23.02.2017rss_feed

4. Nährstoffbericht Niedersachsen vorgestellt – Flächendefizit halbiert

Bruttoabgabemengen nach Wirtschaftsdüngerart in Niedersachsen

Bruttoabgabemengen nach Wirtschaftsdüngerart in Niedersachsen

Es hat sich einiges getan! Der bereits zum vierten Mal von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Auftrag des niedersächsischen Agrarministeriums vorgelegte Nährstoffbericht belegt: Das Flächendefizit für eine ordnungsgemäße Ausbringung von Wirtschaftsdüngern konnte halbiert werden, weil u.a. die regionale Verteilung besser funktioniert.

 

Von Anfang Juli 2015 bis Ende Juni 2016 sind in Niedersachsen rund 58,7 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger, also Gülle, Mist und Gärreste, angefallen - eine Million Tonnen weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein Grund: Die Zahl an Schweinen, Hühnern und Puten geht zurück. Überdies sank der Stickstoffüberschuss leicht von 80.000 Tonnen auf 70.000 Tonnen (entspricht 27 kg je Hektar), da über den Handel erheblich weniger Mineraldünger in Niedersachsen abgesetzt wurde.

 

Doch es bleibt dabei: Es sind zu viel Gülle und Gärreste auf unseren Feldern., sagte Agrarminister Christian Meyer bei der Vorstellung des Berichtes. Optimistisch stimme ihn jedoch, dass wir es auf Basis des geltenden Düngerechts geschafft haben, das Flächendefizit zu halbieren. Fehlten zuvor in den Überschussregionen etwa 40.000 Hektar für eine ordnungsgemäße Ausbringung von Wirtschaftsdüngern, so sind es laut Nährstoffbericht nun noch 20.000 Hektar.


Exporte von Wirtschaftsdüngern aus der Region Weser-Ems

Exporte von Wirtschaftsdüngern aus der Region Weser-Ems

Verteilung ausgebaut – Mineraldünger durch Wirtschaftsdünger ersetzen

Zudem seien aus der Überschussregion Weser-Ems zusätzlich etwa 200.000 Tonnen Wirtschaftsdünger verbracht worden. LWK-Präsident Gerhard Schwetje erläutert: Insgesamt beträgt die transportierte Menge aus dieser Region rund 2,8 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger und Gärreste. Schwetje lobte auch, dass sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die gemeldete Menge an Wirtschaftsdüngern und Gärresten bei beachtlichen 165.000 Einzelmeldungen um 1,5 Millionen Tonnen auf 35,4 Millionen Tonnen erhöht hat. Das zeugt von der Bereitschaft der Branche, die Karten offen zu legen.

Schwetjes Appell an die Bauern: Der Mineraldüngereinsatz ist nach dem Pflanzenbedarf zu kalkulieren - und muss zusätzlich künftig durch Wirtschaftsdünger ersetzt werden.

 

Neues Düngegesetz wird Situation wieder verschärfen

Zur Wahrheit gehört für Meyer jedoch auch, dass die vom Bund endlich auf den Weg gebrachte Novellierung des Düngerechts die Lage wiederum verschärfen wird.

Im Klartext: Die neue Düngeverordnung sieht strengere Grenzwerte vor. So sind ab dem Jahr 2020 lediglich noch 50 statt bisher 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar sowie ab dem Jahr 2023 nur noch zehn statt 20 Kilogramm Phosphat pro Hektar an Nährstoffüberschüssen gestattet. Die Folge: Sobald das neue Düngerecht in Kraft ist, steigt laut Nährstoffbericht das Flächendefizit in den Überschussregionen wieder auf mehr als 100.000 Hektar. Sie fehlen dann für eine ordnungsgemäße Ausbringung von Wirtschaftsdünger.

Die ISN meint:

Leider hat es Landwirtschaftsminister Meyer bei der Vorstellung des Nährstoffberichts wieder einmal verstanden, insbesondere die negativen Aspekte beim Nährstoffeinsatz in den Vordergrund zu stellen, anstatt die bisher erreichten Verbesserungen zu betonen. Der 4. Nährstoffbericht Niedersachsen belegt: Die niedersächsischen Landwirte machen ihre Hausaufgaben. Verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der Düngermenge (organisch wie mineralisch) zeigen Wirkung und deshalb hält die eingeleitete Trendwende beim Düngereinsatz an. So wird im Rahmen von verschiedenen Projekten und Initiativen von der Branche intensiv am Thema des Wirtschaftsdüngermanagements gearbeitet.

Wie viel wirkungsvoller wäre der Transport von Nährstoffen aus den Veredlungsregionen in nährstoffarme Regionen erst, wenn Minister Meyer endlich den Bau von Güllelagerbehältern in Ackerbauregionen nachdrücklich unterstützen und fördern würde?

Dass sich die Landwirte nicht auf dem Erreichten Ausruhen können, hat Minister Meyer zu Recht angemerkt. Das neue Düngegesetz stellt die Landwirte – nicht nur in Niedersachsen - vor eine Riesenherausforderung.


Den aktuellen Nährstoffbericht sowie weitere Informationen finden Sie hier

3. Nährstoffbericht – Niedersachsens Tierhalter auf dem richtigen Weg

2. Nährstoffbericht Niedersachsen: Stimmungsmache von Minister Meyer

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