Schweinestau reduziert – Anstieg durch die Feiertage scheint beherrschbar
Die Kapazitäten an den Schlachthöfen sind Corona bedingt zwar weiter eingeschränkt, im Vergleich zur Vorwoche konnten sie aber erneut etwas hochgefahren werden. So ließ sich der Schweinestau um etwa 30.000 auf ca. 640.000 Tiere reduzieren. Wegen der entfallenden Schlachttage wird der Überhang über die Weihnachtsfeiertage zwar wieder ansteigen, durch eine Reihe von eingeleiteten Gegenmaßnahmen scheint der Anstieg aber beherrschbar. Die Lage ist für die Schweinehalter dennoch weiter ruinös. Alle Zahlen deuten aber auf eine spürbare Entspannung der Situation ab Ende Januar hin, weil ab dann das Lebendangebot spürbar zurückgehen wird.
Immer wieder treten an den unterschiedlichsten Schlachthöfen Corona-Infektionsgeschehen auf, jedoch ausdrücklich nicht in einem Ausmaß wie vielleicht angesichts der bundesweiten Infektionslage befürchtet wurde. Die umgesetzten Präventionsmaßnahmen greifen also, allerdings macht sich das auch bei den Schlachtkapazitäten bemerkbar. Diese Reduktion sowie immer wieder neu aufflackernde Infektionsgeschehen an einzelnen Schlachthöfen haben einen stärkeren Abbau des Schweinestaus vor Weihnachten blockiert, aber die vor einigen Monaten auf eine Million Schweine bezifferte Größenordnung des Staus zu dieser Zeit konnte bislang verhindert werden. Wie gesagt: Die eingeleiteten Gegenmaßnahmen greifen und das behördliche Augenmaß beim Umgang mit Corona-Fällen unter Schlachthofmitarbeitern ist zurückgekehrt. Der Leitfaden mit Ampelsystem
zum Umgang mit Corona-Infektionen in Schlachtbetrieben in Niedersachsen ist ein Beleg dafür. Somit konnten ungefähr 30.000 Schweine mehr geschlachtet werden als neu hinzugekommen sind und der Schweinestau wurde auf ca. 640.000 Tiere reduziert.
Erneuter Anstieg des Überhangs über die Feiertage – aber keine Eskalation
Dass der Überhang etwas verkleinert werden konnte, ist im Hinblick auf die anstehenden Feiertage besonders wichtig. Wegen der entfallenden Schlachttage wird sich ein erneutes Anwachsen nämlich nicht verhindern lassen. Allerdings kann dieser Anstieg deutlich abgepuffert werden. So werden beispielsweise die drei größten Schlachtunternehmen am Sonntag, den 27.12 an fast allen Standorten arbeiten. Zudem sollen mittels Arbeitsquarantäne die Schlachtungen nach den Feiertagen, wenn viele Mitarbeiter aus ihrem Weihnachtsurlaub zurückkehren, aufrechterhalten werden können. Außerdem fallen die Feiertage in diesem Jahr relativ günstig. Denn der zweite Weihnachtstag, also der 26.12. fällt auf einen Samstag – einen Wochentag Tag an dem ohnehin weniger als an normalen Werktagen geschlachtet wird.
Ruinöse Lage, aber Licht am Ende des Tunnels
ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack fasst die Lage so zusammen: Entwarnung kann mit Sicherheit noch nicht gegeben werden - die Lage ist für die Schweinehalter weiter ruinös. Ein erneuter Anstieg des Überhangs über die Feiertage lässt sich erwartungsgemäß nicht vermeiden. Aber die ergriffenen Maßnahmen dürften dazu beitragen, dass eine weitere Eskalation des Schweinestaus verhindert werden kann. Das war ein hartes Stück Arbeit der letzten Wochen und Monate bis hierhin. Das war auch der Grund, warum wir uns so intensiv um die Zahlen gekümmert haben. Wir brauchten schlicht eine zentrale Datengrundlage in der Kommunikation mit den Ministerien, Behörden und den Schlachtunternehmen
Einen Ausblick auf die kommenden Wochen gibt Marktanalyst Klaus Kessing: Ins neue Jahr werden wir zunächst mit einem größeren Überhang starten, der aber im weiteren Verlauf deutlich schneller abgebaut werden dürfte als bisher. Hauptgrund dafür ist, dass seit September wöchentlich ca. 40.000 Ferkel weniger aus Dänemark und den Niederlanden importiert wurden. Dadurch kommen zum aufgebauten Stau in den folgenden Wochen weniger zusätzliche Schlachtschweine hinzu. Zudem sind die Bestandszahlen weiter rückläufig. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass sich der Abbau des Schweinestaus aufgrund seines enormen Ausmaßes noch einige Zeit hinziehen wird.
Zugangskriterien zur Überbrückungshilfe sollen angepasst werden
Angesichts der weiter ruinösen Lage in der Schweinehaltung ist auch die sich abzeichnende Anpassung der Zugangsvoraussetzungen zur Überbrückungshilfe von erheblicher Bedeutung. Von dieser Anpassung dürften insbesondere Ferkelerzeuger profitieren. Sobald die Änderungen im Detail veröffentlicht werden, werden wir Sie hier im Schweine.net darüber ausführlich informieren.