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Landwirtschaft langfristig stärken. Die Politik muss hierbei mit ins Boot.
Durchschaubares Manöver des LEH
Laut einer gemeinsamen Presseerklärung von Land schafft
Verbindung (LSV) und dem Handelsverband Lebensmittel (BVLH)
haben sich Vertreter von LsV, der Lebensmitteleinzelhändler Aldi,
Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe sowie des BVLH auf einige Eckpunkte
zur Unterstützung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft in Deutschland
geeinigt. Vorausgegangen waren breit angelegte Proteste und
Blockaden von Seiten der Landwirte vor den Toren der Handelsriesen.
„Es ist eine starke Leistung der Landwirte, dass sie mit ihren Aktionen
die Lebensmitteleinzelhändler an den Verhandlungstisch geholt
haben. Wichtig ist auch, dass nun vor Weihnachten der Absatz an
Schweinefleisch im LEH nicht behindert wird, denn den brauchen wir
aktuell angesichts des Lockdowns dringend“, bewertet ISN-
Geschäftsführer Dr. Torsten Staack das Ergebnis und resümiert weiter:
„Nüchtern muss man jedoch feststellen, dass die nun festgelegten
Eckpunkte schon lange auf dem Verhandlungstisch liegen und bislang
von eben jenen Handelsunternehmen nur mit der Kneifzange
angefasst wurden. Dass gerade der Handel diese nun als rettende
Lösungen darstellt, ist der blanke Hohn.“
Beispiel Herkunftskennzeichnung: Warum setzt der Handel nicht
längst die Herkunftskennzeichnung um? Die Diskussion dazu läuft
schon seit mehr als zweieinhalb Jahren. Bei der Haltungsform ist der
Handel einfach vorangegangen, da war die schnelle Umsetzung doch
auch kein Problem. Stattdessen verweist man auch jetzt wieder auf die
Rechtskonformität, d.h. man schiebt das Thema zurück auf die
politische Bühne.
Nächstes Beispiel ist die Nämlichkeit, d.h. die durchgehende
Betrachtung eines Produktes über alle Stufen hinweg – also beim
Schweinefleisch von der Geburt des Tieres bis zur Ladentheke: Die
Diskussionen darüber stockten in der Vergangenheit immer wieder
sehr schnell, weil den Lebensmitteleinzelhändlern mit Blick auf die
Ferkelerzeugung genau das zu teuer war – und die größten
Preisdrücker waren hierbei ausdrücklich nicht die Discounter! „Wenn
man nun sieht, mit wie viel Konjunktiven und Rückzugslinien die
Eckpunkte wieder versehen sind, erkennt man schnell eine bekannte
Vorgehensweise des Handels. Man kann doch nur zu dem Schluss
kommen, dass der Handel mit weiteren Arbeitskreisen versucht, wieder
auf Zeit zu spielen und Aussagen zu verwässern“, so Staack.
Lebensmittelhändler wollen Landwirtschaft spalten
„Die Lebensmittelhändler versuchen aus dem Scheinwerferlicht
herauszukommen, in das sie die Proteste der Landwirte und ihr
eigenes Verhalten gebracht hat. Und ganz nebenbei versuchen sie
dabei auch noch das offenkundige Fremdeln zwischen Land schafft
Verbindung und Deutschem Bauernverband für sich zu nutzen, und
einen Keil in die Reihen der Landwirtschaft zu treiben. Der Handel
spielt die landwirtschaftlichen Vertretungen gegeneinander aus“, warnt
Staack. „Bei aller gegenseitiger Kritik der beiden Organisationen:
Genau das darf nicht passieren, denn das schwächt die Position der
Landwirtschaft in den Verhandlungen massiv und das ist genau das,
was einzelne Lebensmitteleinzelhändler erreichen
wollen“, führt Staack aus. „Die Händler dürfen sich nun
ihrer Verantwortung nicht entziehen. Damit sie das nicht
können, muss das Bundeslandwirtschaftsministerium in
die Gespräche mit eingebunden werden, um gleich
Nägel mit Köpfen zu machen. Sie selbst verweisen ja
immer wieder auf Rechtskonformität. Und es geht ja
auch gar nicht anders! Ministerin Julia Klöckner hat sich
bereits als Moderatorin mit angeboten – das muss man
nun nutzen. Ohnehin wird die Umsetzung der UTP-
Richtlinie (also die EU-Richtlinie gegen unlautere
Handelspraktiken) das öffentliche Scheinwerferlicht
wieder auf die Handelsgebaren der großen
Einzelhändler richten. Diesem Licht können die Händler
nur entgehen, wenn sie glaubwürdig den Worten auch
endlich Taten folgen lassen, die der heimischen
Landwirtschaft langfristig helfen“, bringt Staack seine
Forderungen auf den Punkt.