28.09.2015rss_feed

Aktueller Schlachtschweinemarkt: Stimmung hellt sich auf

Der Schweinemarkt zeigt sich aktuell nicht von seiner Schokoladenseite.

Für viele Marktteilnehmer, insbesondere die Erzeuger, die auf den Betrieben bis über beide Ohren in der Arbeit stecken, dreht sich der Markt oftmals plötzlich und unvorhergesehen. So auch scheinbar jetzt. Ende August war das Angebot an schlachtreifen Schweinen mit dem Ende der Urlaubszeit im Verhältnis zur Nachfrage plötzlich knapp und die Preise zogen spürbar an.

Grundsätzlich ist das Schlachtaufkommen in 2015 in der gesamten EU allerdings hoch und die Schlachtungen übertreffen mit 126,6 Mio. Schweinen die Vorjahreslinie um 4,1 Prozent. Ein Überangebot kennzeichnet insgesamt den diesjährigen Marktverlauf und das Preisniveau allgemein.

 

Saisonaler Anstieg der Schlachtzahlen

Aktuell ist das Lebendangebot spürbar angestiegen und lag in den vergangenen zwei Wochen merklich über der magischen Grenze von über 1 Mio. geschlachteter Schweine pro Woche. Zum einen ist ein saisonaler Anstieg der Schlachtzahlen im Herbst traditionell zu erwarten. Hinzu kommt, dass das Angebot im diesjährigen Sommer hitzebedingt aufgrund geringerer Tageszunahmen einfach kleiner ausfiel. Zudem litt auch die Sauenfruchtbarkeit unter den warmen Temperaturen. Nun wachsen die Schweine wieder besser, die alljährliche Herbstdepression schlägt bei dem ohnehin vorhandenen Überangebot voll zu.


Anstieg der Schweineschlachtungen in vielen EU-Ländern

Anstieg der Schweineschlachtungen in vielen EU-Ländern

Steigende Bestände in der EU

Das Problem der hohen Schlachtzahlen in der EU ist hausgemacht. Darüber hinaus ist das aktuelle Schlachtaufkommen im Grunde eine Bestätigung für die jüngsten Viehzählungsergebnisse in der EU. Gegenüber dem Vorjahr wurden die Bestände in 15 europäischen Ländern der AMI insgesamt um 1,6 Prozent aufgestockt. Steigende Bestände wurden demnach in Spanien, Frankreich, Dänemark, Niederlande und Rumänien festgestellt. Vor allem Spanien sticht mit einem Anstieg um 6,2 Prozent auf 27 Mio. Schweinen ins Auge. Sollte sich der rasante Anstieg in dem Urlaubsland weiter fortsetzen, kann Spanien Deutschland als größten europäischen Schweinebestand sogar ablösen!

 

Preisdrückende Argumente

Neben der Produktionssteigerung in der Schweinehaltung spielt auch die rückläufige Verbrauchernachfrage bei Schweinefleisch eine entscheidende Rolle. In Deutschland wurde zuletzt ein Rückgang um 5 Prozent im ersten Quartal 2015 im LEH festgestellt. Unter anderem wird die Veränderung der Konsumgewohnheiten als Grund genannt.

Auch der stockende Export wird von den Schlachtunternehmen immer wieder betont. Mengenmäßig sollen Schätzungen zufolge in 2015 die Schweinefleischexporte aus der EU in Drittländer Rekordwerte von 3,2 Mio. t erreichen. Vor allem der Chinaexport floriert, aber auch der Export nach Südkorea. Stockende Exporte werden nach Hongkong und Japan verzeichnet und auch der russische Markt bleibt dicht. Insgesamt liegen die Exportpreise nach Angaben der AMI unter Vorjahresniveau.

 

Deutschland auf dem Verzögerungsstreifen?

Bemerkenswert ist, dass der deutsche Schweinebestand mit 28,1 Mio. Tieren insgesamt stabil blieb. Die hohen Anforderungen in den Bereichen Umwelt und Tierschutz und der gesellschaftliche Wunsch zu einer Position als Vorreiter in diesem Bereich hat offensichtlich seinen Preis. Die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe sinkt weiter und Spanien ist drauf und dran, Deutschland mengenmäßig zu überholen. Das machte sich in den vergangenen Monaten immer wieder mit preisaggressiven Offerten der Spanier auf den Exportmärkten bemerkbar.

Kopf nicht in den Sand stecken

Die aktuelle Situation darf keinen Anlass geben, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Marktsituation im Spätsommer zeigte deutlich, dass sich auch in verfahrenen Situationen das Blatt zum Besseren wenden kann. Mögliche Impulse in der Nachfrage oder zeitweise Verknappung des Angebots können kurzfristig zu einer unerwarteten Markterholung führen.

Mittelfristig gehen Analysten aufgrund rückläufiger Sauenbestände von 0,4 Prozent erst von einer Entspannung im Jahr 2016 aus. Die wirtschaftlich angespannte Situation insbesondere bei den Ferkelerzeugern deutet auf einen weiteren Rückgang der Sauenbestände und daraus resultierend rückläufigen Schlachtungen im Herbst 2016. Aktuell sehen viele Marktteilnehmer größere Vermarktungsmöglichkeiten in Richtung China. So sieht die Rabobank das dort größer werdende Schweinefleischdefizit als Chance unter anderem für die europäischen Exporteure. Diese Chance gilt es nicht zu verpassen! Aus Sicht der ISN sollte sich das politische Engagement darauf konzentrieren, Exportmärkte zu erschließen, anstatt mit fragwürdigen Maßnahmen wie der PLH die Märkte unnötig zu verzerren.


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