12.03.2021rss_feed

Schweine werden immer knapper – Auswirkungen des Schweinestaus sichtbar

Die Notierung befindet sich seit 4 Wochen im Aufwärtstrend

Die Notierung befindet sich seit 4 Wochen im Aufwärtstrend

Die Entwicklung am Schweinemarkt ist rasant. Von riesigem Schweinestau und Tiefstpreisen von 1,19 € / kg SG wendete sich der Markt innerhalb kürzester Zeit ins Positive. Der Preis konnte in den letzten 4 Wochen um 31 Cent auf 1,50 € ansteigen. Aber man darf nicht vergessen, auch mit diesen Preisen können die Schweinehalter nicht kostendeckend arbeiten und zudem haben die vergangenen Monat enorme finanzielle Löcher aufgerissen.

 

Ins Jahr startete der Schweinemarkt mit einem Schweinestau von ca. 1 Mio. Schlachtschweinen. Dieser konnte innerhalb von 2 Monaten vollständig aufgelöst werden – und das mit Schlachtzahlen, die weiter unter dem Vorjahreswert lagen. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes (destatis) wurden im Januar mit 4,43 Mio. Tieren 10,3 % weniger Schweine als im Vorjahr geschlachtet. ISN-Marktanalyst Klaus Kessing erläutert dazu: Im Januar war die Differenz der Schlachtzahlen zum Vorjahr enorm. In den offiziellen Zahlen für Februar wird sich zeigen, dass der Rückgang der Schlachtungen in den ersten beiden Monaten zusammen nicht ganz so groß, aber trotzdem erheblich im Vergleich zum Vorjahr war. Dass man mit diesen Schlachtzahlen einen Schweinestau von über 1 Mio. Tiere innerhalb von zwei Monaten auflösen konnte und nun sogar auch noch Schweine fehlen zeigt ganz deutlich: Das Angebot an nachrückenden Schlachtschweinen war und bleibt außerordentlich gering.

 

Schweinebestände reduziert

Das stark rückläufige Angebot ergab sich aus dem Abbau der Sauenbestände, aus den stark zurückgefahrenen Ferkelimporten aus Dänemark und den Niederlanden, sowie aus den deutlich geringeren Schlachtschweineimporten, vor allem aus den Niederlanden und Belgien. Kessing fügt hinzu: Die Ferkelimporte lagen von September 2020 bis Februar 2021 etwa 35.000-45.000 Tiere pro Woche niedriger als üblich. Erst seit März bewegen sie sich wieder auf ein normales Niveau zurück. Da gleichzeitig auch nur wenige Tiere aus der deutschen Ferkelerzeugung eingestallt werden konnten, bleibt das Angebot an Schlachtschweinen weiterhin klein. Es nimmt sogar weiter ab, denn erst jetzt und weiter bis zum Sommer kommen die Abstockungen an Sauen richtig zum Tragen. Wir rechnen bei der Mai-Viehzählung mir sehr deutlichen Rückgängen – insbesondere bei den Sauen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass das Angebot zum Sommer hin ohnehin saisonal weiter abnimmt. Zwar ist jetzt zu erwarten, dass die Schachtunternehmen wieder mehr Tiere aus dem Ausland schlachten werden, aber das wird den Mangel in den deutschen Ställen keineswegs kompensieren können.

 

Deutliche Preisanstiege trotz hoher Lagerbestände

Diese Angebotsentwicklung ist maßgeblich verantwortlich für die aktuellen Preisanstiege. In den letzten 4 Wochen kletterte die Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) von 1,19 € / kg SG auf 1,50 € / kg SG. Und das trotz hoher Lagerbestände an Schweinefleisch. Kessing kommentiert: Es scheint, als würden die Lagerbestände momentan noch nicht abgebaut, weil auch die Schlachtunternehmen mit weiter steigenden Preisen rechnen - aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht es für die Schlachter durchaus Sinn, sich jetzt noch mit verhältnismäßig günstigen Einkäufen einzudecken und einzulagern. Eine Rolle spielen dabei sicherlich auch die Erwartung eines Nachfrageanstieg durch Lockerungen im Corona-Lockdown oder Erfolge bei den Verhandlungen im Drittlandsexport. Auch das heutige Auktionsergebnis der Internet Schweinebörse deutete mit einem Durchschnittspreis von 1,65 € eine weiterhin freundliche Preisentwicklung an. Von übertriebener Spekulation auf steigende Preise rät Kessing dennoch ab: Erzeuger sollten nicht aus den Augen verlieren, dass die Corona-Pandemie und damit verbundenen Probleme in den Schlachtbetrieben noch nicht überstanden sind und es vor dem Hintergrund hoher Inzidenzzahlen ratsam ist, kontinuierlich zu vermarkten.


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