15.01.2021rss_feed

Drittlandsmärkte: Lieferungen von deutschem Schweinefleisch nach Thailand wieder möglich – Öffnung weiterer Märkte erforderlich

Schweinefleischlieferungen aus Deutschland nach Thailand sind wieder möglich (Bild: ©Canva)

Schweinefleischlieferungen aus Deutschland nach Thailand sind wieder möglich (Bild: ©Canva)

Seit dem Auftreten der ASP in Ostdeutschland verhängten fast alle wichtigen Drittländer Einfuhrsperren für deutsches Schweinefleisch. Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mitteilt, sind nun Lieferungen nach Thailand wieder möglich. Wenngleich der Markt nicht besonders groß ist, ist dies ein wichtiger Schritt. Die Öffnung weiterer Drittlandsmärkte muss gerade jetzt oberste Priorität haben. Hier sollte man nicht nur auf die China-Karte setzen, sondern speziell auch wichtige Absatzdestinationen wie Südkorea und Japan ins Zentrum der Bemühungen richten.

 

Nach dem ASP-Fund in Brandenburg hatte Thailand die Einfuhr von deutschem Schweinefleisch untersagt. Diese Sperre läuft nun ab und wird nicht verlängert, sodass die Betriebe, welche bereits vor der Sperre eine Zulassung für die Ausfuhr nach Thailand innehatten, wieder Schweinefleisch nach Thailand liefern dürfen. Dazu müssen sie aus Thailand gültige Importlizenzen vorweisen können. Neben den thailändischen Vorgaben für die Ausfuhr ist auch das geltende EU- und nationale Recht, auch bezüglich der Restriktionsgebiete im Hinblick auf ASP, zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass nur Schweinefleisch aus den ASP-freien Regionen geliefert werden darf.

 

Asiatische Märkte wichtig für den Absatz von Nebenerzeugnissen

Mengenmäßig ist der thailändische Markt mit ca. 1 % Anteil an den Drittlandsexporten zwar nicht von höchster Bedeutung - unter anderem weil es Beschränkungen für die Liefermengen einzelner Unternehmen gibt - aber immerhin lag Thailand damit in der Zeit vor der ASP auf dem neunten Rang der wichtigsten Drittlandsmärkte. Momentan wird jeder Absatzkanal für deutsches Schweinefleisch benötigt. Gerade für Schlachtnebenerzeugnisse wie Öhrchen, Pfötchen und Schwänzchen sind die asiatischen Märkte wichtig, denn dort gelten diese Teilstücke als Delikatessen, während sie hierzulande kaum Abnehmer finden.

 

Öffnung weiterer Drittlandsmärkte erforderlich

Die Öffnung des thailändischen Marktes ist ein wichtiger Schritt. Er zeigt auch, wie langwierig und schwierig die Wiederöffnung von Drittlandsmärkten ist. Gerade in der jetzigen Marktphase mit einem Schweinestau von gut 1 Million Schweinen im Überhang, ist es für die Entlastung des deutschen Marktes extrem wichtig, alle Kraft in die Verhandlungen mit den entsprechenden Ländern zu investieren, um weitere Vermarktungsmöglichkeiten zu schaffen. Zwar pendelt das Lebendangebot bereits zurück, um den Schweinestau aber schnell und im großen Maße abbauen zu können, sind aber entsprechende Absatzmöglichkeiten für Schweinefleisch unerlässlich. Sonst werden sich die Schlachtaktivitäten nicht auf ein höheres Niveau bringen lassen. Angesichts des verlängerten Lockdowns in Deutschland und der Aussicht auf eine weitere Verlängerung wird das aber nur mit weiteren Exportmöglichkeiten gelingen. Aus diesem Grund sind weitere Erfolgsmeldungen der Bundesregierung und speziell des Kanzleramtes unerlässlich. Mit Abstand am bedeutendsten ist der chinesische Markt, daher stehen die Gespräche mit den Chinesen natürlich im Fokus. Diese verlaufen momentan sehr schleppend, daher darf nicht alles auf die China-Karte gesetzt werden. Vielmehr muss parallel der Fokus auf andere wichtige Exportdestinationen wie Südkorea, Japan oder Vietnam gerichtet werden. Einigungen mit diesen Ländern könnten den Fleischmarkt deutlich entlasten und somit auch den deutschen Schweinehaltern weiterhelfen.

 

Drittlandsexporte im Oktober auf die Hälfte geschrumpft

Aus der Liste der bisherigen Top 10-Drittlandsdestinationen (Jan-Aug 2020) stehen neben Thailand derzeit nur noch Hongkong und der Kongo als Abnehmer zur Verfügung. Seit dem ASP-Fund und der Sperrung von China ist Hongkong die Plattform für den asiatischen Markt. Im Oktober 2020 konnten dorthin 13.000 t Nebenerzeugnisse sowie 10.000 t gefrorenes Schweinefleisch geliefert werden. Vor dem ASP-Fund beliefen sich die Mengen für gewöhnlich auf zusammengerechnet 3.000-6.000 t pro Monat. Dagegen sind die Mengen, die in den Kongo geliefert werden, eher gering. Diese wurden von 1.000 vor der ASP auf ca. 2.000 t im Oktober 2020 gesteigert. Zuwächse in einem ähnlichen Rahmen zeigten sich für die Abnehmerländer Norwegen, Chile, die Elfenbeinküste oder Haiti.

Insgesamt schrumpfte der Handel mit Drittländern etwa auf die Hälfte, sodass im Oktober nur noch rund 47.000 t Schweinefleisch (inkl. Nebenerzeugnissen) in Länder außerhalb der EU geliefert wurden. Ein Teil des Fleisches kann auf dem EU-Binnenmarkt untergebracht werden, jedoch sind dazu zum Teil deutliche Preisnachlässe nötig. Besonders die entfallenden Lieferungen nach China machen den exportorientierten Unternehmen zu schaffen.


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