Kastration: Tierschutzbund für sofortigen Ausstieg und gegen den vierten Weg
Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes fordert die unmittelbare Abschaffung der betäubungslosen Kastration bei Ferkeln
Der Deutsche Tierschutzbund (DTB) fordert das sofortige Ende der betäubungslosen Kastration und schießt weiter gegen den vierten Weg.
ISN: Der DTB verkennt den Ernst der Lage für die Ferkelerzeugung in Deutschland und treibt mit seiner Blockadehaltung die Ferkelimporte voran.
DTB will sofortigen Ausstieg
Der DTB hat zu Jahresbeginn an die in seinen Augen gescheiterte Absichtserklärung aus dem Jahr 2010 zur Ferkelkastration erinnert. Darin hatten verschiedene europäische Branchenverbände vereinbart, ab 2018 EU-weit auf die chirurgische Kastration zu verzichten. Die Tierschützer fordern ein sofortiges Ende der betäubungslosen Kastration. Selbst in Deutschland sei die betäubungslose Kastration erst ab dem 1.1.2019 verboten, heißt es in der Pressemeldung des DTB. Auch wenn Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Staaten damit sogar noch unter den Vorreitern sei, bleibe Kritik und Sorge: Wir warnen die Bundesregierung, das Scheitern der Frist auf EU-Ebene nun zu nutzen, um der Schweineagrarlobby den Gefallen zu tun, das deutsche Verbot zeitlich nach hinten zu verschieben. Die Kastration unter Vollnarkose ist ein Minimum, mittelfristig muss komplett auf die chirurgische Kastration verzichtet werden
, wird DTB-Präsident Thomas Schröder zitiert.
DTB: Vierter Weg
ist keine Alternative
Seine ablehnende Haltung gegen den sogenannten vierten Weg – also der Kastration unter Lokalanästhesie, erneuert der DTB ebenfalls in seiner Pressemeldung. Statt die Umsetzung der bestehenden Alternativen zu forcieren, verzögere die Branche dies derzeit durch ihren Vorstoß für einen vierten Weg
– der Kastration unter Lokalanästhesie, so der Vorwurf des DTB. Dass einzelne Länder die Methode einsetzen, dürfe kein Argument für den hiesigen Einsatz sein. Die Methode sei aus Tierschutzsicht nicht akzeptabel, da der Kastrationsschmerz damit nicht wirksam ausgeschaltet werde und die Tiere durch die Injektionen in die Hoden sogar zusätzlichem Schmerz und Stress ausgesetzt seien.
Die ISN meint:
Den Schweinehaltern in Deutschland vorzuwerfen, die bekannten Alternativen zur betäubungslosen Kastration zu verzögern, ist eine Frechheit und geht an jeglicher Realität vorbei. Denn gerade bei diesem Thema haben die deutschen Schweinehalter mit viel Engagement die Alternativen – beispielsweise die Ebermast – vorangetrieben. Weil die verschiedenen Alternativen nun an ihre (Vermarktungs-)Grenzen stoßen, müssen weitere Lösungen her, wenn die Ferkelerzeugung auch zukünftig noch in Deutschland bleiben soll. Genau deshalb ist es fahrlässig, nicht auch den vierten Weg voranzutreiben – zumal für die Schweinehaltung wichtige Nachbarstaaten genau diesen Weg gehen. Statt den deutschen Schweinehaltern, die, wie der DTB selbst schreibt, heute schon zu den Vorreitern in Europa gehören, weiter Steine in den Weg zu legen, sollte der DTB besser seine Kraft für die Angleichung der Vorgaben in Europa einsetzen. So wie sich der DTB derzeit mit seiner Blockade verhält, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, den Ernst der Lage für die deutschen Ferkelerzeuger nicht zu erkennen. Und die Speditionen können schon einmal zusätzliche Tiertransporter bestellen, um zukünftig die deutschen Ferkel durch Importferkel zu ersetzen – mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Tierschutzbundes.