Vereinigtes Königreich: Parlamentsbericht legt Defizite der Regierung in der Schweinekrise offen
Der Landwirtschaftsausschuss vom britischen Parlament hat einen Bericht vorgelegt, in dem es um den gescheiterten Umgang der Regierung mit der Krise im Schweinesektor in 2021 geht. Der Ausschuss kritisiert das Vorgehen darin scharf und spricht der Regierung mangelndes Verständnis für die Probleme des Lebensmittel- und Agrarsektors, insbesondere der Schweinehalter, zu, berichtet Agra Europe (AgE).
Der britische Schweineerzeugerverband (NPA) hat für seine seit Monaten geübte Kritik an der Vorgehensweise der britischen Regierung in der Schweinekrise nun Rückendeckung aus dem Parlament bekommen. Der Ausschuss für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten legte hierzu in dieser Woche einen Bericht mit vernichtenden
Urteil vor. Diesem ist zu entnehmen, dass die Regierung nicht in der Lage gewesen sei, die Arbeitsmarktprobleme des Lebensmittel- und Landwirtschaftssektors sowie die tatsächlichen Erfahrungen der Unternehmen vor Ort zu verstehen.
Bericht widerlegt Falschaussagen in der Krise
Beispielsweise sei von dem für die Einwanderung zuständigen Staatssekretär Kevin Foster behauptet worden, dass der Arbeitskräftemangel in der Schweinefleischproduktion kein echtes Problem
sei, da nur ein großer Verarbeiter eine Lizenz zur Förderung von Bewerbern für ein Facharbeitervisum beantragt habe. Dabei hätten tatsächlich vier große Verarbeiter solche Lizenzen besessen. In seinem Bericht widerspricht der Ausschuss auch Fosters Aussage, dass die aktuellen Schwierigkeiten der Schweinehalter ein kommerzielles Risiko
darstellten, und übt sehr scharfe Kritik daran. Diese Aussage offenbare ein mangelndes Verständnis
für die Probleme, mit denen die Schweinehalter konfrontiert seien und von denen viele bereits Tiere hätten keulen müssen. Wie die Abgeordneten ferner feststellen, lassen die gesammelten Beweise keinen Zweifel daran, dass die Regierung kein ausgeprägtes Verständnis für die Probleme des Lebensmittel- und Agrarsektors hat. Vielmehr versuche die Regierung, die Schuld auf den Sektor abzuwälzen
, indem sie sich auf falsche Informationen über ihr eigenes Einwanderungssystem stütze.
Parlamentarier fordern bessere Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftssektor
Als äußerst mangelhaft
bewertet der Ausschuss die Kurzzeitvisa für Geflügel- und Schweineschlachthofmitarbeiter sowie Lastkraftwagenfahrer. Sie seien wegen ihrer Befristung unattraktiv und außerdem zu spät eingeführt worden. Die Schweinehalter hätten weiterhin mit ausgeprägten Härten zu kämpfen und benötigten sofortige Unterstützung. Die Parlamentarier fordern die Regierung deshalb dazu auf, ihre Haltung grundlegend
zu ändern und besser mit dem Sektor zusammenzuarbeiten. Befürchtet wird, dass ansonsten der Sektor dauerhaft beeinträchtigt würde und noch mehr Lebensmittel in das Königreich importiert werden müssten.
Weckruf
an die Politik
NPA-Geschäftsführerin Zoe Davies wertete den Bericht als unglaublich gründlich und aufschlussreich
. Sie appellierte an die Regierung, eine Bestandsaufnahme durchzuführen und die im Bericht dargelegten Empfehlungen vollständig zu übernehmen. Der leitende politische Berater des NPA, Charlie Dewhirst, sieht die wichtigste Empfehlung in dem Bericht darin, dass die Regierung künftig die Schweinehalter und nicht die Verarbeiter unterstützen sollte. Er sieht den Bericht als Weckruf an die Politik, nun auf jede der Empfehlungen zu reagieren.