13.05.2016rss_feed

TTIP - US-Handelsbeauftragter: Kein Europäer wird gezwungen, Produkte aus den USA zu essen

Die laufende Verhandlung zum Transatlantischen Handelsabkommen (TTIP) erregen die Gemüter der deutschen Landwirte.

Und tatsächlich gibt es im aktuell aufgeschlagenen agrarpolitischen Verhandlungskapitel zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten nach wie vor erhebliche Meinungsunterschiede. Doch die konkreten Verhandlungen über sensible Produkte wie der transatlantische Handel mit Fleisch oder Waren mit geografischer Herkunftsangabe haben noch gar nicht begonnen. Bisher wurden lediglich Textvorschläge ausgetauscht, die sich nun in der Konsolidierung befinden.

 

Skeptiker in der Überzahl

Gleichwohl überwiegt in der Agrarbranche die Skepsis. In einer aktuellen Umfrage von top agrar online an der bereits über 3000 Leser der Seite teilgenommen haben, ergibt sich ein klares Bild: 14% sprechen sich für TTIP aus, weil wir gemeinsame Regeln für den Welthandel brauchen. 82% sind gegen TTIP, weil sie befürchten das dann bewährte EU-Standards unter Druck geraten und die Landwirtschaft noch stärker in die Kritik kommt.

 

US-Handelsbeauftragter warnt vor Desinformation und Mythenbildung

Unterdessen warb der US-Handelsbeauftragte Froman in einem aktuellen Interview mit der ARD für Kompromisse und warnte vor Desinformation und Mythenbildung. Die Reaktionen auf TTIP-Leaks in der vergangenen Woche hätten die bei den Verhandlungen mittlerweile erreichten Fortschritte ignoriert.

In den vergangenen sechs Monaten habe es sehr gute Fortschritte bei wichtigen Streitpunkten gegeben. Die US-Regierung nehme Rücksicht auf europäische Befindlichkeiten bei Themen wie dem Chlorhühnchen, die auch in Deutschland noch immer für Ängste sorgen. Bei anderen strittigen Agrarprodukten halte er Kompromisse für machbar, zum Beispiel durch Kennzeichnung der Produkte. Kein Europäer werde gezwungen, Produkte aus den USA zu essen. Ein TTIP light lehne die US-Regierung jedoch ab.


Strengere Auflagen wirken sich auf die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung aus (Quelle: Interpig 2014)

Strengere Auflagen wirken sich auf die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung aus (Quelle: Interpig 2014)

Die Position der ISN ist klar:

Offene Grenzen und der Abbau von Exportbeschränkungen ist zunächst einmal gut und richtig – schließlich ist Deutschland eine Exportnation. Wie bei jedem Handel kommt es dabei aber auf den Preis an, der dafür zu zahlen ist. Wenn TTIP bedeutet, dass Agrarprodukte mit geringeren Standards, also billiger produziert, eingeführt werden, dann ist der Preis zu hoch. Das Argument des US-Handelsbeauftragten, kein Europäer werde gezwungen, Produkte aus den USA zu essen, ist fadenscheinig. Zu glauben, der LEH werde die dann billigeren Produkte mit geringerem Standards nicht in die Ladentheke bringen, ist naiv - genauso naiv wie zu glauben, dass der Verbraucher die billigeren US-Produkte nicht kaufen wird.

Ohne gleiche Zugangsvoraussetzungen zum europäischen Markt für US-Produkte, werden die europäischen und insbesondere die deutschen Bauern auf der Strecke bleiben. Dann macht es auch keinen Sinn mehr, sich hierzulande noch Gedanken über Tier-, Umwelt- und Verbraucherschutz zu machen.

Vergleich der Produktionsstandards: USA versus Deutschland

Damit Sie sich selbst ein Bild machen können, wie stark sich die Produktionsstandards zwischen den USA und Deutschland unterscheiden, haben wir diese für Sie nebeneinander gestellt.

Der Einfluss der strengeren Auflagen auf die Wettbewerbsfähigkeit wird im Vergleich von Interpig deutlich. 2014 haben deutsche Schweinehalter im Durchschnitt einen Verlust von -10 Cent/kg Schlachtgewicht eingefahren, während die US-amerikanischen Schweinehalter fast 60 Cent/kg SG verdienten.

Einem unfairen Wettbewerb wollen und werden sich die deutschen Schweinehalter nicht aussetzen lassen. Europäische Standards für die Lebensmittelerzeugung sind keine Verhandlungsmasse!

 


Textvorschläge der EU auch zum Thema Landwirtschaft können hier eingesehen werden...

Den aktuellen Stand zu den einzelnen Verhandlungspunkten können Sie hier einsehen...

Hier finden Sie das ARD-Interview mit dem US-Handelsbeauftragten Froman...

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