05.01.2018rss_feed

Schwanzbeißen bei Schweinen reduzieren – EU-Kommission gibt Empfehlungen

Die EU-Kommission veröffentlicht Empfehlungen zum Kupierverzicht bei Schweinen. Das Kupieren der Schwänze ist in der EU nur mit Ausnahmeregelung erlaubt. Die ISN rät allen Schweinehaltern, die getroffenen Maßnahmen gegen Schwanzbeißen und die Entscheidungswege, die ggf. zum Kupieren der Schwänze führen, betriebsindividuell zu dokumentieren.


In Deutschland ist viel passiert

Viel wurde in den vergangenen Jahren zum Verzicht auf das Kupieren der Schwänze geredet, geschrieben aber auch getan. Von Erklärungen in verschiedenen Bundesländern bis hin zur Ringelschwanzprämie – von aufwändigen Versuchen bis hin zu Praxiserprobungen – besonders in Deutschland sind viele Projekte durchgeführt worden, in denen zumindest in kleineren Tiergruppen auf das Kupieren der Schwänze verzichtet wurde. Die Ergebnisse waren oftmals ernüchternd und führten immer wieder vor Augen: Ein Verzicht auf das Kupieren der Schwänze ist, besonders auch aus Tierschutzgründen, nicht von heute auf morgen umsetzbar. Nach wie vor gibt es keine Blaupause für die Betriebe, wie Schwanzbeißen sicher verhindert werden kann. Trotzdem gibt es hierzulande inzwischen eine Menge Erfahrungen und viel Wissen zur Reduzierung von Schwanzbeißen und zum Kupierverzicht – verschiedene Leitfäden sind dazu bereits erstellt worden. Hier ist besonders auch auf den Online-Leitfaden www.ringelschwanz.info hinzuweisen, an dem neben der ISN-Projekt GmbH auch eine ganze Reihe anderer Akteure aus verschiedenen Bundesländern beteiligt sind.

 

Die EU-Kommission empfiehlt …

Nun hat auch die EU-Kommission Informationsmaterial zur Verringerung der Notwendigkeit des Schwanzkupierens auf Ihrer Website veröffentlicht. In einem auch in die deutsche Sprache übersetzten 14-seitigen Infoblatt werden sechs Schlüsselfaktoren genannt:

  1. Beschäftigungsmaterial
  2. Temperatur, Luftqualität und Licht
  3. Gesundheit und Fitness
  4. Konkurrenzverhalten
  5. Fütterung und Futtermittel
  6. Struktur und Sauberkeit der Buchten

Interessant sind auch zwei Praxisberichte zum Kupierverzicht in Videoform, die ebenfalls auf der Kommissionsseite veröffentlicht sind. Es handelt sich hier um Schweine haltende Betriebe aus Finnland bzw. Italien, in denen die Betriebsleiter von ihren Erfahrungen in Bezug auf den Kupierverzicht berichten.


Ein langer Weg bis zum Kupierverzicht - mehr unter www.ringelschwanz.info

Ein langer Weg bis zum Kupierverzicht - mehr unter www.ringelschwanz.info

Kupieren nur mit Ausnahmeregelung

Das Kupieren der Schwänze ist in Europa und somit natürlich auch in Deutschland seit vielen Jahren verboten. Eine EU-Richtlinie von 2008 besagt bereits, dass ein Kupieren der Schwänze nicht routinemäßig durchgeführt werden darf. Bevor im Ausnahmefall ein solcher Eingriff vorgenommen wird, sind andere Maßnahmen zu treffen, um Schwanzbeißen und andere Verhaltensstörungen zu vermeiden. Wie in den meisten EU-Staaten wird auch in Deutschland in vielen Schweine haltenden Betrieben von der Ausnahmeregelung Gebrauch gemacht.

 

Die ISN meint:

Deutsche Schweinehalter brauchen sich aufgrund ihrer vielen Projektaktivitäten zum Thema Schwanzbeißen und Kupierverzicht im europäischen Vergleich nicht verstecken. Trotz oder gerade wegen der überschaubaren Erfolge ist das Thema aber nicht nur für die Projektbetriebe, sondern für alle Schweinehalter hierzulande relevant. Es ist und bleibt weiterhin auf der Tagesordnung. Ferkelerzeuger, Schweinemäster und die dazugehörigen Hoftierärzte sind dazu verpflichtet, sich konkret und betriebsindividuell damit auseinanderzusetzen, ob die Maßnahmen zur Verhinderung von Schwanzbeißen ausgereizt sind, bevor sie die Schwänze ihrer Tiere kupieren. Sie sind deshalb gut beraten, die getroffenen Maßnahmen und Entscheidungswege in den Betrieben sauber zu dokumentieren.


Video: Praxisbeispiel zum Kupierverzicht aus Finnland

Video: Praxisbeispiel zum Kupierverzicht aus Italien

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