21.01.2021rss_feed

Zahl der Schweinehalter in 10 Jahren nahezu halbiert – ISN: Planungssicherheit, Perspektive und Vertrauen fehlen

Landwirtschaftszählung: Von 2010 bis 2020 hat sich die Zahl der Schweinehalter in Deutschland nahezu halbiert

Landwirtschaftszählung: Von 2010 bis 2020 hat sich die Zahl der Schweinehalter in Deutschland nahezu halbiert

Von 2010 bis 2020 hat sich die Zahl der Schweinehalter in Deutschland nahezu halbiert. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der gehaltenen Schweine um 4 % reduziert. Dies geht aus der Landwirtschaftszählung 2020 der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder hervor. Erste Ergebnisse der Zählung wurden heute bekannt gegeben.
ISN:
Dieser seit Jahren zu beobachtende drastische Verlust an schweinehaltenden Betrieben hat sich seit der Landwirtschaftszählung im März 2020 noch einmal dramatisch durch das Auftreten der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest verstärkt. Das wird sich bei den nächsten Viehzählungen erst richtig zeigen, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Es wird allerhöchste Zeit, dass die Betriebe endlich wieder Planungssicherheit, Perspektive und Vertrauen bekommen, was ihnen aktuell völlig fehlt. Das geht nur in einem Gesamtkonzept, in dem eine Weiterentwicklung der Betriebe möglich sein und unterstützt werden muss. Hier müssen die unterschiedlichen Fäden zusammenlaufen und in Einklang gebracht werden.

 

Nach 2010, 2013 und 2016 wurde im vergangenen Jahr wieder eine Landwirtschaftszählung durch die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder durchgeführt. Die Ergebnisse wurden heute auf der Pressekonferenz Landwirtschaft im Wandel – erste Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020" in Wiesbaden veröffentlicht. Die zentrale Aussage: Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist weiter gesunken. Während diese Zahl seit der Landwirtschaftszählung 2010 um 12 % auf insgesamt 263.500 Betriebe in Deutschland zurückgegangen ist, hat sich die Zahl der Schweinehalter im gleichen Zeitraum um 47 % reduziert. Die Erhebungszeiträume und Erhebungsstichtage der Landwirtschaftszählung 2020 lagen am 1. März 2020 oder davor. Dementsprechend bilden die Ergebnisse dieser Erhebung noch keine Auswirkungen der Corona-Pandemie und durch das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ab.

Weniger Schweine und noch deutlich weniger Schweinehalter

Die Ergebnisse der Landwirtschaftszählung zeigen, dass bei den schweinehaltenden Betrieben ganz besonders die kleineren Betriebe ausgestiegen sind. Im Vergleich zu 2010 sanken zwar die Tierbestände, gleichzeitig geht die Zahl der tierhaltenden Betriebe noch stärker zurück. Das heißt, der Durchschnitt der Betriebsgrößen ist angestiegen. In konkreten Zahlen heißt das: In der Schweinehaltung hat sich im letzten Jahrzehnt die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung um 47 % reduziert, der Schweinebestand nahm um 4 % ab. Während 2010 jeder Betrieb im Schnitt rund 459 Schweine hielt, waren es 2020 rund 827 Schweine pro Betrieb. In den rund 14.200 Betrieben, die ausschließlich Schweine hielten, werden 72 % des Gesamtbestandes an Schweinen gehalten.


Die Aufgaberate mit bei Sauenhaltern fällt besonders hoch aus

Die Aufgaberate mit bei Sauenhaltern fällt besonders hoch aus

400 Sauenhalter gaben allein im letzten Jahr auf

Im Ausnahmejahr 2020 hat sich der Strukturwandel in der Schweinehaltung durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und das Auftreten der ASP im Schwarzwildbestand in Deutschland sogar noch verschärft fortgesetzt. Laut den Viehzählungsergebnissen von Destatis zum Stichtag 3. November 2020 gab es zu diesem Zeitpunkt noch rund 20.500 schweinehaltende Betriebe in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr haben etwa 700 Schweinehalter bzw. 3,3 % die Erzeugung aufgegeben. Besonders hoch war die Aufgaberate mit 5,6 % bei den Zuchtsauenhaltern, deren Zahl sich innerhalb nur eines Jahres um rund 400 auf nur noch 6.800 Betriebe reduzierte. Die Zahl der Sauen verringerte sich im Vorjahresvergleich um 96.300 bzw. 5,4 % auf 1,69 Millionen Tiere. Diese Entwicklung wird sich getrieben durch das Corona-Krisenjahr voraussichtlich noch einmal deutlicher in der kommenden Mai-Viehzählung widerspiegeln. Darauf deuten die seit dem Sommer deutlich angestiegenen Sauenschlachtungen (um 20 % über dem Vorjahr) hin.

 

Die ISN meint:

Die nun veröffentlichten Zahlen kommen nicht unerwartet – sie decken sich mit unserer Einschätzung und sind nahezu deckungsgleich mit den Umfragen, die wir 2018 unter Sauenhaltern und Mästern durchgeführt haben. Auch diese zeigten beispielsweise , dass binnen 10 Jahren über die Hälfte der Sauenhalter beabsichtigten, auszusteigen. Bereits in den Umfragen wurde deutlich, dass den Schweinehaltern die Vielzahl an Auflagen und Hürden immer mehr zu schaffen macht. Während viele Betriebsleiter durchaus bereit sind, ihre Betriebe – insbesondere auch zu mehr Tierwohl – weiterzuentwickeln, werden sie durch die bestehenden Zielkonflikte und Genehmigungshürden ausgebremst. Diese Hürden und die immer weitergehenden Anforderungen z.B. durch die Novelle der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, die erwartete Novelle der TA-Luft u.v.m machen die Betriebe mürbe.

Dieser seit Jahren zu beobachtende drastische Verlust an schweinehaltenden Betrieben hat sich seit der Landwirtschaftszählung im März 2020 noch einmal dramatisch durch das Auftreten der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest verstärkt. Das wird sich bei den nächsten Viehzählungen erst richtig zeigen, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack: Es wird allerhöchste Zeit, dass die Betriebe endlich wieder Planungssicherheit, Perspektive und Vertrauen bekommen, was ihnen aktuell völlig fehlt. Das geht nur in einem Gesamtkonzept, in dem eine Weiterentwicklung der Betriebe möglich sein und unterstützt werden muss. Hier müssen die unterschiedlichen Fäden zusammenlaufen und in Einklang gebracht werden. Wenn jetzt nicht schnell Lösungen kommen und den vielen Worten nicht endlich Taten folgen, dann wird die hiesige Schweine- und insbesondere die Sauenhaltung abgeschafft und immer weiter ins Ausland verlagert. Jeder Betrieb, der hierzulande die Schweinehaltung aufgibt, ist dann auch für die Weiterentwicklung zu mehr Tierwohl und für eine regionale Erzeugung verloren."


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