Vion-Standorte: Kartellamt stoppt Übernahmepläne von Tönnies
Die von Tönnies geplante Übernahme von mehreren Vion-Schlachthöfen in Süddeutschland – darunter auch ein für die Schweinehaltung wichtiger Standort Crailsheim – ist zunächst gescheitert. Das Bundeskartellamt hat den geplanten Deal untersagt, da es eine zu große Marktmacht von Tönnies befürchtet.
ISN: Aus dem Blickwinkel Marktdominanz ist die Entscheidung des Kartellamtes zwar nachvollziehbar. Allerdings stellt sich für die süddeutschen Schweinehalter dann die Frage der Alternative für den Schlachtstandort Crailsheim. Ein grundsätzlicher Wegfall dieses Standortes hätte große Nachteile für die Schweinehalter – insbesondere in Süddeutschland.
Das Bundeskartellamt hat aktuell das Vorhaben von Tönnies untersagt, mehrere Vion-Schlachthöfe in Süddeutschland zu erwerben – darunter der für die Schweinehaltung wichtige Standort Crailsheim.Der Beschluss des Bundeskartellamtes ist allerdings noch nicht bestandskräftig. Gegen ihn kann Beschwerde eingereicht werden, über die dann das Oberlandesgericht Düsseldorf zu entscheiden hätte.
Kartellamt befürchtet zu große Marktmacht
Die Übernahme der Vion-Standorte hätte die Marktposition von Tönnies zum Nachteil der Erzeuger und der verbleibenden kleineren Wettbewerber in den betroffenen Regionen bedenklich verstärkt, begründet der Präsident des Kartellamts, Andreas Mundt, die Entscheidung. Tönnies hätte neben seiner bereits dominierenden Position in der Schlachtung und Verarbeitung von Schweinen in Deutschland auch im Bereich der Rinder eine Führungsposition erlangt. Durch die Übernahme würden sich die Ausweichmöglichkeiten der Erzeuger und Abnehmer verringern und so die Marktstellung der Tönnies-Gruppe und deren Handlungsspielräume erweitern. Nachteile wären auch bundesweit für Abnehmer von Schlachtprodukten entstanden, so das Kartellamt.
Hintergrund ist der Rückzug der Vion
Anfang 2024 zog sich das niederländische Schlachtunternehmen Vion aus dem deutschen Markt zurück. Das Schlachtunternehmen Uhlen kaufte den Standort für Schweineschlachtungen in Perleberg. Die Erzeugergemeinschaft Südbayern übernahm die Schlachtstandorte in Landshut und Vilshofen. Die Übernahme des Standortes für Schweineschlachtungen in Crailsheim (gut 20.000 Tiere/Woche) durch das Unternehmen Tönnies (seit 2025 Premium Food Group) wurde nun durch das Bundeskartellamt untersagt.
Mit der ablehnenden Entscheidung des Kartellamts stellt sich nun die Frage, wie es weitergeht. Das Schlachtunternehmen Tönnies dominiert mit einem Marktanteil von knapp 30 % im Jahr 2024, siehe ISN-Schlachthofranking, den Bereich der Schweineschlachtungen und -verarbeitung. Dabei ist die Lohnschlachtung, der Zukauf und die Weiterverarbeitung von Schweinehälften noch nicht berücksichtigt.
Die ISN meint:
Die Entscheidung des Kartellamtes ist aus unterschiedlichen Richtungen zu bewerten. Aus dem Blickwinkel Marktdominanz ist die Entscheidung des Kartellamtes nachvollziehbar. Auf der anderen Seite ergeben sich aber nachteilige Struktureffekte – besonders für Schweinehalter in Süddeutschland, wenn der Standort in Crailsheim nicht erhalten bleiben sollte. Deshalb stellt sich dann die Frage der Alternative für den Standort Crailsheim, wo mit über einer Mio. Schlachtungen je Jahr fast ein Drittel der bayerischen Schweineschlachtungen stattfinden. Ist der Struktureffekt speziell auf den Schweinebereich ausreichend und differenziert genug beleuchtet worden? Denn im Falle der grundsätzlichen Ablehnung braucht es dann andere Käufer, die in der Lage sind, den Schlachtbetrieb in Crailsheim langfristig zu stemmen. Die schlechteste Lösung für die Schweinehalter wäre der Wegfall dieses im Süden wichtigen Standortes, ein regionaler Schlachtengpass und zusätzliche Schlachtschweinetransporte Richtung Norden.