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Die Krise am Schlachtschweinemarkt spitzt sich mit jedem Tag des

Stillstands am Schlacht- und Zerlegebetrieb Tönnies in Rheda-

Wiedenbrück weiter zu. Ein dramatischer Preisrutsch der Schlacht-

schweinenotierung von 19 Cent seit vergangener Woche (6 Cent in der

vergangenen und 13 Cent in dieser Woche) lässt die ökonomische

Misere auf den landwirtschaftlichen Betrieben unerträglich werden.

Doch statt mit konstruktiven Lösungen Abhilfe zu schaffen, schiebt der

Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer klare Aussagen zum

Fahrplan zur Wiederaufnahme des Schlacht- und Zerlegebetriebes bei

Tönnies in Rheda immer wieder weiter auf die lange Bank. Während

der oberste Krisenmanager vor Ort, Landrat Adenauer, öffentlich

vermeldet, Rechnungen an das Unternehmen Tönnies weiterleiten zu

wollen – geht die Verlustrechnung der Schweinehalter auf seine

Kappe. Wie kann es sein, dass die Stadt Rheda-Wiedenbrück Details

für die weiteren Schritte zum Neustart bei Tönnies benennen kann,

bereits Techniker auf das Schlachthofgelände dürfen, um

„vorbereitende Maßnahmen zum Hygieneschutz“ zu treffen, der

zuständige Krisenmanager Landrat Adenauer aber nur mit der Achsel

zuckt, wenn es um den Zeitpunkt der Wiederaufnahme des

Schlachtbetriebes bei Tönnies geht. Er muss die Fäden vor Ort in der

Hand halten! Kann er nicht oder will er nicht? In beiden Fällen ist er der

falsche Mann auf dem Posten. Man kann es verstehen, wenn seine

Behörde angesichts der zugegeben herausfordernden Situation

überlastet ist, dann muss Adenauer aber auch ganz schnell Hilfe vom

Land NRW dazu holen. So wie jetzt kann und darf es jedenfalls nicht

laufen.

„Sicherheit mit Schnelligkeit“ statt „Sicherheit vor Schnelligkeit“

Dass nach über drei Wochen Schließung bei Tönnies in Rheda immer

noch nicht klar sein soll, wann der Schlacht- und Zerlegebetrieb weiter

geht, ist komplett unglaubwürdig. Natürlich muss die Sicherheit einen

entscheidenden Raum einnehmen, aber es darf nicht nur – wie die

Regierungspräsidentin Juliane Pirscher sagt: „Sicherheit vor

Schnelligkeit“ gehen, sondern es muss heißen „Sicherheit mit

Schnelligkeit!“ „In diesem Schneckentempo darf es nicht weitergehen.

Jetzt muss Landrat Adenauer endlich Gas geben, um den Betrieb in

Rheda wieder in Gang zu bekommen“, schimpft ISN-Geschäftsführer

Dr. Torsten Staack. „Hier wird eine ganze Branche pauschal

stigmatisiert. Adenauer beschäftigt sich scheinbar erst mit strukturellen

Fragen statt mit Krisenmanagement. Das ist die falsche

Prioritätensetzung. Es kann doch nicht sein, dass der bäuerlichen

Erzeugung vor Ort und dem gesamten Land ein derartiger

volkswirtschaftlichen Schaden zugefügt wird, nur weil der Landrat

offensichtlich erst noch offene Rechnungen mit Clemens Tönnies

begleichen will – oder einfach Krise nicht kann. Die

Lebensmittelerzeugung ist systemrelevant – und der Tönnies-

Schlachthof in Rheda ist systemrelevant für die deutschen

Schweinehalter. In dieser Woche gehen den deutschen

Schweinehaltern 20 Mio. € verloren, in der nächsten Woche schon

deutlich mehr. So kann und darf es nicht weiter gehen“, so Staack

weiter.

Immenser finanzieller Schaden für die

Schweinehalter

Der finanzielle Schaden, der den Schweinehaltern

durch die aktuelle Situation entsteht, ist immens. Denn

diese verschärft den ohnehin schon drastischen

Preisverfall in der Corona-Phase. Man darf nicht

vergessen, dass die Schlachtschweinenotierung noch

bei über 2 € je kg lag, als die Ferkel eingekauft wurden,

die heute als Schlachtschweine verkauft wurden. Mit

einer Notierung von inzwischen 1,47 € je kg wird für das

gleiche Schwein heute also bereits ein Viertel weniger

erlöst als es bei Einstallung in die Mast der Fall

gewesen wäre. Unter Berücksichtigung der hohen

Ferkelpreise bei der Einstallung, der Futterkosten und

den weiteren Kosten würde nun genau jenes

Preisniveau um 2 € benötigt, um kostendeckend zu

arbeiten. Das bedeutet, dass Schweinehalter aktuell

bereits einen Verlust von ca. 50 € je Mastschwein

machen.

Dass diese Verluste existenzbedrohend für die Betriebe

sind, muss man sich nicht lange ausmalen.

Vor diesem Hintergrund ist der Notierungsverfall seit

vergangener Woche um 19 Cent besonders

schmerzhaft. Allein dieser Preisrückgang innerhalb

einer Woche verursacht zusammen mit den

zusätzlichen Abzügen für die zu spät und damit zu

schwer abgelieferten Schweine insgesamt auf alle

Schweinehalter in Deutschland bezogen einen

Gesamtverlust von ca. 20 Mio. €. In nur einer Woche

wohlgemerkt!