11.05.2022rss_feed

Umdenken bei Wirtschaftsdüngern: Vom Rest- zum Wertstoff

Beim Thema Wirtschaftsdünger findet gerade ein Umdenken statt: Vom Nebenprodukt zum Wertstoff (Bild ©Pixabay, Canva, ISN)

Beim Thema Wirtschaftsdünger findet gerade ein Umdenken statt: Vom Nebenprodukt zum Wertstoff (Bild ©Pixabay, Canva, ISN)

Nicht erst seitdem die Preise für Mineraldünger in die Höhe geschossen sind, ist es ist ökologisch geboten, die Nährstoffe in der Landwirtschaft so weit wie möglich im Kreislauf zu halten. Mineraldünger ist knapp und teuer geworden. Je mehr Nährstoffe zur Deckung des Bedarfs der landwirtschaftlichen Kulturen über wirtschaftseigene Dünger, wie Gülle oder Mist, gedeckt werden können, umso weniger sind Landwirte auf den Zukauf von Mineraldünger angewiesen. Die Ukrainekrise wirkt in Bezug auf den Umgang mit Wirtschaftsdüngern wie ein Katalysator. Ein Umdenken in Bezug auf Wirtschaftsdünger findet statt: Vom Rest- zum Wertstoff!

 

Das Wissen um die Möglichkeiten verschiedener Separations- und Aufbereitungsmethoden sowie über weitere Aspekte rund um das Thema Wirtschaftsdünger zu mehren, hat sich das Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger auf die Fahnen geschrieben. Nach drei Jahren intensivem Austausch von Fachexperten, Wissenschaftlern und natürlich Landwirten ist es Zeit Bilanz zu ziehen. Wo stehen wir? Was bringt die Zukunft? In den nächsten Wochen werden wir in loser Folge im schweine.net wesentliche Erkenntnisse aus dem Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger aufgreifen.

 

Großes Interesse an Wirtschaftsdüngern

Der aktuelle Nährstoffbericht aus Niedersachsen zeigt: Der Absatz von Mineraldünger ist bereits seit Jahren rückläufig und nun auf einem historischen Tiefststand, während sich die Verbringung von Wirtschaftsdüngern schon das zweite Jahr in Folge auf einem Rekordniveau bewegt.

Die Nachfrage nach Wirtschaftsdüngern als Substitut für Mineraldünger oder zur Energiegewinnung steigt, die angebotene Menge sinkt. Doch immer mehr Betriebe stocken ihre Viehbestände ab bzw. lassen aufgrund der wirtschaftlichen Situation ihre Ställe leer stehen. In einigen Regionen Deutschlands gibt es wenig bis keine Tierhaltung mehr. Für Betriebe ohne Tierhaltung wurden spätestens seit diesem Frühjahr Wirtschaftsdünger wie Gülle und Biogassubstratrest als Substitut für Mineraldünger immer interessanter.

Wir haben de facto weniger Wirtschaftsdünger zur Verfügung, der abgegeben werden kann, bei viel mehr Interessenten. Ein Umdenken in Bezug auf Wirtschaftsdünger findet statt: Vom Nebenprodukt zum Wertstoff! Die Vorzüglichkeit von Wirtschaftsdüngern tritt wieder ins Bewusstsein und die enthaltenen Nährstoffe werden als wertvolle Ressourcen wahrgenommen, erklärt Kathrin Albers, Geschäftsführerin der Naturdünger-Verwertungs GmbH.

Für Albers liegen die Vorteile von Wirtschaftsdüngern auf der Hand: Tierhaltung und die Verwendung von Wirtschaftsdünger sind Kernelemente einer nachhaltigen Landwirtschaft, da die in der Gülle und dem Mist enthaltenen Nährstoffe im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder dem Boden zugeführt werden. Darüber hinaus enthalten Gülle und Mist organische Substanz, die als Ausgangsstoff für die Humusbildung im Boden dient und für viele Bodenlebewesen eine wichtige Nahrungsgrundlage darstellt.

 

Austausch zwischen Tierhaltern und Ackerbauern

In den vergangenen Jahren gab es erhebliche Bemühungen, einen Ausgleich und Austausch zwischen den viehintensiven Veredlungsregionen und den Ackerbauregionen zu schaffen, die bereits Früchte tragen. Egal ob der Weg über eine Nährstoffbörse, private Initiative oder Vermittlungsstelle, gemeinsam haben alle das Ziel, Wirtschaftsdünger aller Art überregional zu verwerten und dadurch Nährstoffkreisläufe zu schließen.

