Tönnies: Hygienekonzept in der Prüfung – bisher keine offensichtlichen Mängel
Letzte Woche wurde vom Kreis Gütersloh am Donnerstag die Schlachtung und am Tag darauf die Zerlegung bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück in reduzierter Kapazität freigegeben. Seit Samstag ist eine Ordnungsverfügung der Stadt Rheda-Wiedenbrück in Kraft, die weitere Auflagen zum Infektionsschutz für das Unternehmen festlegt. Derzeit wird das Hygienekonzept in der Anwendung überprüft. Aktuell gebe es nach Expertenaussagen keine offensichtliche Mängel, insbesondere in der Zerlegung werde mit den neuen Maßnahmen eine deutliche Verbesserung erreicht.
ISN: Statt den Wahlkampfmodus fortzusetzen, sollten sich jetzt alle Beteiligten dafür einsetzen, so schnell wie möglich die Kapazitäten unter Wahrung der Aspekte von Gesundheitsschutz und Arbeitsschutz weiter zu erhöhen.
Nach vier Wochen Stillstand beim Schlacht- und Zerlegebetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hat der Kreis Gütersloh vergangene Woche dem Wiederanlaufen des Betriebes zugestimmt. Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hat nach Auslaufen der allgemeinen Schließungsverfügung am Freitag, 17.07.2020 dann eine Verfügung mit weiteren Auflagen zum Infektionsschutz für das Unternehmen erlassen. Diese gilt, solange eine pandemische Lage von nationaler Tragweite vorliegt.
Am Freitag, 17.07.2020 durfte erstmals die Zerlegung im Probebetrieb wieder ihre Arbeit aufnehmen. Dieser wurde von einem Expertenteam aus Arbeitsmedizinern und Arbeitshygienikern begutachtet und die Wirkung der erlassenen Maßnahmen aus dem Hygienekonzept getestet.
Hygienekonzept wird derzeit überprüft
Der Bonner Hygiene-Professor Dr. Martin Exner zeigt sich zufrieden mit den Schutzmaßnahmen: Wir haben jetzt ein sehr abgewogenes Hygienekonzept, das kann eine Blaupause für andere Betrieb in ganz Deutschland werden.
Den aktuellen Stand könne man am besten mit einem Ampel-System erklären: Nach der Rot-Phase, in der der Betrieb geschlossen war, folgt die Gelb-Phase, in der das neue Hygienekonzept in der Anwendung überprüft wird. Wir sind in der Gelb-Phase, wir sind noch nicht auf grün, sondern in der weiteren Beobachtung
, so Exner. Es gebe aktuell keine offensichtlichen Mängel in der Funktionsweise. Wenn die Tragfähigkeit des Konzeptes – kenntlich an der Infektionsrate – sich bestätigt habe, erst dann gehe man in die Grün-Phase. Es sei nicht auszuschließen, dass in der Zwischenzeit erneut Maßnahmen auferlegt werden müssen.
Exner: Wer 100-prozentige Sicherheit will, der muss Betriebe schließen
Exner betonte, dass er in erster Linie das Unternehmen selbst in der Verantwortung sehe. Am Hotspot der Infektionen, der Zerlegung, sei eine wesentliche Verbesserung durch ein neues Lüftungskonzept, die Einhaltung von Mindestabständen und das Tragen von Mund-Nasen-Schutz erzielt worden. Zusätzlich werden Reihentestungen den Probebetrieb flankieren und die Neuerungen im Konzept seitens der Behörden engmaschig kontrolliert werden. Wer 100-prozentige Sicherheit will, der muss Betriebe schließen
, so Exner. Dazu Landrat Sven-Georg Adenauer: Jetzt ist es das Unternehmen Tönnies, das beweisen kann, dass es aus der Vergangenheit gelernt hat.
ISN meint:
Es sind letztlich zwei Aussagen der letzten Tage, die zeigen, wie politisch die Diskussion um das Weiterhochfahren des Schlacht- und Zerlegebetriebs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück war und immer noch ist. Auf der einen Seite gibt es die Aussage des Hygieneexperten Prof. Dr. Martin Exner, nach der es keine 100-prozentige Sicherheit geben kann. Auf der anderen Seite hat Landrat Sven-Georg Adenauer noch vor einigen Tagen gesagt, dass der Schlachthof erst wieder in Betrieb gehe, wenn er 100-prozentig sicher sei.
Fakt ist, 100 %-ige Sicherheit im Betriebsablauf wird es nie geben – oder ist die etwa beim Fußball oder anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft gewährleistet? Statt den Wahlkampfmodus fortzusetzen, sollten sich jetzt alle Beteiligten dafür einsetzen, so schnell wie möglich die Kapazitäten unter Wahrung der Aspekte von Gesundheitsschutz und Arbeitsschutz weiter zu erhöhen.