30.01.2020rss_feed

Tierwohlfinanzierung in der Diskussion

Der Präsident der Deutschen Raiffeisenverbandes Franz-Josef Holzenkamp spricht sich für die Finanzierung von mehr Tierwohl durch eine Fleischsteuer aus und tritt damit eine erneute Diskussion los.

Der Präsident der Deutschen Raiffeisenverbandes Franz-Josef Holzenkamp spricht sich für die Finanzierung von mehr Tierwohl durch eine Fleischsteuer aus und tritt damit eine erneute Diskussion los.

Der Präsident der Deutschen Raiffeisenverbandes Franz-Josef Holzenkamp spricht sich für die Finanzierung von mehr Tierwohl durch eine Fleischsteuer aus und tritt damit eine erneute Diskussion los.

ISN: Mehr Tierwohl muss auch bezahlt werden. An vorderster Stelle muss dafür der Markt sorgen. Wenn dieser aber versagt, weil die Anforderungen der Gesellschaft und die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher auseinanderlaufen, dann kann nur ein Gesamtkonzept die Lösung bringen. In diesem Konzept müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehalter am Markt wieder gegeben ist. Um zu diesem Gesamtkonzept zu kommen, sollte es keine Denkverbote geben und am Ende muss eine Abwägung der Vor- und Nachteile der Lösungsansätze stehen.

 

Die Oldenburgische Volkszeitung (OV) titelt in Ihrer heutigen Ausgabe Holzenkamp fordert Fleischsteuer und facht damit eine Diskussion u.a. in den sozialen Netzwerken an. Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes Franz-Josef Holzenkamp wird in dem Beitrag u.a. zitiert: Ich bin dafür, dass alles, was über den gesetzlichen Standard geleistet wird, am Point of Sale, am Ort des Verkaufs mit einer Abgabe bezahlt wird, analog zum erfolgreichen Modell der Initiative Tierwohl. Laut OV fordert Holzenkamp eine Fleischabgabe und spricht sich gegen ein Mehrwertsteuermodell aus. Kritiker halten den Aussagen des DRV-Präsidenten entgegen, dass man sich mit seinem Vorschlag vom Markt verabschiede und sich stattdessen in die Abhängigkeit des Staates begebe.

 

Die ISN meint:

Klar ist, mehr Tierwohl kann es nur mit entsprechendem Kostenausgleich und Entlohnung der Schweinehalter geben – dafür sind erhebliche finanzielle Mittel notwendig. Klar ist auch, die Rahmenbedingungen müssen so gesetzt werden, dass dieses an vorderster Front der Markt richten kann. Und genau hier liegt der Haken, wenn die Anforderungen hierzulande nicht im Gleichklang mit internationalen Wettbewerbern hochgeschraubt werden. Eine Erhöhung der Erzeugungskosten für Schweine allein in Deutschland ohne Gegenfinanzierung wird also dazu führen, dass das Fleisch zukünftig billig aus anderen Teilen der Erde zugekauft werden wird. Und spätestens auf den Exportmärkten ist eine massive Wettbewerbsverzerrung zu erwarten.

 

Wenn der Markt versagt, weil die Anforderungen der Gesellschaft und die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher auseinanderlaufen, dann kann nur ein Gesamtkonzept die Lösung bringen. In diesem Konzept müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehalter am Markt wieder gegeben ist. Es geht dabei nicht mehr um die Frage, ob mehr Tierwohl mit erheblichen Mitteln finanziert werden soll, sondern um die Frage, wie man es anstellt, damit am Ende das Geld verlässlich und planbar bei den Schweinehaltern ankommt. Hierbei handelt es sich nicht um Millionen, sondern um Milliarden Euro je Jahr. Allein die zu erwartenden Vorgaben zur Kastenstandhaltung werden zu notwendigen Investitionen in Milliardenhöhe führen und ohne finanzielle Unterstützung einen Großteil der Sauenhalter zur Aufgabe zwingen. Am Ende müssen die deutschen Schweinehalter in die Lage versetzt werden, trotz höherer Anforderungen und damit auch Kosten im Wettbewerb des globalen Marktes bestehen zu können.

 

Wenn der Verbraucher die Mehrkosten an der Ladentheke nicht freiwillig bezahlt, dann braucht es eben auch andere Finanzierungswege. Dabei sollte es zwar rote Linien (z.B. Produktionsquoten o. ä.), aber keine Denkverbote geben, um in dieser Frage zur Lösung zu kommen. Ein pauschale Ablehnung einzelner Wege aufgrund von Begrifflichkeiten und mit Totschlagargumenten ist wenig zielführend. Am Ende müssen die Lösungsansätze nebeneinandergelegt und die Vor- und Nachteile bewertet werden. Erst dann kann eine Entscheidung getroffen werden, welcher Weg am besten ist. Möglicherweise kommt dabei eine Mischung der verschiedenen Wege heraus.


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