Daher wird es für die auf- und abnehmenden Landwirte immer wichtiger zu erfahren, was wirklich in der Gülle drin ist. Neue Techniken werden entwickelt und benötigt, damit sich beide Seiten sicher sein können, was aus dem Stall auf den Acker gelangt, sagt Albers. Damit nicht genug: Damit es zwischen Ab- und Aufnehmer funktioniert sind die Logistik. Transportkosten, Transportkapazitäten und Lagermöglichkeiten am Ort der Ausbringung weitere wichtige Punkte.

 

Mit organischen Wirtschaftsdüngern CO2 einsparen

Vor dem Hintergrund der Klimaschutzdiskussion gewinnt die Energiegewinnung aus organischen Wirtschaftsdüngern an Bedeutung. Die im vergangenen Jahr eingeführte CO2-Bepreisung schafft auch ökonomisch neue Möglichkeiten, die Energiegewinnung aus organischen Wirtschaftsdüngern voran zu treiben. Hier ist eine immense Nachfrage von Seiten der Industrie entstanden, durch die Energiegewinnung aus Wirtschaftsdüngern CO2 einzusparen. So gewinnt beispielsweise die Erzeugung von Bio-LNG (Liquefied Natural Gas) das u.a. für den Einsatz im Schwerlastverkehr geeignet ist, deutlich an Bedeutung. Die durch die Ukraine-Situation hervorgerufene intensive Suche nach alternativen Energiequellen dürfte diese Entwicklung zusätzlich befeuern, so die Einschätzung von Dr. Karl-Heinz Tölle, Geschäftsführer der ISN-Projekt GmbH. Das Bundeslandwirtschaftsministerium geht aktuell davon aus, dass in Deutschland rund 30 Prozent des Wirtschaftsdüngeranfalls in Biogasanlagen zur Energieerzeugung eingesetzt und dadurch treibhausgasrelevante Emissionen in einer Größenordnung von etwa 1,5 Mio. t CO2-Äquivalent vermieden werden.

 

Über das Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger

Das Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger hat die Verbesserung der Nährstoffbilanz in der Modellregion Oldenburger Münsterland im Fokus. In dem im Jahr 2019 gestarteten Netzwerk von Fachexperten, Wissenschaftlern und natürlich Landwirten erfolgt ein intensiver Austausch über verschiedene Separations- und Aufbereitungsmethoden, sowie über weitere Aspekte rund um das Thema Wirtschaftsdünger. Es geht um Erfahrungsaustausch und Information sowie um Hilfestellung für Tierhalter in der Frage der Nährstoffverwertung in den Betrieben.

 

Das Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger wird durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz gefördert und durch die Stiftung Gewässerschutz Weser-Ems unterstützt. Projektpartner sind das Landvolk Vechta, das Landvolk Cloppenburg, das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland und die ISN-Projekt GmbH.

 

Ausführliche Informationen zum Praktikernetzwerk, den Veranstaltungen sowie zur Gülleaufbereitung und Separationstechnik finden Sie unter: www.wirtschaftsduenger.info

 


Termine:

  • Am 16.05.2022 um 19 Uhr stellt die Big Dutchman International GmbH in einer Online-Veranstaltung das Strohstall-Haltungssystem Xaletto und den Havito-Tierwohlstall sowie weitere Techniken für den Bereich Kot-Harn-Trennung vor
  • Am 19.05.2022 um 19 Uhr stellt Heinz Hermann Wilkens von der LWK Niedersachsen als Web-Seminar die aktuellen Ergebnisse aus dem Nährstoffbericht 2020/21 vor.
  • Am 30.05.2022 um 13:00 Uhr referiert Prof. Dr. Carsten Herbes von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen online zum Thema Aufbereitung und Vermarktung von Wirtschaftsdüngern außerhalb der Landwirtschaft – Wirtschaftlichkeit und Verbraucheranforderungen am Beispiel Gärprodukte
  • Am 09.06.2022 bietet die Terrawater GmbH die Besichtigung ihrer Terra Organic FFT & HEF (50%/100%) vor Ort in Bakum an.

 

Eine Anmeldung ist unter www.wirtschaftsduenger.info über den Menüpunkt Veranstaltungen möglich. Hier werden auch regelmäßig weitere Termine veröffentlicht.


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