17.12.2020rss_feed

Abbau des Schweinestaus in kleinen Schritten – Weihnachten bringt trotz Lockdown Impulse für den Fleischmarkt

Abbau des Schweinestaus in kleinen Schritten – Weihnachten bringt trotz Lockdown Impulse für den Fleischmarkt

Der Schweinestau konnte leicht auf 670.000 Schweine reduziert werden, hält sich aber nach wie vor hartnäckig. Allerdings sind im Umgang mit Corona-Geschehnissen in Schlachthöfen aber deutliche Verbesserungen zu erkennen. Im Fleischabsatz zeigen sich trotz Lockdown Impulse durch Weihnachten. Aufgrund des sich abzeichnenden Rückgangs an Schweinen, die zur Schlachtreife kommen, dürfte der Abbau des Schweinestaus in den ersten Monaten des neuen Jahres in einem höheren Tempo vorangehen.


Angesichts der bundesweit angespannten Infektionslage kommt es auch in Schlachthöfen immer wieder zu Corona-Infektionen von Mitarbeitern. An verschiedenen Standorten sind die Kapazitäten damit teilweise eingeschränkt. Von den großen Unternehmen sind aktuell besonders Vion an den Standorten in Emstek und Landshut und Tönnies am Standort in Weißenfels betroffen. Auf der anderen Seite sind deutliche Fortschritte im Umgang mit dem Virus im Vergleich zum Beginn der Krise zu beobachten. Die Zusammenarbeit von Unternehmen und Behörden funktioniert nun deutlich besser, sodass ein angemessenes Maß zwischen Infektionsschutz und Kapazitätserhaltung erreicht werden. Genau dieses Maß hat auch ein Leitfaden im Fokus, den das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium in dieser Woche veröffentlicht hat. Insgesamt bessert sich die Lage beim Schweinestau aber nur langsam. Konkret heißt das: In der vergangenen Woche konnte der Schweinestau um etwa 10.000 Tiere abgebaut werden, sodass sich der Überhang aktuell auf ungefähr 670.000 Schweine belaufen dürfte. In dieser Woche deutet sich an, dass der Überhang etwas stärker reduziert werden kann, jedoch bleibt der Berg an Schweinen nach wie vor riesig, so ISN-Marktanalyst Klaus Kessing.

 

Trotz hartem Lockdown: Weihnachten bringt Impulse für den Fleischmarkt

Für den Schweinemarkt bringt der seit gestern geltende zweite Lockdown in Deutschland keine zusätzlichen Verschärfungen. Auf den alltäglichen Betrieb der Schweinehalter haben die neuesten Lockdown-Regelungen keine Auswirkungen. Bezüglich des Absatzes von Schweinefleisch sind auch keine größeren Nachteile zu erwarten. Zwar müssen wieder zahlreiche Geschäfte schließen, doch der Lebensmittelbereich ist davon ausgenommen. Gastronomiebetriebe sind bereits seit dem Beginn des Lockdown Light am 02. November geschlossen. Lieferungen und Abholungen von Speisen zum Verzehr zu Hause sind aber möglich – und das bleibt auch so unter den verschärften Regeln ab dem 16. Dezember. Die Verschiebungen vom Außer-Haus-Markt Richtung Lebensmitteleinzelhandel haben nämlich bereits Anfang November in ähnlicher Form wie schon im März während des ersten Lockdowns stattgefunden. Dort hat sich auch gezeigt, dass ein Teil des entfallenden Außer-Haus-Konsums durch die erhöhten Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel kompensiert werden kann. So erhöhten sich während des ersten Lockdowns die Einkaufsmengen von Fleisch der privaten Haushalte im April um ca. 24 % zum Vorjahresmonat.

Zu Weihnachten dürfte sich die Verlagerung in Richtung Lebensmitteleinzelhandel sogar noch verstärken. Denn wie in jedem Jahr zu Weihnachten können wir auch in diesem Jahr größere Verkaufsimpulse für den Fleischmarkt erwarten – nun eben verstärkt über den Lebensmitteleinzelhandel oder Lieferangebote statt über den Außer-Haus-Verzehr.

 

Gegenmaßnahmen zum Aufbau des Überhangs über die Feiertage eingeleitet

Zum Jahreswechsel wird die Vermarktung von Schweinen aufgrund der entfallenden Schlachttage wieder zu einer größeren Herausforderung. Deshalb wurden bereits einige Gegenmaßnahmen ermöglicht und kommen voraussichtlich bald zur Anwendung. So wollen manche Unternehmen Sonntagsschlachtungen durchführen oder mittels einer Arbeitsquarantäne die Schlachtungen nach den Feiertagen, wenn viele Mitarbeiter aus ihrem Weihnachtsurlaub zurückkehren, aufrechterhalten. Dazu kommentiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack: Das ist der richtige Weg. Wichtig ist es jetzt aber auch, dass noch weitere Maßnahmen in diese Richtung umgesetzt werden. Beispielsweise wären auch Arbeitszeitflexibilisierungen an Werktagen hilfreich. Zudem dürfen sich die Maßnahmen nicht auf wenige Standorte beschränken, sondern sollten bundesweit zur Anwendung kommen.

 

Schnellerer Abbau des Überhangs im nächsten Jahr möglich

Wenn sich die Situation zum Umgang mit Corona-Infektionen bei Schlachthof-Mitarbeitern auch im nächsten Jahr weiter verbessern wird, dürfte der Abbau des Schweinestaus in den ersten Monaten des Jahres in einem höheren Tempo vorangehen, denn dann macht sich auch auf dem Schlachtschweinemarkt bemerkbar, dass seit September schätzungsweise 400.000 Ferkel weniger aus den Niederlanden und Dänemark importiert wurden. Bis der Stau komplett abgebaut wird, dürfte es aufgrund des Ausmaßes aber wohl noch etwas dauern. Mit zeitlicher Verzögerung dürfte sich auch die Reduzierung der Sauenbestände der hiesigen Ferkelerzeuger auswirken. Laut November-Viehzählung reduzierte sich allein in Nordrhein-Westfalen die Zahl der gehaltenen Sauen um 7 % im Vergleich zum Vorjahr. Seit September liegt die Zahl der Sauenschlachtungen in Deutschland durchschnittlich um mehr als 20 % über dem Vorjahr. Zudem fahren die Niederländer ihre Ferkelproduktion im Zuge des Aufkaufprogramms der Regierung stark herunter. Im nächsten Jahr wird mit ca. 2 Mio. weniger Ferkeln in den Niederlanden gerechnet. Im Laufe des nächsten Jahres könnte sich dann ein völlig gegensätzliches Bild zu aktuellen Angebotssituation ergeben.


Neuer Leitfaden mit „Ampelsystem“ zum Umgang mit Corona-Infektionen in Schlachtbetrieben in Niedersachsen

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