29.02.2016rss_feed

Tierwohl passiert im Stall, nicht auf dem Papier! – Ein Kommentar von Florian Hollmann, Junge ISN Sprecherteam

Auf der Mitgliederversammlung der ISN in Osnabrück erhielt folgende Rede von Florian Hollmann aus dem Sprecherteam der Jungen ISN und der dazugehörige Clip viel Beifall:

 

Auf allen Veranstaltungen der Jungen ISN im vergangenen Jahr haben wir sehr viel über die aktuelle Lage und vor allem unsere Zukunftsperspektiven in der Schweinehaltung diskutiert. Ein Gefühl, dass wir momentan gar nicht haben ist, dass unsere Politik uns Landwirte und den ländlichen Raum stärken will.

Auf der einen Seite führen wir von der Jungen ISN gute und konstruktive Gespräche mit Politikern. Dabei haben wir durchaus das Gefühl, dass sie unsere prekäre Lage verstehen. Wie die Politik diese Eindrücke aber anschließend verarbeitet, ist absolut gegenteilig.

Lassen Sie mich das an einem aktuellen Beispiel erklären.

Im März haben wir uns mit SPD-Politikern des niedersächsischen Arbeitskreises Landwirtschaft auf dem Hof von Philine Diekmann getroffen; ein Familienbetrieb mit 200 Sauen im geschlossenen System. Nach dem Hofrundgang haben wir sehr gut und konstruktiv mit den Abgeordneten diskutiert. Klarer Tenor der Abgeordneten am Abend war: Mit dieser Form der Massentierhaltung können wir gut leben. Wir sehen ein, dass neue Vorschriften für Familienbetriebe unverhältnismäßig schwer umzusetzen sind.

Zur Grünen Woche erstellte das SPD-geführte Bundesumweltministerium ein Positionspaper. Ziel des Papieres soll es, wie so oft, sein das Höfesterben zu verringern und die industriellen Tierfabriken einzudämmen. Und die Maßnahmen dafür, jeder hier im Saal kann es sich denken, sollen wieder verschärfte Auflagen, sein! Darunter leiden aber vor allem wir, die Familienbetriebe. Wir machen 98% der Schweinehalter aus! Da kann man doch wiedermal nur fragen: Hört uns eigentlich irgendjemand zu?

Ich stamme von einem Hof in Westfalen in der Nähe von Soest. Ich will den Hof zu Hause weiter führen! Bei vielen meiner Freunde schwingt auch etwas Sarkasmus mit, wenn sie sich sagen: Bei dieser Unterstützung aus Politik und Gesellschaft, suche ich mir lieber einen anderen Job! Die Politik richtet sich nach Mehrheiten; und das sind sicherlich nicht mehr wir Bauern. Forderung von so genannten Umwelt- und Tierschutzorganisationen werden nachgeplappert, um damit auf Stimmenfang zu gehen. Über die Konsequenzen davon macht sich keiner Gedanken.

Politik will den ländlichen Raum stärken? Aber doch nicht in dem sie Misstrauen zwischen den Landwirten und der restlichen Bevölkerung schürt! Unsere Dörfer zeichnet ein starker Zusammenhalt aus. Zeugnis dessen ist unser intensives Vereinsleben. Ich habe Angst, dass dieses Dorfleben in Zukunft verloren gehen kann. Ich lebe auf dem Land, das ist meine Heimat, und das soll sie auch bleiben! Ländliche Entwicklung geht nicht ohne uns Landwirte und das muss auch die Politik verstehen!

Ich will Bauer werden, weil mir die Vielseitigkeit an dem Beruf so viel Spaß macht! Wir Landwirte sind morgens im Stall, arbeiten dort mit unseren Tieren, sind draußen auf unseren Feldern unterwegs und müssen all unsere Arbeiten im Büro organisieren. Doch schon länger habe ich das Gefühl, dass ein Landwirt fast den ganzen Tag im Büro verbringen muss. Das ist aber nicht der Arbeitsplatz für den ich, für den wir Hofnachfolger ausgebildet werden. Ich will Zeit haben, mit den Tieren zu arbeiten, anstatt immer neue Anträge und Vorschriften zu bearbeiten.

Viele Schlagworte wie Nachhaltigkeit und Tierschutz sollen von uns Landwirten ausgefüllt werden. Das tun wir auch gerne, aber dafür brauchen wir Zeit, und zwar draußen auf dem Hof bei den Tieren. Wir brauchen den Freiraum für Innovationen. Denn Tierwohl passiert im Stall und nicht auf dem Papier!

 

Um die Thematik visuell zu verdeutlichen, drehte die Junge ISN vorab den folgenden Clip:


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