24.10.2023rss_feed

Umfrageergebnisse: Große Mehrheit in der EU fordert mehr Tierwohl und Tierschutz – ISN: Wer die Musik bestellt, muss sie aber auch bezahlen.

© ISN

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Wenn es nach der Mehrheit der Bürger in der Europäischen Union geht, muss bei den Themen Tierwohl und Tierschutz noch mehr unternommen werden. Die Mehrheit der Befragten wollen einen besseren Schutz des Tierwohls von Nutztieren insbesondere an Schlachthöfen. Das ergibt eine aktuelle Umfrage von Eurobarometer, über die Agra Europe berichtet hat.

ISN: Welcher Bürger sagt schon nein, wenn er nach mehr Tierschutz und Tierwohl gefragt wird. Aber, dann muss er auch bereit sein, die Mehrkosten beim Einkauf mit zu tragen. Wichtig ist ein Gleichschritt der Vorgaben in Europa ohne zusätzliche Wettbewerbsnachteile für deutsche Schweinehalter.

 

Laut der veröffentlichten Erhebung von Eurobarometer sind 84% der Befragten der Ansicht, dass der Schutz des Tierwohls bei Nutztieren in ihrem Land verbessert werden sollte. Ein ähnlich hoher Prozentsatz, nämlich 83%, spricht sich dafür aus, die Dauer von Tiertransporten zu begrenzen.

 

Kommission zögert Novellierung des Tierschutzgesetzes hinaus

Interessanterweise war die EU-Kommission bei der Vorlage wichtiger Tierschutzgesetze selbst zuletzt eher auf die Bremse getreten. Ein für September angekündigtes großes Tierschutzpaket wurde immer noch nicht präsentiert. Dem Vernehmen nach soll am 6. Dezember ein Novellierungsentwurf zum Tiertransportrecht präsentiert werden. Unklar ist allerdings, was mit den offenbar fertigen Vorschlägen zur Haltung von Tieren und zur Tötungsverordnung geschehen soll. Auch für 2024 gibt es bisher kein Datum.

 

Besserer Schutz in Schlachthöfen

Laut Eurobarometer vertreten mehr als 90% der Befragten die Auffassung, dass für die Tierhaltung und -zucht grundlegende ethische Standards gelten sollten. Dies soll ein ausreichendes Platzangebot, ausreichend Futter und Wasser, eine an die Bedürfnisse der Tiere angepasste Unterbringung und einen tierschutzkonformen Umgang einschließen. Zudem zeigten sich die Umfrageteilnehmer mehrheitlich besorgt über einen ausreichenden Schutz von Tieren in Schlachthöfen.

 

Kritik an Schwanzkupieren

Von einer großen Mehrheit wird auch das Kupieren bestimmter Körperteile wie Schwänze, Ohren oder Schnäbel als äußerst kritisch angesehen. Angewendet werden sollten solche Vorgehensweisen nur, sofern dies nicht zwingend erforderlich sei und unter Narkose erfolge.

 

Mehrheit drängt auf Verbesserungen

Mit Blick auf Lebensmitteleinfuhren aus Nicht-EU-Ländern pochen 84% auf tierschutzrechtliche Änderung. Dies sollte entweder durch Anwendung der EU-Tierschutzvorschriften auf eingeführte Lebensmittel erfolgen oder durch eine Kennzeichnung der Lebensmittel entsprechend den eingehaltenen Standards. Die Eurobarometer-Sonderumfrage war im Zeitraum vom 2. bis zum 26. März 2023 durchgeführt worden. Befragt wurden 26.376 Personen in den EU-27 aus unterschiedlichen sozialen und demografischen Gruppen.

 

Die ISN meint:

Die Ergebnisse der Umfrage scheinen auf den ersten Blick eindeutig zu sein: Dem Großteil der Bevölkerung in der EU ist eine artgerechte Tierhaltung in der Nutztierhaltung wichtig und das Tierwohl gewinnt immer mehr an Bedeutung für die Verbraucher. Welcher der Befragten würde das auch verneinen? Doch wie sieht es in der Realität aus? Sind die befragten Verbraucher wirklich bereit, auch mehr Geld für Fleischprodukte auszugeben? Oder sieht es an der Ladenkasse dann plötzlich ganz anders aus als bei der in der Umfrage geäußerten Meinung? Entscheidend ist es deshalb, dass es bei Tierschutzauflagen keine unterschiedlichen Geschwindigkeiten bei der Umsetzung in Europa geben darf. Eine europäische Harmonisierung ist dringend geboten. Zusätzliche Wettbewerbsnachteile für deutsche Schweinehalter darf es nicht mehr geben.

 


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