14.07.2021rss_feed

Schweinepreis fällt auf 1,42 € - ISN: Auskömmliche Preise dringend notwendig!

Die VEZG-Notierung rutschte auf 1,42€/kg SG ab - Es muss dringend ein auskömmliches Niveau her.

Die VEZG-Notierung rutschte auf 1,42€/kg SG ab - Es muss dringend ein auskömmliches Niveau her.

Bei der heutigen Preisfindung rutschte die Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) für Schlachtschweine auf 1,42 €/kg SG ab. Die Verluste, welche die Schweinehalter schon seit Monaten hinnehmen müssen, werden damit noch größer. Die wirtschaftliche Situation auf vielen Betrieben nimmt immer dramatischere Ausmaße an und gefährdet die Existenz von immer mehr Schweinehaltern.

ISN: Die Lage für die deutsche Schweinehaltung ist ernst. Mal ganz abgesehen von den ständigen neuen Anforderungen und Auflagen sind die Sorgen wegen der dauerhaft desaströsen finanziellen Situation groß. Schon seit Monaten bewegt sich die gesamte deutsche Schweinehaltung tief in der Verlustzone. Der heutige Notierungsrückgang ist der unrühmliche Gipfel der Entwicklung der letzten Wochen. Die Preisdrückerei muss sofort ein Ende haben.

 

Seit Wochen gestaltet sich die Preisfindung wegen der großen Unterschiede zwischen Lebendmarkt und Fleischmarkt groß schwierig. Die Geschäfte am EU-Fleischmarkt laufen seit Wochen schlecht, dennoch konnten die Schweine am Lebendmarkt bis vor Kurzem noch problemlos vermarktet werden. So konnte in den letzten Wochen der VEZG-Preis trotz des Preisdrucks der führenden Schlachtunternehmen immerhin auf dem ohnehin schon niedrigen Niveau von 1,48 €/SG stabil gehalten werden. In dieser Woche wurde der Druck der abnehmenden Seite jedoch zu groß und schlägt mittlerweile auch auf den Lebendmarkt durch. Einige Schlachthöfe haben ihre Kapazitäten wegen der schlechten Fleischnachfrage reduziert, sodass sich trotz des überschaubaren Angebotes nicht mehr alle Schweine reibungslos vermarkten lassen und Hauspreise nicht mehr so einfach umfahren werden können. Infolgedessen gab die Notierung heute um 6 Cent auf 1,42 €/kg SG nach.

Massive Verluste für Schweinehalter

Die jüngsten Preisrückgänge für Schlachtschweine treffen die deutschen Erzeuger besonders hart, denn schon seit Monaten kämpfen die Betriebe um ihr wirtschaftliches Überleben. Die Schweinepreise befinden sich schon seit letztem Jahr – spätestens seit dem Preisrutsch um 20 Cent infolge des ASP-Fundes im September- unterhalb eines kostendeckenden Niveaus. Seitdem kamen zusätzlich noch massive Preisanstiege für Futter hinzu und auch andere Kosten beispielsweise für Energie und andere Rohstoffe stiegen weiter. Mittlerweile dürfte sich der Verlust pro Schwein auf weit mehr als 30 Euro belaufen. Ebenso sind auch die Ferkelerzeuger betroffen. Da die Einstallbereitschaft der Mäster angesichts niedriger Schweinepreise erheblich gesunken ist, befinden sich auch die Ferkelpreise auf einem desaströsen Niveau von 42,00 €, auf dem keine kostendeckende Ferkelerzeugung möglich ist.

 


Die Differenz zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis wird immer größer ©AMI

Die Differenz zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis wird immer größer ©AMI

 

Differenz zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen wächst

Während die Schweinehalter mit katastrophalen Preisen zu kämpfen haben, vergrößert sich der Abstand zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen immer weiter. Für April berechnete die Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) eine Differenz von 5,66 €. Zu diesem Zeitpunkt lag der VEZG-Preis für Schweine noch bei 1,50 €/kg SG (für die amtliche Notierung der Klassen S-P bedeutete das ca. 1,52 €). Nach den jüngsten Preisrückgängen für Schlachtschweine dürfte sich der Abstand zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen entsprechend vergrößert haben und damit so groß sein wie nie zuvor.

Die ISN meint:

Die Lage für die deutsche Schweinehaltung ist ernst. Mal ganz abgesehen von den ständigen neuen Anforderungen und Auflagen sind die Sorgen wegen der dauerhaft desaströsen finanziellen Situation so groß wie selten zuvor. Schon seit Monaten bewegt sich die gesamte deutsche Schweinehaltung tief in der Verlustzone. Der heutige Notierungsrückgang ist der unrühmliche Gipfel der Entwicklung der letzten Wochen. Die Preisdrückerei muss sofort ein Ende haben. Während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass viele Lebensmitteleinzelhändler Rekordgewinne einfahren konnten. Auch die Jahresergebnisse einiger Schlachtunternehmen deuten an, dass diese bisher nicht so schlecht durch die Krise gekommen sind. Nur die Schweinehalter stehen am Ende mit leeren Händen da. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack kommentiert: Bei der Verteilung innerhalb der Wertschöpfungskette Schwein läuft es gewaltig schief – schon seit Monaten. Und ganz besonders jetzt zeigt sich wieder, dass die heimische Erzeugung unter die Räder kommt. Dass gleichzeitig Forderungen der großen Lebensmitteleinzelhändler kommen, auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umzustellen ist wohl ein schlechter Treppenwitz. Wenn es preislich so weitergeht, bleibt die Schweineerzeugung hierzulande auf der Strecke. Und bei den Betrieben, die am Ende noch überleben, ist an einen Umbau zu höheren Haltungsstufen überhaupt nicht zu denken – das Geld für solche enormen Investitionen fehlt schlicht und einfach. Die Forderungen an die deutsche Schweinehaltung und die wirtschaftliche Realität passen vorne und hinten nicht zusammen. Die ständige Preisdrückerei ist völlig inakzeptabel und muss sofort ein Ende haben!


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