12.02.2021rss_feed

Schweinestau halbiert - Schlachtgewichte sinken – Impulse für höhere Erzeugerpreise werden immer deutlicher

Der Abbau des Schweinestaus geht in großen Schritten weiter. © ISN, Stand 10.02.21

Der Abbau des Schweinestaus geht in großen Schritten weiter. © ISN, Stand 10.02.21

Der Abbau des Schweinestaus geht in großen Schritten weiter. In den vergangenen Tagen wurde die Zahl der Schlachtungen witterungsbedingt zwar etwas ausgebremst, die Lage am Schweinemarkt entspannt sich aber trotzdem mehr und mehr. Der deutsche Markt läuft sich zunehmend frei und auf dem EU-Markt wird die Preisdifferenz zu anderen Ländern immer größer. Somit werden die Impulse für Preissteigerungen bei den deutschen Erzeugerpreisen immer deutlicher.


Der Überhang an schlachtreifen Schweinen konnte in der vergangenen Woche in beträchtlicher Geschwindigkeit um 140.000 Tiere auf ca. 620.000 Schlachtschweine reduziert werden. Und trotz der witterungsbedingten Einschränkungen der vergangenen Tage bei den Schlachtungen entspannt sich die Lage mehr und mehr. Nach wie vor ist die hohe Geschwindigkeit auf das durch die Anpassungsreaktionen der landwirtschaftlichen Betriebe deutlich geringere Angebot zurückzuführen. Zudem stehen derzeit so viele Schlachthaken wie schon seit Juni 2020 nicht mehr zur Verfügung, weil derzeit kaum Mitarbeiter von Schweineschlachtbetrieben von Corona-Infektionen betroffen sind. Das lässt darauf schließen, dass die Hygienekonzepte greifen. Besonders angesichts der zunehmenden Sorge um die Mutationen des Coronavirus ist dies eine ermunternde Erkenntnis. Außerdem ist auch positiv anzumerken, dass die theoretisch verfügbaren Schlachtkapazitäten tatsächlich auch größtenteils genutzt werden.

 

Schweinemarkt entspannt sich zusehends

Bezieht man den Abbau des Überhangs der aktuellen Woche bis heute mit ein, hat sich der Schweinestau seit Jahresanfang halbiert. Dabei nimmt die Geschwindigkeit, mit welcher der Überhang abgebaut wird, stark zu. Der Abbau der verbliebenen Hälfte dürfte also trotz der aktuellen Witterungsbremse noch deutlich schneller gelingen. Auch in den durchschnittlichen Schlachtgewichten der amtlichen Statistik ist eine Verbesserung der Lage abzulesen: In den letzten beiden Wochen nahmen diese um insgesamt 500 g auf nun 99,1 kg ab. Dabei sind die Schlachtgewichte im Nord-Westen Deutschlands stärker rückläufig als im Süden. Diese Entwicklung spiegelt auch sehr deutlich, die Vermarktungssituation von Schlachtschweinen wider, die im Süden weiterhin noch etwas angespannter ist. Für die kommenden Wochen gibt ISN-Marktanalyst Klaus Kessing einen Ausblick: Der Schnee in dieser Woche bremst den Abbau des Überhangs zwar ein wenig ab, aber solange die großen Schlachtstandorte von Corona verschont bleiben, dürfte der Abbau in rasantem Tempo weitergehen, sodass es nicht mehr lange dauern dürfte, bis der Schweinestau aufgelöst ist.

 

Preissteigerung möglich

Mit Bezug auf die aktuelle Marktsituation fügt Kessing hinzu: Auch wenn der Stau derzeit noch nicht aufgelöst ist, wirkt er aktuell nur noch wenig belastend für den Markt. Von vielen Marktbeteiligten werden Preissteigerungen auch derzeit schon als nicht unwahrscheinlich angesehen. In den anderen EU-Ländern zeigten sich in den vergangenen Tagen positive Preistendenzen. In Belgien, Österreich und Spanien verzeichneten die Notierungen in leichtes Plus. Auch der italienische Schweinepreis klettert seit Wochen stetig nach oben. In Italien traten erste Lockdown-Lockerungen in Kraft, beispielsweise dürfen Restaurants wieder bis 18 Uhr Gäste vor Ort bedienen. Die damit besseren Absatzmöglichkeiten für Schweinefleisch bei gleichzeitig immer größer werdender Differenz von deutschem und italienischen Preis, dürfte deutsche Ware noch konkurrenzfähiger machen. Somit entsteht auch ein weiterer positiver Impuls für den deutschen Preis, denn Italien ist im Export momentan der wichtigste Abnehmer (etwa gleichauf mit den Niederlanden) von deutschem Schweinefleisch. Auch auf dem übrigen EU-Markt ist deutsches Schweinefleisch momentan im Vergleich sehr günstig aufgestellt. Nach dem ISN-Preisvergleich liegen die deutschen Erzeugerpreise aktuell 33 Cent unter den dänischen und 38 Cent unter den spanischen Preisen. ISN-Marktanalyst Klaus Kessing ist daher optimistisch: Wir sehen, dass sich der deutsche Markt freiläuft. Gleichzeitig ist deutsches Fleisch auf dem EU-Markt so konkurrenzfähig wie schon lange nicht mehr. Dadurch scheinen auch Preissteigerungen für die deutschen Schweinehalter möglich, auch wenn die Sperrung wichtiger Drittlandmärkte andauert.

 

Absatz über den LEH wichtig

Die Mittwoch beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis zum 07. März dürften für den Schweinemarkt keinerlei Änderungen der aktuellen Situation bewirken. Restaurants, Kantinen etc. sind ohnehin geschlossen und bleiben es auch weiterhin. Der Absatz wird derzeit vor allem über den Lebensmitteleinzelhandel generiert. Händler wie z. B. Lidl oder Netto kurbeln den Verkauf von Schweinefleisch derzeit über Werbeaktionen an. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack bewertet dies: Werbeaktionen, wie sie derzeit beispielsweise von Lidl oder Netto durchgeführt werden, sind ausdrücklich zu begrüßen. Insbesondere mit Blick auf den Schweinestau und die momentan hohen Lagerbestände ist es wichtig, den Absatz über den letzten intakten Absatzkanal so weit wie möglich zu steigern. Auch die Art der Aktionen ist sinnvoll. So geht Lidl, anders als beim Geflügel, nicht über Preisrabatte, sondern allein über den Hinweis auf die deutsche Erzeugung. Bemerkenswert sind auch die angebotenen XXL-Fleischpakete von bis zu 5 kg.


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