16.04.2021rss_feed

Perspektive 2040: Wie sollen Schweineställe in Zukunft aussehen?

In der 2. Veranstaltung von "Perspektive 2040" erläuterte Bernhard Feller die aktuell diskutierten Vorgaben aus dem Kriterienkatalog des Borchert-Plans ©BMEL, Feller, Canva

In der 2. Veranstaltung von "Perspektive 2040" erläuterte Bernhard Feller die aktuell diskutierten Vorgaben aus dem Kriterienkatalog des Borchert-Plans ©BMEL, Feller, Canva

Im zweiten Teil der Veranstaltungsreihe Perspektive 2040: Schweinehaltung mit Zukunft erläuterte Bernhard Feller von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in dieser Woche die aktuell diskutierten Vorgaben aus dem Kriterienkatalog des Borchert-Plans im Detail.

ISN: Die Schweinehalter brauchen endlich Planungssicherheit und Perspektive. Dazu ist ein abgestimmtes Gesamtpaket notwendig, in dem die Anforderungen an die Schweinehaltung umsetzbar und genehmigungsfähig sind, sowie entsprechend finanziell honoriert werden.

 

Die Schweinehalter brauchen dringend Planungssicherheit und Perspektive, denn es geht aktuell um nicht weniger als den Umbau der Schweinehaltung und um die Frage, wie soll die Schweinehaltung in Zukunft aussehen. Die gemeinschaftlich von den schleswig-holsteinischen Organisationen Landwirtschaftskammer, Bauernverband, Netzwerk Sauenhaltung und Schweinespezialberatung sowie der ISN organisierte Veranstaltungsreihe Perspektive 2040: Schweinehaltung mit Zukunft, soll hierzu Licht in Dunkel bringen.

Zur Auftaktveranstaltung Ende März hatten sich Bundeslandwirtschaftsminister a.D. Jochen Borchert und Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Jan-Philipp Albrecht den Fragen der Schweinehalter gestellt und eigene Standpunkte in Bezug auf den sogenannten Borchert-Plan und die im März veröffentliche Machbarkeitsstudie dargelegt. In der zweiten digitalen Veranstaltung am Mittwoch dieser Woche stellte Bernhard Feller von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen den aktuellen Stand der Diskussion um die Kriterien vor, die im Rahmen der staatlichen Tierwohlkennzeichnung bzw. in der sogenannten Borchert-Kommission diskutiert werden.

 

Kriterienkatalog birgt noch viele Herausforderungen

Bernhard Feller, der selbst Mitglied in den Arbeitsgruppen rund um die Borchert-Kommission ist, stimmte bereits zu Beginn seiner Ausführungen die fast 140 Teilnehmer ein: Die Ställe werden in Zukunft ganz anders aussehen, als sie es heute tun. Die Borchert-Kommission habe als Ziel formuliert, dass die Haltungsstufe 2 ab 2040 zum Standard für alle Schweinehalter in Deutschland werde. Feller ging detailliert auf die Vorstellungen zu den einzelnen Kriterien ein. Unter anderem werde deutlich mehr Platz für die Tiere vorgegeben. So müsse in der Haltungsstufe 2 beispielsweise 46 % mehr Platz in Ferkelaufzucht und Mast für die Tiere zur Verfügung gestellt werden. Während die Größe der Abferkelbucht und der Platz für die Sauen im Deckzentrum mit Blick auf die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nicht erweitert werden müssen, sei im Wartestall in Stufe 2 von zusätzlichen 20 % Platz auszugehen. Gefordert wird zudem eine deutliche Strukturierung der Buchten und dauerhafter Zugang zu organischem Beschäftigungsmaterial. Besonders herausfordernd in der Umsetzung sei der Außenklimareiz ab Stufe 2, der durch eine deutliche Öffnung der Außenwände oder durch Ausläufe erreicht werden könne. Ein dicker Brocken sind nach Einschätzung Fellers aber auch die längeren Säugezeiten, die aktuell in der Stufe 2 auf mindestens 28 Tage und somit planerisch fünf Wochen hinauslaufe. Bereits ab Stufe 1 sei der Kupierverzicht gefordert, der aber nach Einschätzung Fellers in den kommenden Jahren so oder so stark vorangetrieben werde. Er betonte, dass der vorgestellte Kriterienkatalog den aktuellen Stand der Diskussion wiedergebe und somit noch nicht in Stein gemeißelt sei.

