
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Der Inhalt dieses Marktberichts ist urheberrechtlich geschützt. Meldungen und Nachrichten erfolgen nach bestem Gewissen, aber ohne Gewähr. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist
eine Verwertung ohne Einwilligung strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen (per Fax, Fotokopie, etc) auszugsweisen Nachdruck, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung
und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Rechte sind vorbehalten. Fotokopien für den persönlichen Gebrauch bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung.
und der abweichenden Schlachtkörperqualität auch weiterhin von den
Schlachthöfen preislich abgestraft werden. Daher geht die VEZG
davon aus, dass auch ab 2021 die Mehrzahl der in Deutschland
gemästeten Ferkel kastriert werden müssten.
Die ISN meint:
Über die Entscheidung der VEZG wurde in diesen Tagen bereits viel
diskutiert. Klar ist: die Notierungsanpassung ist ein starkes Signal an
die Branche. Doch ist es auch das richtige Signal zur richtigen Zeit?
Wir haben Ferkelerzeuger und Mäster zu ihrer Meinung befragt und
auch in Dänemark nachgehakt. Dabei gehen die Meinungen z.T. weit
auseinander, aber eines wird dennoch sehr klar: Entscheiden wird der
Markt, wie weit sich die Preise im Hinblick auf die Kastrationsalternative
differenzieren werden und nicht ein festgesetzter Zuschlagswert. Allein
die Abfrage darüber, ob der Zuschlag von 2 € je Ferkel – also ungefähr
4 € je kastriertem männlichen Ferkel nun richtig bemessen ist oder
nicht, zeigt sowohl bei Ferkelerzeugern als auch bei Mästern: Ein
gesetzter Zuschlag wird nicht einfach unkritisch in den Verhandlungen
übernommen, sondern es wird einzelbetrieblich bzw. in der
Erzeugerkette entschieden. Der jetzige frühe Zeitpunkt der
Notierungsumstellung hat sicherlich für einen Impuls gesorgt,
einzelbetrieblich über das weitere Vorgehen nachzudenken. Aber
welches Signal wird zudem ausgesendet? Dass die Entscheidung,
zukünftig vor allem weiter – und dann unter Betäubung – kastrieren zu
müssen, schon gefallen ist? Dämpft das Signal das Weiterkommen in
der Frage des Kastrationsverzichts, wie es zahlreiche Kritiker
ausführen – oder treibt es sogar diese Verfahren voran?
Fakt ist, es gibt aktuell vier Wege (Jungebermast, Impfung mit
Improvac, Kastration unter Betäubung per Inhalationsnarkose,
Kastration unter Betäubung per Injektionsverfahren durch den Tierarzt)
für den sich der einzelne Schweinehalter in Abstimmung mit den
Partnern in der Wertschöpfungskette entscheiden muss. Und die
verschiedenen Verfahren sollten auch weiter alle als Alternativen
erhalten bleiben. Und sie sind nur dann weiter eine Alternative, wenn
sie sich auch finanziell im Vergleich darstellen lassen. Das heißt,
sowohl auf der Erlösseite, aber auch auf der Kostenseite muss jeder
Betrieb individuell die einzelnen Verfahren kalkulieren. Je nach
Erzeugerstufe sind die Unterschiede groß. Deshalb ist es auch nicht
unerwartet, dass es je nach Verfahren zu einer Preisdifferenzierung am
Ferkelmarkt kommen wird.
Wichtig ist, dass der Druck auf die abnehmende Seite hoch gehalten
wird, sich mit allen Verfahren intensiv zu beschäftigen. Nur mit diesem
Druck
wird
sich
die
nachgelagerte
Schlacht-
und
Fleischverarbeitungsbranche intensiv mit allen Verfahren auseinander
setzen. Keinesfalls darf die Verantwortung für Lösungen allein auf die
Ferkelerzeuger abgewälzt werden.
Hier sehen Sie die Stimmen zur Notierungsanpassung...
Nadine Henke, Sauenhalterin aus Niedersachsen
Der jetzige Vorschlag der VEZG ist ein falsches Zeichen. Wenn ein
Mäster kastrierte Ferkel haben möchte, soll er das nicht über die VEZG
Notierung lösen, sondern seinem Ferkelerzeuger das Kastrieren
bezahlen. Boni müssen direkt und individuell zwischen
Ferkelerzeugern und Mästern ausgehandelt werden.
Mit welcher Begründung sind Ferkel aus Partien mit
unkastrierten Ebern 2 € weniger wert? Soll etwa der
Ausstieg aus der chirurgischen Kastration blockiert
werden?
Dagmar Klingelhöller, Sauenhalterin aus
Schleswig-Holstein
Diese VEZG-Entscheidung ist strategisch absolut
falsch, sowohl was den Zeitpunkt als auch den Inhalt
angeht. Sie schadet dem Weg der Immunokastration
mit dem wir Sauenhalter uns im nordwestdeutschen
Raum im vergangenen dreiviertel Jahr intensiv
beschäftigt haben. Aus meiner Sicht ist die VEZG bei
dieser Entscheidung vor den Wünschen der Schlachter
eingeknickt und setzt damit zum jetzigen Zeitpunkt ein
verheerendes Signal gegen den kompletten Verzicht
auf die chirurgische Kastration, den wir Ferkelerzeuger
– zumindest hier im Norden – unbedingt wollen.
Markus Münstermann, Ferkelerzeuger aus
Nordrhein-Westfalen
Ohne eine Differenzierung des Marktes wird es nicht
gehen, deshalb halte ich es für richtig, dass nun von der
VEZG ein konkreter Wert genannt wurde. Ich hätte es
für eindeutiger gefunden, wenn da nicht 2 € je Ferkel,
sondern 4 € je Kastrat genannt worden wären. Um die
Verfahren ohne chirurgische Kastration noch
vorzüglicher zu machen, würde ich mir sogar einen
noch höheren Zuschlag für Kastraten wünschen.
Guido Tyman, Ferkelerzeuger aus Niedersachsen
Durch die Zweiteilung werde ich als Ferkelerzeuger
direkt darauf hingewiesen weiter chirurgisch zu
kastrieren. Denn bei dieser Preisdifferenzierung ist der
betriebliche Erlösunterschied so groß, dass ich gar
keine andere Wahl habe, obwohl ich viel lieber auf die
Kastration verzichten würde. Am Ende ist es für die
Mäster egal, aus welchem Land die kastrierten Ferkel
kommen, so dass unsere Kastraten am Markt in
Konkurrenz zu den Ferkeln aus Holland oder Dänemark
vermarktet werden.
Heinrich Kruthaup, Schweinemäster aus
Niedersachsen
Der Zeitpunkt für eine Preisdifferenzierung ist viel zu
früh gewählt. Schließlich kommen die Mastferkel, bei
denen die betäubungslose Kastration zur Pflicht
geworden ist, erst im März kommenden Jahres an den
Ferkelmarkt. Auch ist der veröffentlichte Bonus von 2 €
je Ferkel deutlich zu hoch angesetzt. Der Markt wird die
Höhe der Boni alleine regeln und Ferkelerzeuger und