, wären „eine

Umschichtung bestehender Subventionen, ein

staatliches Tierwohllabel und höhere gesetzliche

Standards, die auch zu höheren Fleischpreisen für

Verbraucher führen müssten“ eine bessere Lösung

gewesen.

ISN meint:

Daumen hoch, dass von landwirtschaftlicher Seite und

sogar mit Tier- und Umweltschutzverbänden ein einheit-

licher Konsens gefunden wurde, das Positionspapier

des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung als Grund-

lage für ein schlüssiges Gesamtkonzept zu sehen. Auch

wir unterstützen das ausdrücklich!

Es ist bemerkenswert, mit welcher sachlichen Ruhe von

allen Seiten an das Borchert-Papier herangegangen

wird. Noch 2015 hatte die Aussage, dass die deutsche

Nutztierhaltung in ihrer heutigen Form nicht

zukunftsfähig sei, für einen großen Aufschrei gesorgt

und das Gutachten des wissenschaftlichen Beirates zur

Umgestaltung der Tierhaltung wurde von allen Seiten

direkt kaputt geredet. Die Gründe hierfür waren

vielfältig. Ein großer Punkt war, dass es große Zweifel

an der Umsetzbarkeit des damaligen Gutachtens gab.

An zu vielen entscheidenden Stellen blieben die

damaligen Ausführungen zu nebulös. Dass dies jetzt

nicht passiert zeigt, dass die Vorschläge der Borchert-

Kommission als fundierte Basis und Richtschnur für die

Weiterentwicklung der Nutztierhaltung anerkannt

werden. Diese Einigkeit muss genutzt werden, um für

die Betriebe endlich wieder eine Perspektive zu bieten!