03.11.2018rss_feed

Staatliche Tierwohlkennzeichnung ohne deutsche Schweinehalter?

Ministerin Klöckner ist mit Fleischwirtschaft einig über die Freiwilligkeit einer staatlichen Tierwohlkennzeichnung. Höhere Standards für die Einstiegsstufe – Verbraucher sollen die Wahl haben. ISN: Eine bizarre Wasserstandsmeldung zu einem Kennzeichnungssystem, das mit den Schweinehaltern nicht ausdiskutiert wurde. Die deutsche Herkunft scheint dabei egal zu sein. Das ist ein bitterer und schlechter Marketing-Gag auf dem Rücken der ohnehin von Sorgen geplagten Schweinehalter!


Eine Dramatische Situation - Deutsche Schweinehalter brauchen endlich machbare Lösungen

Eine Dramatische Situation - Deutsche Schweinehalter brauchen endlich machbare Lösungen

Klöckner und die Fleischwirtschaft

Nach einem Treffen der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit Vertretern des Deutschen Raiffeisenverbandes und des Verbandes der Fleischwirtschaft gab die Ministerin in dieser Woche bekannt: Ich bin mir mit der Fleischwirtschaft zum Tierwohlkennzeichen einig. In einer entsprechenden Pressemeldung Ihres Hauses heißt es: Wir haben eine weitere Etappe auf dem Weg zu einem erfolgreichem gemeinsamen Tierwohlkennzeichen genommen. Wir sind uns einig darüber, dass die Freiwilligkeit des Kennzeichens der richtige Weg ist für die Akzeptanz bei den Landwirten und bei den Verbrauchern. Damit schaffen wir für die Landwirte Perspektiven. Wir wollen eine hohe Marktdurchdringung erreichen. Gleichzeitig lassen wir den Verbrauchern die Wahl, sich an der Ladentheke für Fleisch zu entscheiden, das nach höheren als den gesetzlichen Standards erzeugt wurde. Der Verbraucher kann dann entscheiden, mehr für Tierwohl auszugeben.

Die Eingangsstufe des staatlichen, freiwilligen Tierwohlkennzeichens werde mit höheren als den gesetzlich vorgesehenen Standards versehen und das Ziel sei, dass ab Frühjahr 2020 erste Produkte in den Märkten verfügbar sind.


Label

Die ISN meint dazu:

Was für eine bizarre Wasserstandsmeldung aus dem BMEL? Während die Ministerin sich mit Vertretern der Fleischwirtschaft einig darüber zu sein scheint, dass die Freiwilligkeit des Kennzeichens der richtige Weg ist für die Akzeptanz bei den Landwirten und bei den Verbrauchern, lässt sie die Frage offen, wann sie endlich diese elementaren Fragen und Eckdaten mit den zentralen Betroffenen - nämlich der deutschen Landwirtschaft -ausdiskutiert. Dies ist bislang nicht geschehen!

 

In der Pressemitteilung heißt es zwar, dass man mit einem freiwilligen Tierwohllabel Perspektiven für Landwirte schafft. Offen bleibt aber, welche Perspektiven angesichts der bekannten ungelösten K-Fragen damit real geschaffen werden und für welche Landwirte sie gelten könnten.

 

Fakt ist, dass deutsche Schweinehalter - und allen voran die deutschen Sauenhalter - derzeit vor Sorgen nicht in den Schlaf kommen, weil sie eben nicht wissen, wie sie die schiere Fülle an anstehenden gesetzlichen Auflagen auf ihren Betrieben umsetzen sollen. Daran wird auch ein weiteres freiwilliges Label – und nichts anderes ist ihre Kennzeichnung – nichts ändern. Um Perspektiven zu schaffen, bräuchte es endlich eine umfassende und mit Betroffenen entwickelte Nutztierstrategie, die für hiesige Tierhalter leistbare und genehmigungsrechtlich umsetzbare Kriterien definiert. Dau gehört zwangsläufig die verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für alle Schweinefleischprodukte!

Der Ministerin scheint das aber egal zu sein, sie will eine hohe Marktdurchdringung für das Label erreichen. Ob das gelabelte Schweinefleisch von Tieren aus deutscher Herkunft stammt, scheint bei dieser Zielvorgabe nicht so wichtig. Denn gleichzeitig will sie den Verbrauchern die Wahl lassen, sich an der Ladentheke für Fleisch zu entscheiden, das nach höheren als den gesetzlichen Standards erzeugt wurde. Der Verbraucher könne dann entscheiden, mehr für Tierwohl auszugeben. Die Eingangsstufe des staatlichen, freiwilligen Tierwohlkennzeichens werde aber mit höheren als den gesetzlich vorgesehenen Standards versehen. Wie gerne Verbraucher bereit sind, freiwillig mehr für höhere Tierwohlstandards zu zahlen, zeigt das Nischendasein der vielen schon vorhandenen Label.

 

Unser Fazit: Während die Ministerin weitgehend tatenlos zusieht, wie den deutschen Schweinehaltern hierzulande durch immer mehr und immer höhere gesetzliche Auflagen und somit durch immer höhere Produktionskosten die Existenzgrundlage entzogen wird, sorgt sie zeitgleich dafür, dass auf Seiten der Fleischnachfrager der Preis für Schweinefleisch - egal welcher Herkunft- garantiert niedrig bleibt.

Das ist ein echt bitterer und schlechter Marketing-Gag!


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