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Ferkelkastration: Wer steht auf der Bremse?

Das vollständige Interview können Sie bei der topagrar-online lesen

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Noch gut ein Jahr, dann läuft die zweijährige Fristverlängerung, in der die betäubungslose Kastration männlicher Ferkel noch erlaubt ist, aus und es müssen praktikable Lösungen für Schweinehalter parat stehen, die letztlich auch von Schlachtern, Verarbeitern und dem Lebensmitteleinzelhandel akzeptiert werden. Der deutsche Tierschutzbund kritisiert zur Halbzeit der Fristverlängerung den mangelnden Willen der nachgelagerten Branche. Der Schwarze Peter liegt definitiv nicht bei den Schweinehaltern, sagt ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. An welchen Stellen beteiligte Akteure auf dem Weg zur betäubungslosen Kastration momentan noch auf der Bremse stehen, hat er in einem Interview mit der Topagrar erläutert.

 

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert zur Halbzeit der Fristverlängerung, dass die praxistauglichen kastrationsfreien und damit tierschutzgerechtesten Alternativen zur betäubungslosen Kastration, wie die Immunokastration, immer wieder falsch dargestellt werde. Aus Sicht der Tierschützer fehle es an seriöser Aufklärungsarbeit und dem Willen der nachgelagerten Branche, bestehende vermarktungstechnische Hürden abzubauen. Dr. Miriam Goldschalt, Referentin beim Deutschen Tierschutzbund kritisierte zudem die Aktivitäten der Branche zur Lokalanästhesie: Statt weiter in sich immer wiederholende und dadurch unnütze Forschungsprojekte zu investieren, sollte die Branche endlich in den Abbau der Hürden für kastrationsfreie Alternativen investieren, fordert Dr. Goldschalt. Nur so kann die Zeit bis zum Fristende sinnvoll genutzt und möglichst schnell auf die betäubungslose oder ganz auf die chirurgische Kastration verzichtet werden.

 

Alle vier Verfahren müssen voran getrieben werden

Fakt ist, zum Ende der zweijährigen Frist, nach der die betäubungslose Kastration männlicher Ferkel nicht mehr durchgeführt werden darf, liegen momentan vier Alternativen auf dem Tisch: Die Jungebermast mit oder ohne Impfung auf der einen Seite und die Kastrationsverfahren mit Betäubung per Inhalationsnarkose (Isofluran) oder per Injektionsnarkose (Ketamin/Azaperon) auf der anderen Seite. Während die ISN die Weiterentwicklung weiterer Verfahren anders als der Deutsche Tierschutzbund trotzdem für richtig hält, besteht Übereinstimmung darüber, dass einzelne Akteure der nachgelagerten Branche bei einigen Alternativen mauern. Der 'Schwarze Peter' liegt eindeutig nicht bei den Schweinehaltern, sagt ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack in einem Topagrar-Interview.

 

Der LEH steht auf der Bremse

Staack erläutert im Interview, dass sich in der Vergangenheit immer klarer herausgebildet hat, wer aktiv an der Marktfähigkeit der Verfahren mitarbeitet und wer die deutschen Ferkelerzeuger hierbei im Stich zu lassen scheint. Auf allen beteiligten Stufen gibt es Akteure, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, weil sie nicht alle zugelassenen Kastrationsverfahren akzeptieren. Eine bedeutende Rolle spiele dabei allerdings der deutsche Lebensmitteleinzelhandel, der gegenüber den Schlachtunternehmen die gewünschten Standards für die gesamte Produktpalette Schweinefleisch, also auch die verarbeitete Ware, in Bezug auf die möglichen Kastrationsalternativen klar zu definieren hat. Staack kritisiert, dass genau an dieser Stelle einzelne, marktrelevante Handelshäuser auf der Bremse stehen, indem sie Jungeber sowie geimpfte Eber nicht in den Markt kommen lassen wollen. Die Schlachter nutzen diese Situation derzeit aus und verstecken sich hinter spezifischen Liefervorgaben.

 

ISN fordert Branchenvereinbarung

Die Schweinehalter stehen also ganz klar nicht auf der Bremse. Das zeigt aus der Sicht von Staack das 100.000 Improvac-Eber-Projekt, dass von Schweinehaltern aus Nordwestdeutschland als Vermarktungsalternative vorangetrieben wird. Außerdem fordern viele Bauern eine Branchenvereinbarung Ferkelkastration, in der sich die Schlachter und der LEH zu einer kompromisslosen Vermarktung der Produkte auch von männlichen Tieren bekennen. Dies fordert auch die ISN. Staack; Die männlichen Tiere müssen kompromisslos vermarktet werden damit männliche Ferkel nicht zum Ausschuss werden. Hier geht um ein Bekenntnis zur deutschen Ferkelerzeugung, das dringend her muss. Denn am Ende geht es hier auch wieder um die Frage: Haltung vor Ort oder Ferkel-Import?"


Das komplette Interview können Sie bei der topagrar-online lesen

Lesen Sie auch unsere Serie zu den Kastrationsalternativen:

 


Interviewreihe Ferkelkastration: Ebermast als Alternative

Interview Ferkelkastration: Erfahrungen mit der Immunokastration

"Isofluran ist praktikabel" – Ein Interview mit Schweinehalter Christian Wesseler

Interviewreihe Ferkelkastration: Erfahrungen mit der Injektionsnarkose

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