15.04.2016rss_feed

Wissenschaftler empfehlen Kennzeichnung des Haltungsverfahrens bei Fleisch und Milch

Moritz Böckermann (JISN) kontrolliert den Bestand

Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft ist die Einführung einer verpflichtenden Kennzeichnung des Haltungsverfahrens bei Fleisch und Milch empfehlenswert.

 

Zu diesem Ergebnis kommt eine Literaturstudie von Wissenschaftlern des Fachgebiets Agrar- und Lebensmittelmarketing der Universität Kassel unter Federführung von Prof. Ulrich Hamm. Danach würde eine Kennzeichnung mit mehreren Abstufungen zum einen Verbraucher mit einer starken Präferenz für artgerechte Haltungsverfahren in die Lage versetzen, entsprechende Produkte beim Einkauf schnell und einfach zu erkennen. Zum andern würde dadurch allen Verbrauchern eine transparente Kaufentscheidung ermöglicht.

 

Großes Vertrauen in staatliche Kennzeichnungssysteme

Wie aus dem von der baden-württembergischen Landesregierung unterstützten Gutachten weiter hervorgeht, haben Verbraucher großes Vertrauen in ein staatliches Kennzeichnungssystem des Haltungsverfahrens. Auch die Entwicklung im Eiermarkt seit der Einführung der verpflichtenden Kennzeichnung des Haltungsverfahrens lege diesen Schluss nahe. Die Autoren der Studie empfehlen daher, dass ein Kennzeichnungssystem für Haltungsverfahren bei Fleisch und Milch von staatlicher Seite aus eingeführt und getragen werden sollte.

 

Vorteile im internationalen Wettbewerb?!

Nach Ansicht der Wissenschaftler sollte ein verpflichtendes Kennzeichnungssystem mehrere Stufen für Produkte aus Haltungsverfahren umfassen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen. Auch im internationalen Wettbewerb könne sich ein solches Kennzeichnungssystem als vorteilhaft erweisen. Es biete Erzeugern die Möglichkeit, speziell die Nachfrage europäischer Verbraucher zu bedienen und einen höheren monetären Ausgleich für Investitionen Haltungsverfahren zu erzielen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgingen.

 

EU sieht aktuell keinen Handlungsbedarf

Bei einer Diskussionsveranstaltung Ende des vergangenen Jahres stellte Dr. Tim Gumbel von der EU-Kommission klar, dass auf europäischer Ebene ein solches System derzeit nicht angedacht sei. Unter anderem gab er zu bedenken, dass man immer auch die Auswirkungen auf den Binnenmarkt beachten muss. Eine eventuelle nationale Regelung müsste sehr genau darauf ausgerichtet sein, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Er wies darauf hin, dass das Interesse an zusätzlichen Tierwohlaspekten innerhalb der EU nicht gleichmäßig verteilt sei. Die seit 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten hätten gerade erst große Anstrengungen unternommen, um EU-Vorgaben wie die Gruppenhaltungspflicht für Sauen umzusetzen. Dort sei das Interesse an derartigen Vorstößen aktuell sehr gering.


EU: Haltungskennzeichnung für Fleisch aktuell kein Thema

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