05.06.2019rss_feed

AEF kritisiert fehlende Klarheit Klöckners bei der Tierwohlkennzeichnung

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der Präsentation des staatlichen Tierwohllabels und Uwe Bartels, der Vorsitzende des AEF.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der Präsentation des staatlichen Tierwohllabels und Uwe Bartels, der Vorsitzende des AEF.

Der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland (AEF), Uwe Bartels, übte diese Woche deutliche Kritik am geplanten staatlichen Tierwohllabel (bzw. der Tierwohlkennzeichnung) des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Bartels bemängelte in erster Linie die fehlende Klarheit zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit und Überwindung der derzeit bestehenden genehmigungstechnischen Hürden seitens der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner.

ISN: Der AEF-Vorsitzende Uwe Bartels hat mit seiner Kritik den Nagel auf den Kopf getroffen. Viele Schweinehalter wollen ihre Betriebe zu mehr Tierwohl weiter entwicklen, werden dabei jedoch durch Zielkonflikte und genehmigungsrechtliche Hürden blockiert. Diese Problematik muss ebenso wie die Finanzierbarkeit endlich mit Unterstützung der Politik gelöst werden.

Es fehlen verlässliche und konkrete Aussagen

Der AEF-Vorsitzende bemängelte: Für das staatliche Tierwohllabel fehlt noch immer eine klar verlässliche Zieldefinition mit konkreten Aussagen, wie diese Ziele unter den herrschenden Marktbedingungen, aber auch vor dem Hintergrund rechtlicher Hindernisse überhaupt umgesetzt werden können. Konkret bezog Bartels sich auf die Aussagen von Julia Klöckner, welche sie zu den Ergebnissen des Projektes Stall der Zukunft geäußert hatte. Die Bundeslandwirtschaftsministerin bekräftigte in diesem Rahmen den Nutzen des geplanten, staatlichen Labels bei der Vermarktung von Fleisch aus Tierwohl-Ställen.

 

Klöckner blendet klare Erkenntnisse aus

Bartels kritisierte außerdem, dass Klöckner weder auf die Lösung der aktuell bestehenden wirtschaftlichen sowie genehmigungstechnischen Barrieren noch auf die vorgebrachten Bedenken der Projektbeteiligten einging. Dazu zählten neben den fehlenden Aussagen zu Zielen und deren Erreichung die erheblichen Kosten von Um- und Neubauten für tierwohlgerechte Ställe sowie die bislang nicht vorhandene Bereitschaft der Verbraucher, dafür zu zahlen. Der AEF-Vorsitzende warf Klöckner vor, sie blende diese klaren Erkenntnisse bei ihren Überlegungen zum staatlichen Tierwohllabel aus und tue nichts, die schweren Mängel abzustellen.

 

Ganz oder gar nicht

Im Weiteren sprach sich Bartels dafür aus, sämtliches Fleisch in das Label einzubeziehen. Erfasst werden müssten die gesamte Palette von Fleisch- und Fleischwaren sowie alle Marktsegmente inklusive Großhandel und Gastronomie. Für einen echten Mehrwert bei der Verbraucherorientierung müsse analog zur Eierkennzeichnung sowohl der nationale gesetzliche Standard als Label-Basis, wie auch die Herkunft des Fleisches gekennzeichnet werden.

 

Finanzierungslücke schließen

Definiert werden muss laut dem früheren niedersächsischen Landwirtschaftsminister auch der Transformationsprozess, der die landwirtschaftlichen Betriebe in die Lage versetzt, eine wettbewerbsfähige Weiterentwicklung der Ställe aus gesellschaftlicher, genehmigungsrechtlicher und wirtschaftlicher Sicht planbar und verlässlich zu gestalten. Zwingend erforderlich sei schließlich ein unterstützendes Finanzierungsmodell, das die Finanzierungslücken zwischen den zu erwartenden Produktionskosten auf der Anbieterseite und der Zahlungsbereitschaft auf der nachfragenden Seite schließe.

 

Die ISN meint:

Der AEF-Vorsitzende Uwe Bartels hat mit seiner Kritik den Nagel auf den Kopf getroffen. Viele Schweinehalter wollen ihre Betriebe zu mehr Tierwohl weiter entwicklen, wie unsere eigene Umfrage gezeigt hat. Dabei werden sie durch Zielkonflikte und genehmigungsrechtliche Hürden blockiert. Diese Problematik muss endlich mit Unterstützung der Politik gelöst werden. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen befassen sich bereits Gremien auf Ebene der Landesministerien intensiv mit den Zielkonflikten und Hürden – das muss auch auf der Bundesebene geschehen. Zum anderen entstehen durch die Weiterentwicklung der Ställe erhebliche Kosten, wie im Projekt Stall der Zukunft sehr deutlich wurde. Die Mehrkosten können und dürfen nicht bei den Tierhaltern abgeladen werden. Bei der Lösung dieses Problems kann weniger eine freiwillige sondern eher eine verpflichtende und durchgängige Haltungs- und Herkunftskennzeichnung helfen. Dass aber allein der Verbraucher bereitwillig diese Mehrkosten an der Ladentheke durch höhere Fleischpreise ausgleicht, ist utopisch, wie die jüngste Studie der Hochschule Osnabrück gezeigt hat. Hier wird also eine weitergehende finanzielle Unterstützung der Tierhalter bei der Umsetzung der Maßnahmen notwendig sein.

 

 


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