02.09.2022rss_feed

Endgültige Viehzählungsergebnisse bestätigen historischen Bestandsrückgang in der Schweinehaltung

Innerhalb von einem Jahr ist die Anzahl der gehaltenen Schweine in Deutschland um 9,6 % zurückgegangen. ©ISN nach Destatis

Innerhalb von einem Jahr ist die Anzahl der gehaltenen Schweine in Deutschland um 9,6 % zurückgegangen. ©ISN nach Destatis

Die Veröffentlichung der endgültigen Viehzählungsergebnisse zum Stichtag 3. Mai 2022 des Statistischen Bundesamts in dieser Woche bestätigen, dass sich die Schweinebestände in Deutschland auf einem historischen Tiefststand befinden. Gegenüber dem Vorjahr ist der Schweinebestand erschreckende 9,6 % zurückgegangen und bildet die dramatische Entwicklung in der Schweinehaltung ab – Das ist der niedrigste Stand seit über 30 Jahren.

ISN: Die Zahlen sind alarmierend. Eine riesige Ausstiegswelle in der Schweinehaltung rollt. Um diese zu bremsen brauchen Ferkelerzeuger und Schweinemäster endlich wieder auskömmliche Preise. Sie brauchen aber auch eine Perspektive und nicht immer neue Auflagen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir muss sich endlich seiner Verantwortung dafür bewusst werden, dass die riesige Abwanderungswelle in der Schweinehaltung dem Tierwohl, dem Klimaschutz, der Eigenversorgung und der Nachhaltigkeit gleichermaßen schadet!

 

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat in dieser Woche die endgültigen Ergebnisse der Viehzählung zum Stichtag 3. Mai 2022 veröffentlicht. Aufgrund von Nachmeldungen wurde der Gesamtbestand um 51.200 Tiere auf 22,34 Millionen Stück leicht nach oben korrigiert. Das Minus im Vergleich zur Vorjahreserhebung bleibt aber mit 9,6 % (vorher 9,8%) erschreckend hoch. Absolut gesehen entspricht das einem Rückgang der Tierzahl um 2,36 Millionen Stück. Bei den Sauen ergibt sich im Vergleich zur Vorjahreszählung ein Bestandsminus von 143.100 Sauen oder 8,7 %. Die Endgültigen Ergebnisse der Mai-Viehzählung bestätigen die Tatsache, dass die Schweineherde hierzulande auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken ist, berichtet Agra Europe.


Der Schweinebestand in Deutschland ist in den letzten 10 Jahren um über 20 % zurückgegangen - Die Anzahl schweinehaltender Betriebe hat sich in dem Zeitraum fast halbiert © ISN nach Destatis

Der Schweinebestand in Deutschland ist in den letzten 10 Jahren um über 20 % zurückgegangen - Die Anzahl schweinehaltender Betriebe hat sich in dem Zeitraum fast halbiert © ISN nach Destatis

Starker Abbau der Sauenherde auch in Dänemark

Auf Ebene der Europäischen Union sind bisher erst aus zwei weiteren Mitgliedstaaten Ergebnisse der Frühjahrserhebung veröffentlicht worden. In Dänemark sank der Schweinebestand im Vorjahresvergleich um 7,5 % auf 12,18 Millionen Tiere; bei den Sauen war ein Minus von 6,6 % auf 1,19 Millionen Stück zu verzeichnen.

Verhaltener fiel laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) der Rückgang in den Niederlanden aus. Dort nahm die Schweineherde insgesamt um nur 1,0 % auf 11,24 Millionen ab; die Zahl der Sauen verringerte sich um 1,9 % auf 920.000 Tiere.

 

Die ISN meint:

Die endgültigen Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigen die dramatische Entwicklung in der Schweinehaltung. Der Rückgang der Schweinebestände, aber auch der Rückgang der Schweinehalter, schreitet voran – insbesondere in den vergangenen zwei Jahren hat die riesige Ausstiegswelle in der Schweinehaltung noch stärker an Fahrt aufgenommen. Erschreckend, aber wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Schweinehalter seit inzwischen über zwei Jahren einer Multikrise und damit verbundenen langanhaltenden hohen finanziellen Verlusten ausgesetzt sind. Auch die zuletzt gestiegenen Ferkel- und Schlachtschweinepreise können das nicht ausgleichen, denn aufgrund der massiven Kostensteigerungen für Energie und Futter bleiben die Ferkelerzeugung und die Mast weiter ein deutliches Verlustgeschäft.

Aber nicht nur die finanzielle Misere führt zum Ausstieg der Betriebe. Es sind auch die immer neuen oder mit Frist umzusetzenden zusätzlichen rechtlichen Auflagen und die fehlende Perspektive, die die Schweinehalter zur Aufgabe treiben. Die Bundesregierung und allen voran Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir müssen endlich für eine Perspektive für die Schweinehalter sorgen. Aber außer warmen Worten zum Erhalt der bäuerlichen Betriebe können wir dazu bislang nicht viel erkennen – Im Gegenteil, die mit gravierenden Mängeln behafteten Entwürfe zum Tierhaltungskennzeichengesetz und zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung aus seinem Ministerium beinhalten beispielsweise Regelungen, welche die deutschen Schweinehalter sogar noch benachteiligen. Das Gesamtkonzept, wie es in der Borchert-Kommission erarbeitet wurde und das den Schweinehaltern eine Perspektive bringen könnte, wurde vollkommen filetiert und damit zerstört, kritisiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack und fordert: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir muss sich endlich seiner Verantwortung dafür bewusst werden, dass die riesige Abwanderungswelle in der Schweinehaltung dem Tierwohl, dem Klimaschutz, der Eigenversorgung und der Nachhaltigkeit gleichermaßen schadet!


arrow_upward