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Brandenburger Tor sondern auch vor den Toren der Marktakteure
(Schlachter, Fleischverarbeiter und Händler), die sich weiter stumpf
verweigern. Die Devise muss heißen, nicht Abschläge für Jungeber,
sondern Aufschläge für Sonderwünsche – also die Kastraten!
Eberprojekt macht Eindruck
Während die Isofluran-Alternative politisch in den Vordergrund gehoben
wird, tut sich nun auch etwas bei der Vermarktung der Jungeber bzw.
geimpften Jungeber. Das 100.000 Improvac-Eber-Projekt der
norddeutschen Schweinehalter hat Eindruck gemacht und verdeutlicht,
es liegt nicht an den Schweinehaltern, dass es nicht voran geht. Gerade
erst wurde das Projekt im Spiegel unter dem Titel Das Eberprojekt
vorgestellt. Bereits im Vorspann heißt es: Sie (gemeint sind die
Schweinehalter) wollen gar nicht mehr amputieren.
Fleischer- oder Maurermeister?
In Reaktion auf den Spiegel-Artikel warnt der Verband der
Fleischwirtschaft (VDF) sogleich vor dem begrenzten Markt an
Eberfleisch und setzt ganz auf die Kastration unter Isoflurannarkose. In
einer VDF-Meldung heißt es dann weiter …Nur mit der Zulassung von
Betäubungsverfahren, die von Landwirten angewendet werden dürfen,
wird sichergestellt, dass der Markt auch ab 2021 weiter problemlos mit
Schweinefleisch aus Deutschland bedient werden kann. Gleichzeitig
droht der Verband mit der Preiskeule. Und die Haltung des Verbandes
spiegelt sich auch in der Praxis einzelner Schlachter wider.
Verfahren liegen auf dem Tisch
Die vier Alternativen liegen inzwischen auf dem Tisch, da beißt die Maus
keinen Faden ab: Die Jungebermast mit oder ohne Impfung auf der
einen Seite und die Kastrationsverfahren mit Betäubung per
Inhalationsnarkose
(Isofluran)
oder
per
Injektionsnarkose
(Ketamin/Azaparon) auf der anderen Seite. Weitere Verfahren werden
zwar zukünftig kommen, bis Ende 2020 wird aber mit hoher
Wahrscheinlichkeit keine weitere Alternative zugelassen. Deshalb
haben wir uns in den vergangenen Monaten klar darauf konzentriert, die
bestehenden Alternativen intensiv voran zu treiben. Schweinehaltern
raten wir dringend, kümmern Sie sich jetzt um die Abläufe bei den
Kastrationsalternativen und die Vermarktung Ihrer männlichen
Schweine! Lassen Sie sich nicht mit Abschlägen – z.B. für geimpfte
Jungeber – abspeisen!
Die ISN meint:
Der Schwarze Peter liegt eindeutig nicht bei den Tierhaltern, denn sie
wollen alle zugelassenen Alternativen nutzen – speziell auch den
Verzicht auf die Kastration. Den Schwarzen Peter hat sich jetzt der VDF
ins Haus geholt. Verschiedene Schlachter erweisen sich nämlich in der
Frage der Kastration mehr als Maurer- denn als Fleischermeister. Das
reicht einfach nicht! Richtig ist, dass der Markt nicht ausgeblendet
werden kann und wir deshalb auch alle Alternativen zur
betäubungslosen Kastration – also auch die Kastration unter Betäubung
– brauchen. In seiner Stellungnahme geht der VDF aber trotzdem in
eine massive Abwehrhaltung gegenüber der Jungebermast (mit und
ohne Impfung) und setzt hier wenig auf Weiterentwicklung. Gleiches
spiegelt sich auch in den Abwehrreaktionen einzelner Schlachter wider.
Hier passt nicht zusammen, dass man auf der einen
Seite erklärt, man müsse Erfahrung sammeln und auf
der anderen Seite aber genau sagen kann, was nicht
geht. Deshalb stellt man sich schon die Frage, wer hinter
der Positionierung des VDF steckt. Die mauernden
Marktakteure werden nun erklären und klar darlegen
müssen, warum sie diese Abwehrhaltung einnehmen.
Diese ist nämlich umso erstaunlicher, da sich auch
gerade beim Lebensmitteleinzelhandel Bewegung in
Richtung Kastrationsverzicht aufzutun scheint. Und es
gibt auch Schlachter, die nun stärker auch auf geimpfte
Jungeber schauen. Mit der Haltung des VDF und auch
der zahlreicher Fleischer und Schlachter holt man sich
eindeutig den Schwarzen Peter ins eigene Haus.
Die Drohung mit der Preiskeule ist eine Kampfansage an
die Schweinehalter. Das Thema allein auf diese
abzuwälzen, geht gar nicht. Ohne Frage verlangt der
Markt weiterhin Kastraten – ohne Frage sind aber auch
alle zugelassenen Alternativen zur betäubungslosen
Kastration notwendig. Die Devise muss aber heißen,
nicht Abschläge für Jungeber, sondern Aufschläge für
Sonderwünsche – also die Kastraten!
In der Frage der Kastration steht die Landwirtschaft
geschlossen zusammen. Vielleicht stehen die Schlepper
demnächst nicht nur am Brandenburger Tor sondern
auch vor den Toren der Marktakteure (Schlachter,
Fleischverarbeiter und Händler), die sich weiter stumpf
verweigern!