20.06.2025rss_feed

Tönnies steigt bei The Family Butchers ein

©Canva

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Die Premium Food Group, Mutter des Fleischkonzerns Tönnies, will die Mehrheit am wirtschaftlich angeschlagenen Konkurrenten The Family Butchers (TFB) übernehmen. Die Übernahme soll die wirtschaftlich schwierige Lage des Unternehmens stabilisieren. Das teilten beide Unternehmen in dieser Woche mit.

 

Die Premium Food Group alias Tönnies hat eine Grundsatzvereinbarung für eine strategische Partnerschaft mit The Family Butchers (TFB) aus Versmold geschlossen. Diese gilt vorbehaltlich der üblichen Genehmigungen. TFB gehört zur InFamily Foods Holding, die aus dem Zusammenschluss der Firmen Kemper und Reinert entstanden ist. Sie ist Deutschlands zweitgrößter Hersteller von Wurst- und Schinkenprodukten.​

 

TFB vor wirtschaftlichen Herausforderungen

TFB begründete die geplante Übernahme: Das defizitäre Familienunternehmen befinde sich in einer wirtschaftlich äußerst herausfordernden Situation und solle stabilisiert werden. Es gehe zum einen um die Existenzsicherung. Zum anderen will TFB den langfristigen Zugriff auf den Rohstoff Fleisch sichern – denn die Wurstbranche steht unter Druck.

 

Prüfung durch das Kartellamt steht noch aus

Kurz nach dem Stopp der Pläne von Tönnies, mehrere Vion-Schlachthöfe in Süddeutschland zu erwerben, wird damit ein weiteres Projekt der Unternehmensentwicklung publik: Tönnies steigt als Investor beim zweitgrößten Wursthersteller TFB mit den Hauptsitzen in Nortrup und Versmold ein. Die Premium Food Group (PFG) geht vorbehaltlich der kartellrechtlichen Prüfung und weiterer Genehmigungen eine strategische Partnerschaft mit TFB ein, über die nach Unternehmensangaben eine Grundsatzvereinbarung geschlossen wurde. Der bisherige Gesellschafter Hans-Ewald Reinert ziehe sich aus dem Gesellschafterkreis zurück. Der zweite Gesellschafter, Dr. Wolfgang Kühnl, bleibe mit seinem Anteil an Bord.

 

Rohstoffsicherung macht TFB zu schaffen

Infolge von Werksschließungen war die jährlich produzierte Tonnage bei TFB von 120.000 auf knapp 100.000 reduziert worden. Der Umsatz von TFB lag nach Angaben der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) im 2023 bei rund 775 Mio., gleichzeitig wurde laut FAZ ein Jahresfehlbetrag von 25 Mio. Euro ausgewiesen. Auch bereinigt um außerplanmäßige Kosten für den Umbau und Werksschließungen habe TFB nicht profitabel arbeiten können. Bereits im Herbst 2024 war TFB auf Partnersuche. Das Unternehmen habe in Bezug auf die Liefersicherheit beim Rohstoff einen strategischen Nachteil gegenüber Tönnies und Westfleisch, war die Begründung. Deren Verarbeitungen, die Zur-Mühlen-Gruppe und Gustoland, haben durch die eigene Schlachtung und Zerlegung einen direkten Zugriff auf den benötigten Rohstoff, der TFB in Zeiten rückläufiger Schlachtzahlen und volatiler Preise fehlt.

 

Die ISN meint:

Seit Jahren sind die Wursthersteller in Deutschland in Bedrängnis, ein hoher Wettbewerbsdruck, steigende Anforderungen und Kostenstrukturen sowie der Rohstoffbezug machen den Unternehmen im stagnierenden Markt zu schaffen. Das Mengengeschäft konzentriert sich durch Zusammenschlüsse, Insolvenzen und Übernahmen auf immer weniger, große Betriebe. Diese zunehmende Konzentration auch in der Verarbeitung dürfte auf Dauer allerdings zu einer weiteren Schwächung der Wettbewerbsposition der Tierhalter führen.

 


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