19.01.2017rss_feed

Veggie-Fleischnamen im Niedersächsischen Landtag – ISN: Der Verbrauchertäuschung endlich ein Ende setzen

Verwirrende Vielfalt: Kennzeichnung von Fleischimitaten in der Diskussion

Verwirrende Vielfalt: Kennzeichnung von Fleischimitaten in der Diskussion

Bei einer Anhörung im niedersächsischen Landtag wurde in dieser Woche über die Bezeichnung vegetarischer Fleischersatzprodukte debattiert.

Die Anhörung zum Thema Fleisch bleibt Fleisch und Wurst bleibt Wurst – Bessere Kennzeichnung von Fleischimitaten kam aufgrund eines Antrages der niedersächsischen CDU-Fraktion zustande. Die ISN unterstützt die Auffassung, dass endlich Schluss sein muss mit dieser Verbrauchertäuschung!

 

Unterschiedliche Standpunkte dargelegt

Laut Deutscher Presseagentur kritisierte die Landwirtschaft im Rahmen der Anhörung, vertreten durch das niedersächsische Landvolk, die Bezeichnungen der vegetarischen Produkte als irreführend. Auch die Geschäftsführerin des niedersächsisch-bremischen Fleischerverbandes mahnte an, dass fleischfreie Produkte mit der Bezeichnung Mortadella nichts mit der klassischen Mortadella zu tun haben.

Die CDU fordert daher eine bessere Kennzeichnung dieser Produkte. Wenn noch nicht einmal jedes Fleischerzeugnis die Bezeichnung Schinken tragen darf, was soll sich der Verbraucher dann unter Veggie-Schinken vorstellen?, so Frank Oesterhelweg, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.

Wenig überraschend: Der Vegetarier Bund sieht in der Namensgebung kein Problem. Aber auch Axel Preuß vom niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) sah dies nach übereinstimmenden Medienberichten als nicht wirklich ein Problem auf dem Markt an. Er verwies darauf, dass neue Regelung nicht auf nationaler Ebene möglich sei, sondern von der EU kommen müsse.

 

Rügenwalder Mühle warnt vor Jobverlusten

Die Rügenwalder Mühle hat sich in einem Schreiben an die Landtagsverwaltung Niedersachsen gewendet. Godo Röben, Leiter der Marketingabteilung und zukünftiger Geschäftsführer bei der Rügenwalder Mühle, geht von 150 gefährdeten Arbeitsplätzen aus, berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung. Er befürchtet, dass das vegetarische Segment aus den Supermärkten verschwindet, Komplizierte Bezeichnungen sind weltfremd. Eine vegetarische Frikadelle läuft nun mal besser als ein ‚Bratstück auf Pflanzenöl-Basis‘, so Godo Röben gegenüber der Zeitschrift Bild.

Veggie-Boom schon vorbei?

In diesem Zusammenhang lässt die jüngste Meldung, dass Veganz für seine Supermarkt-Tochter Planinsolvenz angemeldet hat, aufhorchen. Veganz, die erste Supermarktkette, die völlig auf tierische Produkte verzichtet, ist gescheitert, schreibt Spiegel online. Das Unternehmen begründet die Schwierigkeiten demnach mit der Konkurrenz durch das steigende Angebot veganer Produkte im Handel.

Bereits im Dezember vermeldete die Lebensmittelzeitung auf Basis von Aussagen und Auswertungen der Gesellschaft für Konsumforschung, dass der Boom bei Fleischersatzprodukten an Schwung verliere.

Die ISN meint:

Es ist gut so, dass sich nun auch die Politik in Niedersachsen mit der, aus unserer Sicht, Irreführung der Verbraucher durch die Nutzung der wertvermittelnden Fleischproduktnamen für Veggie-Produkte beschäftigt. Diesem Missstand, den wir schon oft angemahnt haben, muss endlich ein Ende gesetzt werden.

Dass diese Namensgebung tatsächlich irreführend ist, bestätigt nun aus unserer Sicht indirekt auch einer der führenden Hersteller – die Rügenwalder Mühle. Das Unternehmen sieht durch eine Reglementierung der Namensgebung Arbeitsplätze in Gefahr. Das heißt doch im Klartext, die Produkte werden nur verkauft, weil man die Qualität eines richtigen Fleischproduktes suggeriert. Wer selbst so wenig auf die Qualität der eigenen Veggie-Fleischprodukte setzt, der sollte sich doch lieber wieder mehr auf das Original mit anerkannter Qualität stützen.

 

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sieht eine Irreführung der Verbraucher durch Veggie-Fleischnamen.


Mehr dazu lesen Sie hier: Veggie-Namen: Jetzt geht’s um die Wurst

Trendwende: Markt für vegane Leberwurst und Co. auf Schrumpfkurs

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