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Umweltbundesamt empfiehlt Umweltbewertung für zugelassene Tierarzneimittel

Das Umweltbundesamt empfiehlt die Umweltbewertung bereits zugelassener Tierarzneimittel und ein Gewässermonitoring. Ein Internetportal Tierarzneimittel in der Umwelt wurde gestartet. ISN: Warum wird nur die Tierhaltung und nicht der größte Verursacher von Resistenzen, die Humanmedizin, betrachtet?


Die Maßgabe: So wenig Behandlungen wie möglich, so viele wie nötig!

Die Maßgabe: So wenig Behandlungen wie möglich, so viele wie nötig!

 

Umweltbewertung und Resistenzpotenziale

Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt dem EU-Gesetzgeber, für bereits zugelassene Tierarzneimittel eine Umweltbewertung vorzuschreiben, wenn zu diesen bisher keine Umweltdaten vorliegen. Insbesondere für Antibiotika sei das wichtig, denn Antibiotika könnten in Böden und Gewässern die Bildung von resistenten Krankheitserregern fördern. Nötig seien zudem Kriterien für die Zulassung, die das Resistenz-Potential von Antibiotika prüfen. Ergänzend will das UBA ein verpflichtendes und flächendeckendes Monitoring von problematischen Arzneimitteln in Gewässern und Böden einführen.

 

Gemeinsames Vorgehen?

Antibiotikaresistenzen seien vor allem in Krankenhäusern eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit, doch das UBA sieht auch zunehmende Antibiotikafunde in der Umwelt mit großer Sorge. Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA: Wir müssen verhindern, dass Antibiotikarückstände in der Umwelt zum Problem werden, weil dies die Entwicklung von Resistenzen fördern könnte. Aus der Tierhaltung könnten über Gülle und Dung sowohl Antibiotika als auch resistente Erreger in Wasser und Boden gelangen und so die natürliche Entstehung von Resistenzen fördern, heißt es weiter. Wir müssen daher gemeinsam mit der Tiermedizin und der Landwirtschaft daran arbeiten, den Eintrag von Antibiotika aus der Tierhaltung zu senken.

 

Neues Internetportal

Passend zur Grünen Woche startet das UBA das neue Internetportal Tierarzneimittel in der Umwelt. Darin werden vor allem für tierärztliches Fachpersonal und Landwirte praxisnahe Maßnahmen vorgeschlagen, um den Antibiotikaeintrag in die Umwelt zu minimieren.

 

Die ISN meint:

Natürlich ist es richtig, genau hinzuschauen, wo Resistenz-Potenziale durch Antibiotika entstehen. Schließlich wollen auch wir gemeinsam und ganzheitlich die Resistenzgefahr minimieren. Das hat die Tierhaltung durch die Halbierung des Antibiotikaeinsatzes in den vergangenen Jahren schon sehr eindrücklich gezeigt. Die Betonung liegt jedoch auf gemeinsam und ganzheitlich. Deshalb ist es nicht verständlich, dass das UBA den Blick allein auf die Tierhaltung richtet. Richtigerweise führt das UBA an, dass Antibiotikaresistenzen vor allem in Krankenhäusern eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit seien. Richtig, der mit Abstand größte Verursacher von Resistenzen ist die Humanmedizin selbst! Wo bleibt der gleichzeitige Fokus auf die Umweltwirkung der Humanarzneimittel und die Einträge z.B. über die Abwässer aus Krankenhäusern und Privathaushalten? Wer schaut sich die Abwässer in den Klärwerken an? Was kommt am Ende aus den Klärwerken in den Flüssen an?

Wenn das Umweltbundesamt gemeinsam mit der Tiermedizin und Landwirtschaft an der Thematik arbeiten will, dann darf hier nicht der Eindruck entstehen, der Schwarze Peter wird in Richtung Tierhaltung geschoben. Die Humanmedizin muss hier mit ins Boot.

 


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