13.10.2015rss_feed

Wichtige Erkenntnis von Meyer’s Norwegenreise: Praktiker und Behörden müssen besser zusammenarbeiten

Die Informationsreise von Landwirtschaftsminister Meyer plus Delegation nach Norwegen sollte neue Erkenntnisse für höhere Tierwohl-Standards in Deutschland bringen, zum Beispiel beim Schwanzbeißen. In der Praxis findet sich in Norwegen zwar ein funktionierendes System, jedoch keins mit 1:1 Anwendung für die deutsche Schweinehaltung. Dafür wurde etwas anderes umso deutlicher: Wenn wir etwas aus der norwegischen Schweinehaltung lernen sollten, dann die vorbildliche Kooperation von Landwirten und Behörden.

 

Ich war begeistert von der partnerschaftlich und praxisorientierten Zusammenarbeit der Behörden, der Verbände und Landwirte in Norwegen. Wie wir erfuhren, gibt es dort zwar auch das Ordnungsrecht, doch diese Keule muss gar nicht permanent geschwungen werden, da von vornherein alle an einem Strang ziehen. Das nenne ich praxisorientiert! So erzählt ISN-Vorstandsmitglied Thomas Gardewin nach der Reise.

 

Vorbild: Norwegische Behörden und Landwirte ziehen an einem Strang

Das norwegische Konzept verringerter staatlicher Kontrollen bei gleichzeitiger Selbstverpflichtung der Schweinehalter in Kombination mit Förderanreizen geht auf. Wie wir im Gespräch mit den Landwirten und den Institutionen erfahren haben, gibt es dort insgesamt weniger staatliche Eingriffe und Verordnungen, statt dessen setzt man auf den Dialog mit der Basis und die Erfahrungen aus der Praxis. Das würde ich mir auch für Deutschland wünschen – Prädikat nachahmenswert, stellt Thomas Gardewin fest.

 

Zu einem solchen Dialog mit den Praktikern hat sich auch Minister Meyer mit der Unterzeichnung der Gemeinsamen Eckpunkte von ISN, AEF und ML zur Tierwohlförderung verpflichtet. Das Eckpunktepapier setzt auf eine ganzheitliche, wissenschaftlich getragene und effektive Tierwohlförderung – dialogorientiert und ergebnisoffen, ohne übertriebenes Ordnungsrecht. Statt zum Beispiel wie zuvor von Meyer geplant, 2016 ohne Rücksicht auf Verluste gesetzlich den Ausstieg aus dem Schwanzkupieren zu erzwingen, wird gemeinsam nach den besten Lösungen mit echtem Tierwohl-Charakter gesucht. Eine Zusammenarbeit wie in Norwegen ist also auch für Deutschland ein tolles Vorbild.

 

Eckpunktepapier: Gesammelte Erfahrungen Schritt für Schritt umsetzen

Es war für uns sehr spannend, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Schweinehaltung zu besprechen. Aber das hat uns auch klar gemacht: sämtliche Erkenntnisse darüber, warum norwegischen Schweinehalter das Problem Schwanzbeißen besser im Griff haben als wir, müssen wir zunächst auf ihre Anwendbarkeit auf unsere deutschen Marktverhältnisse und Haltungssysteme untersuchen, erläutert Thomas Gardewin.

 

In Deutschland laufen oder liefen bisher ebenfalls über 25 verschiedene Projekte die sich speziell mit dem Kupierverzicht und dem Entgegenwirken von Schwanzbeißen beschäftigen. Diese gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis, auch von den Teilnehmern der niedersächsischen Ringelschwanzprämie, bilden die Basis für weitere Entscheidungen und Lösungen beim Thema Kupierverzicht. Auch die ISN ist an einigen der Projekte aktiv beteiligt. Ebenso ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Praktikern und staatlichen Behörden in Norwegen eine wichtige Erkenntnis für die gemeinsamen Anstrengungen zur Tierwohlförderung – denn nur wenn man miteinander statt gegeneinander arbeitet, lässt sich dieses Ziel erreichen.

 

Die Reise nach Norwegen zeigt, dass es keine Pauschallösung gegen Schwanzbeißen gibt. Solange es in deutschen Ställen durch den Kupierverzicht und das Schwanzbeißen zu mehr Tierleid als Tierwohl kommt, wollen wir das nicht mitmachen und das ist auch so im gemeinsamen Eckpunktepapier festgehalten, bekräftigt Thomas Gardewin die Position der ISN. Aber wenn wir praktikable Lösungen finden, und da haben wir in Norwegen einige interessante Ansätze in der Zusammenarbeit und der Umsetzung gesehen, dann können wir diese Forderung auch in Deutschland langfristig umsetzen.


Kompromiss zur Tierwohlförderung mit Minister Meyer

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