 

Die Kriterien sind nur ein Teil eines Puzzles

Aktuell bergen die Kriterien noch viele Herausforderungen, so Feller, aber es seien auch viele Ideen da, diese umzusetzen. Hierzu zeigte der Fachmann aus Nordrhein-Westfalen auch zahlreiche Beispiele. Manche Herangehensweisen müssten zukünftig um- bzw. neugedacht werden, schätzte Feller ein, manchmal helfe auch ein Blick in andere Länder, wo einzelne Anforderungen bereits umgesetzt würden. Feller fügte aber auch einschränkend an: Wir werden den Kreis nicht quadratisch kriegen. Es wird nicht in jedem Stall machbar sein. Es komme wesentlich darauf an, wie nun die weiteren Rahmenbedingungen gesetzt würden, beispielsweise im Baurecht und bei der TA-Luft. Diese Unsicherheit wurde auch in der Diskussion noch einmal sehr deutlich. Denn auch diese drehte sich u.a. sehr stark um die Fragen zur Genehmigungsfähigkeit. Auch die Finanzierbarkeit der zweifelsfrei entstehenden sehr hohen Kosten war ein Hauptthema der Diskussion.

Wie schon in der ersten Veranstaltung wurde auch in der zweiten Veranstaltung deutlich, dass die Fäden nun endlich zusammengebunden werden müssen, damit die Schweinehalter Perspektive und Planungssicherheit bekommen , resümiert Dr. Karl-Heinz Tölle, Geschäftsführer der ISN-Projekt GmbH, im Nachgang der Veranstaltung: Entscheidend ist, dass die Kriterien, die zukünftig als Maßstab für die Schweinehaltung angelegt werden sollen, auch umsetzbar und für die breite Masse der bestehenden Betriebe auch genehmigungsfähig sind. Zudem muss die notwendige Finanzierung der zusätzlich entstehenden hohen Kosten auch gesichert sein. Erst wenn dieses Gesamtpaket geschnürt ist, dann wird ein Schuh daraus. Hier sind noch einige dicke Bretter zu bohren.

 

Zum Hintergrund der Veranstaltungsreihe

Durch Neuregelungen im Ordnungsrecht, z.B. die Novellierung der Tierschutz-Nutztierhaltungs-VO, sowie die Ideen zur Veränderung der Tierhaltung im Rahmen einer Nutztierstrategie (Borchert-Papier) ergeben sich für jeden Schweinehalter in den nächsten Jahren konkrete Notwendigkeiten zu erheblichen Veränderungen im eigenen Betrieb. Hier müssen die Schweinehalter als Unternehmer weitreichende Entscheidungen für ihre Betriebe treffen. Dafür sind Planungssicherheit, Perspektive und Vertrauen in die Politik zwingend notwendig.

Die gemeinsame Veranstaltungsreihe des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein , des Netzwerks Sauenhaltung Schleswig-Holstein und der ISN soll Antworten auf die drängenden Fragen gegeben: Wohin führt uns der Weg der Umgestaltung? Wie sehen pragmatische Lösungen aus? Welche Hürden gibt es noch zu überwinden? Wo kann unsere Schweinehaltung im Jahr 2040 stehen?

Die nächste Veranstaltung findet am 28.04.2021 um 15:30 Uhr statt. Dabei werden zwei Schweinemäster Beispiele aus der Praxis für den Stallumbau bzw. Stallneubau vorstellen.


Auftaktveranstaltung Perspektive 2040: Schweinehalter brauchen jetzt Planungssicherheit

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