02.06.2016rss_feed

Junge ISN Mitgliederversammlung 2016: Kontrastprogramm

Wenn Sie können, bauen Sie weiter Ställe - Wir nehmen ihre Schweine ab., diesen Hinweis gab Hans-Jörg Eynck, Mitarbeiter der Abteilung Landwirtschaft im Schlachtunternehmen Tönnies, in der Diskussion mit der Jungen ISN. Doch zu welchen Konditionen? Der Vormittag mit Besichtigung des Schlachthofes in Rheda-Wiedenbrück sorgte auf jeden Fall für Gesprächsstoff bei den folgenden Programmpunkten der diesjährigen Mitgliederversammlung der Jungen ISN.

 

Zum Auftakt erhielten die Jungschweinehalter einen ersten Eindruck von den Abläufen und bewegten Mengen im Tönnies Konzern. Von der Verkaufsware über die Zerlegung, bis hin zur Schlachtung bzw. Anlieferung der Tiere wurden bei der Besichtigung die Dimension des Schlachtbetriebes in Rheda-Wiedenbrück nur annähernd deutlich. Die Zahlen, die Hans-Jörg Eynck im Anschluss in der Diskussion präsentierte verdeutlichen, dass Tönnies sich seit den 70er Jahren zu einem international agierendem Weltkonzern entwickelt hat: Bis zu 120.000 Tiere werden am Standort Rheda-Wiedenbrück wöchentlich geschlachtet. Insgesamt überführt Tönnies 20 Mio. Schweine und 424.000 Rinder in die Lebensmittelkette, so entstehen 1,8 Millionen Verbraucherkontakte täglich. Die Exportrate der Ware liegt gewichtsbasiert bei über 50 %.

 

Wir werden liefern, was der Markt verlangt

Heute sieht das Unternehmen die aktuellen Herausforderungen insbesondere in den Marktanforderungen hinsichtlich Tierwohl. Ein Thema, dass für Diskussionsstoff sorgte war dementsprechend der Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration, der von einigen Lebensmittelhändlern bereits ab 2017 gefordert wird. Wenn es nach uns geht, kann ein Großteil der männlichen Tiere zukünftig als Eber gemästet werden, so Eynck. Vor dem Hintergrund, dass die Lebensmittelhändler unversehrte Tiere favorisieren würden, stelle auch die Impfung mit Improvac für Tönnies eine echte Alternative dar. Wir werden liefern, was der Markt verlangt, erklärt Eynck. Das Gleiche gelte auch für die Exportmärkte.


Auf die Frage, ob die deutschen Schweinehalter sich auf den florierenden Export verlassen bzw. ihre Pläne stützen könnten oder ob eine Abschottung des deutschen Marktes angesichts der aktuellen Preisentwicklungen nicht ratsamer wäre, antwortete Eynck: Aus Sicht der Firma Tönnies gibt es kein Argument für eine Reduzierung des Selbstversorgungsgrads. Der Deutsche isst eh maximal 50 % des Schweines, der Rest wird auch weiter in den Export gehen.

Eine Abschottung des deutschen Marktes würde nicht nur vor Importen schützen, sondern auch die Möglichkeit der Wertschöpfung durch den Export einschränken. Zunächst leuchtete diese Aussage ein. Doch 15 Minuten nachdem die Jungen ISNler das Betriebsgelände verlassen hatten, veröffentlichte Tönnies seinen Hauspreis, der 5 Cent unter dem aktuellen VEZG-Preis liegt. Andere Schlachtunternehmen zogen direkt nach. Das brachte die Junglandwirte - auch in Bezug auf die zunehmende Marktmacht einzelner Unternehmen - stark ins Grübeln.

Schweinefleischvermarktung über Ebay

Der anschließende Besuch der Landfleischerei Heseker war auf den ersten Blick ein absoluter Kontrast zum zuvor Gesehenen. Doch in der Bedienung der Kundeninteressen finden Großkonzern und Familienbetrieb ihre Parallelen. Streichelzoo, Strohburg, Tiere füttern, Trettrecker fahren … auf dem Erlebnishof bleibt kein Kinderwunsch offen. Kerngeschäft bildet allerdings die Hoffleischerei, in der die eigenen Schweine und Rinder verarbeitet werden. Die Vermarktung findet über den eigenen Hofladen und Supermärkten in der Region statt. Wir müssen zum Kunden gehen. Vor etwa 1 1/2 Jahren merkten wir, dass der Absatz über den Hofladen stagnierte, bzw. sogar leicht sank. Ich probierte dann aus unser Fleisch über das Onlinehandelsportal Ebay anzubieten, erklärte Frank Heseker. Mit durschlagendem Erfolg: Kunden aus ganz Europa und auch aus den USA nutzen das Portal um in den Genuss der münsterländischen Fleischwaren zu kommen.

Auf zu neuen Taten

Das rustikale Ambiente des Hofcafés war auch anschließende Kulisse für die Mitgliederversammlung der Jungen ISN.

Zunächst ließ Sebastian Ermann, aus dem Beraterteam der Jungen ISN, das vergangene Jahr Revue passieren. Vermarktungsseminare, die Exkursion nach England und die zahlreichen Kontakte zu (Jung-)Politiker waren Highlights. Auch für die kommenden Monate steht wieder einiges auf dem Programm: Eine Tagesexkursionen unter dem Motto Zu Gast bei Freunden im Herbst, EuroTier und Seminare im Winter sowie eine Auslandsexkursion im Frühjahr 2017, um nur einige Aktionen zu nennen.

Bei den Wahlen wurde Christoph Selhorst im Sprecherteam der Jungen ISN bestätigt.

Von Greenpeace und Co. lernen?

Nach dem offiziellen Teil folgte ein weiterer reger Austausch mit den Agrarreferenten Markus Wolter vom WWF und Martin Hofstetter von Greenpeace. Dazu erstmal nur soviel: Die offenen Worte der Vertreter der Umweltschutzorganisationen überraschten die Jungen ISNler...

Mehr dazu im zweiten Teil:

 


"Mal was probieren" - Junge ISN diskutiert mit Greenpeace und WWF

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