Tönnies will sich Zahlungsziel bezahlen lassen
Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass Tönnies eine Änderung der Abrechnungsmaske für Masteber bekannt gab. Nun hat sich das marktführende Schlachtunternehmen eine weitere Möglichkeit einfallen lassen, an seinem Bezahlsystem zu schrauben: Ab dem 10. Juli 2017 wird Tönnies seinen Einsendern ein Skonto in Höhe von 0,3 % berechnen.
Abzug von etwa 50 Cent pro Tier
Beim aktuellen Preisniveau entspricht das einem Abzug von rund 50 Cent pro Tier. Seit über 10 Jahren hat Tönnies im Einkauf von Lebendvieh ein Zahlungsziel von nur fünf Tagen. Und eben diese Leistung möchte sich Tönnies zukünftig in Form des Skontos honorieren lassen und im Gegenzug dafür weiterhin alle Kosten für die notwendige Kapitalbindung und die Verzinsung der frühzeitigen Bezahlung tragen
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Verlierer sind Landwirte und Viehhändler
Das kurze Zahlungsziel bei Tönnies bietet in der Praxis vielen Viehvermarktern einen Finanzierungsvorteil. Denn oftmals haben diese mit ihren Lieferanten, den Erzeugern, branchenüblich längere Zahlungsziele vereinbart. Das heißt, erhält der Viehhändler von Tönnies sein Geld für eine Lieferung bereits nach 5 Tagen, zahlt er beispielsweise seinen Lieferanten nach 10 Tagen aus. Vereinfacht gesagt: In Zukunft wird Tönnies sich die Beibehaltung des kurzen Zahlungsziel bezahlen lassen. Hinter der zukünftigen Berechnung eines Skontos verbirgt sich somit eine indirekte Vorkostenerhöhung, die den Viehhandel, der von hohen Umsätzen und kleinen Margen geprägt ist, in Zugzwang versetzt und die er erfahrungsgemäß an seine Lieferanten weiterzugeben versucht. Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks in der Viehhandelsbranche dürfte genau das schwierig werden. Verlierer sind somit Landwirte und Viehhändler.
Kürzere Zeitintervalle zwischen den Maßnahmen zur Kostenreduktion
Bemerkenswert ist die Kreativität aus dem Hause Tönnies, die Abzüge für seine Lieferanten zu erhöhen und somit die Kosten für den Lebendeinkauf zu senken. Erschreckend sind die kürzer werdenden Zeitintervalle zwischen den Maßnahmen zur Kostenreduktion. Was sich wiederholt, ist die Kurzfristigkeit der Ankündigung. Das neue Skonto soll bereits ab dem 10. Juli berechnet werden.