19.11.2021rss_feed

Spanien stockt Schweinehaltung auf, Deutschland stockt ab – Liebe Politiker, wollt Ihr Haltung vor Ort oder Schweineimport?

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Während in der Schweinehaltung in Deutschland bereits ein drastischer Strukturwandel erkennbar ist, setzt die spanische Schweinebranche nach eigener Aussage auf Produktionsrückgänge im Norden der EU, um mehr Schweinefleisch im Export zu verkaufen. Dabei soll es dort weitere Schritte in Richtung Vertikalisierung und Effizienzsteigerung geben, berichtet Agra Europe (AgE).

ISN: Deutschland stockt ab und Spanien stockt auf. Die Verlagerung der Schweinehaltung ins Ausland ist im vollen Gange, das belegen auch die amtlichen Statistiken. Der Hauptgründe sind die fehlende Planungssicherheit und Perspektive und immer neue Regelungen im Ordnungsrecht. Es ist schon 5 nach 12 – deshalb kommt nun maßgeblich darauf an, welche Weichen die Ampel-Parteien in Berlin in ihrem Koalitionsvertrag stellen und dass nun endlich machbare und finanzierbare Lösungen für die Schweinehalter geschaffen werden. Wollt Ihr Haltung vor Ort oder Schweineimport? Dieser Frage muss sich die designierte Koalition stellen.

 

Die Summe an Auflagen, fehlende Planungssicherheit sowie mangelnde Perspektive und immer neue Auflagen treiben die Schweinehalter hierzulande zum Ausstieg. Die Jüngste ISN-Umfrage und die amtlichen Statistiken belegen das deutlich. Die Lage der Schweinehalter hierzulande ist dramatisch. Währenddessen schmieden die Spanier Pläne, wie sie ihre vertikalen Strukturen weiter ausbauen und die Effizienz steigern können, damit sie die Produktionsrückgänge im Norden der EU ausnutzen und Exportlücken schließen können.

 

In Spanien ist die Produktion von Schweinen und Schweinefleisch in den vergangen zehn Jahren so stark gewachsen wie in keinem anderen Land der Europäischen Union; selbst die Zuwachsraten von Brasilien oder den USA wurden übertroffen. Ein Ende der Expansion scheint - trotz der zuletzt stark gefallenen Schweinepreise - vorerst nicht in Sicht.

 


Seit 2013 hat die Anzahl der gehaltenen Sauen in Deutschland deutlich abgenommen, im Gegensatz dazu baut Spanien in gleichem Maß seinen Sauenbestand weiter aus. ©ISN nach Eurostat

Seit 2013 hat die Anzahl der gehaltenen Sauen in Deutschland deutlich abgenommen, im Gegensatz dazu baut Spanien in gleichem Maß seinen Sauenbestand weiter aus. ©ISN nach Eurostat

Vertikale Systeme sollen dem Schweinesektor Schlagkraft geben

Das integrierte System der Viehwirtschaft hat dem Produktionssektor finanzielle, wirtschaftliche und operative ‚Muskeln‘ verliehen, die es ihm ermöglicht haben, solch ein Wachstum in Bezug auf Quantität und Effizienz zu erreichen, erläuterte der Generaldirektor des Mercolleida, Miquel Àngel Bérges, in einem Interview mit Agra Europe. Laut Bérges haben die Fleischhersteller in den vergangenen Jahren ihre Schlacht- und Gefrierkapazitäten erheblich erweitert und sich der Internationalisierung und dem Export verschrieben. Gleichzeitig seien die Produktionskapazitäten auf Erzeugerstufe ausgebaut worden, wenn auch nicht immer mit der gleichen Geschwindigkeit. Insgesamt hat die Konzentration und die Vertikalisierung in der Branche zugenommen. Dies habe die Effizienz und Schlagkraft des Sektors erhöht, berichtet der Experte.

 

Genehmigte Betriebspläne lassen spanische Produktion weiter wachsen

Der Einbruch der Exporte nach China hat die maßgebliche Schlachtschweinenotierung am Mercolleida seit Ende Juni um insgesamt gut 53 Cent/kg Lebendgewicht oder 34 % sinken lassen, während die Produktionskosten der Erzeuger spürbar gestiegen sind. Bérges erwartet dennoch keinen Rückgang der Erzeugung, wie er für Nordeuropa wahrscheinlich ist. Die Produktion in Spanien wird im nächsten Jahr aufgrund der der bereits genehmigten Betriebspläne weiter wachsen, prognostiziert der Generaldirektor. Allerdings werde das Ausmaß davon abhängen, wie sich die Preis-Kosten-Situation entwickle.

 

Spanien will Produktionsrückgänge in der EU ausnutzen

Grundsätzlich wolle der Sektor diese Krise nutzen, um die Strukturen zu stärken, um das Wachstum zu konsolidieren. Es werde weitere Schritte in Richtung Vertikalisierung und Effizienzsteigerung geben. China könne, so Bérges, 2022 bei rückläufiger Eigenproduktion wieder mehr Schweinefleisch importieren, doch dürfte die Volksrepublik mittelfristig wieder mehr zu einem Markt für Nebenprodukte wie Innereien, Köpfe oder Füße werden. Um die Abhängigkeit von China zu verringern, müssten andere Exportmärkte ausgebaut werden. Spaniens Schweinesektor sei zuversichtlich, dass er in der Lage sein werde, den Produktionsrückgang im Norden der EU zu nutzen, um mehr Schweinefleisch im Export zu verkaufen.

 

Die ISN meint:

Deutschland stockt ab und Spanien stockt auf. Die Verlagerung der Schweinehaltung ins Ausland ist im vollen Gange, das belegen auch die amtlichen Statistiken. Der Hauptgründe sind die fehlende Planungssicherheit und Perspektive und immer neue Regelungen im Ordnungsrecht. Währenddessen schmieden die Spanier ganz offen Pläne, wie sie ihre vertikalen Strukturen weiter ausbauen und die Effizienz steigern können, damit sie die Produktionsrückgänge im Norden der EU ausnutzen und Exportlücken schließen können. Da müssen auch bei den Ampel-Parteien in Berlin die Alarmglocken schrillen – spätestens, wenn man dann auch noch auf die Zahlen schaut. Während der Sauenbestand hierzulande massiv zurückgefahren wird, stockt Spanien in annähernd gleicher Zahl auf. So ist die Anzahl der Sauen in Deutschland laut amtlichen Statistik im Zeitraum von 2013 bis 2021 um sage und schreibe 418.000 Sauen abgestockt und in Spanien um mehr als 428.000 aufgestockt worden. Es ist also schon 5 nach 12 – deshalb kommt nun maßgeblich darauf an, welche Weichen die Ampel-Parteien in Berlin in ihrem Koalitionsvertrag stellen und dass nun endlich machbare und finanzierbare Lösungen für die Schweinehalter geschaffen werden. Wollt Ihr Haltung vor Ort oder Schweineimport? Dieser Frage muss sich die designierte Koalition stellen, bringt es ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack auf den Punkt..

 


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