30.09.2016rss_feed

Schlachtschweinemarkt: Grundsätzliche Aussichten positiv – Wettbewerb um Rohstoff im Herbst

20160930 Topmeldung Markt

Es ist mal wieder soweit. Nachdem der Schlachtschweinemarkt sich in den vergangenen Wochen und Monaten endlich einmal von seiner Schokoladenseite zeigte und die Preise auf ein auskömmliches Niveau anzogen, kommt es aktuell zum Rückschlag. Die Notierung gibt ein zweites Mal spürbar nach auf 1,60 EUR. Doch trotz des akuten Drucks sollten die Erzeuger die Flinte nicht frühzeitig ins Korn werfen. Die grundsätzlichen Aussichten sind gar nicht so schlecht.

 

Preisrückgang – manchmal eine selbsterfüllende Prophezeiung

Am Anfang vergangener Woche begannen einige Schlacht­unternehmen, allen voran Danish Crown, mit einer Kampagne, die Erzeuger gezielt zu verunsichern. Die angekündigte Androhung eines Hauspreises hatte Erfolg.

Schon im Vorfeld waren viele Erzeuger allerdings auf der Hut. Weil die Notierung in den vorangegangenen Jahren um diese Jahreszeit meist nachgab, wurde zuletzt etwas flotter abgeliefert und dies auch kommuniziert. Eine Steilvorlage für die Schlachtunternehmen und schon erfüllte sich die Prophezeiung selbst.

 

Hinweise auf Freilaufen des Marktes

Aktuell belasten der Feiertag und der damit fehlende Schlachttag am 3. Oktober sowie auch die inländische Schwäche am Fleischmarkt die Gemüter. Das ist nicht zu verleugnen. Dass der Markt sich relativ kurzfristig freilaufen wird, dafür sprechen aber diverse Hinweise.

Keine Angebotssteigerung zu erwarten

Denn es ist zu erwarten, dass der jahreszeitlich bedingte Anstieg der Schlachtzahlen im Herbst nicht so stark ausfallen wird wie in anderen Jahren. Darauf deutet die Entwicklung am Ferkelmarkt hin. Dort stieg die Notierung seit Jahresbeginn im Grunde kontinuierlich an und hält sich seit KW 29 auf dem erreichten Niveau. Die Vermarkter berichten aktuell von einer im Wesentlichen ausgeglichenen Marktlage und der saisontypische Preisrückgang blieb in diesem Jahr bis dato aus. Ferkel sind gefragt, insbesondere deutsche Herkünfte, und nur vereinzelt standen Partien unter Druck.

Die jüngsten Viehbestandserhebungen in der EU vom Mai 2016 bestätigen den Eindruck. So sank die Zahl der gehaltenen Schweine gegenüber dem Vorjahr um 1,8 %. Die Sauenbestände gingen sogar um 3,9 % zurück, so dass auch ein geringeres Schlachtaufkommen zu erwarten ist. In Deutschland liegt der Bestandsrückgang mit – 3,4 % insgesamt und – 5,9 % bei den Sauen sogar über dem EU-Durchschnitt.

Export bleibt Zugpferd

Auch von der abnehmenden Seite ist generell eine weiter gute Nachfrage zu erwarten. Wichtigstes Zugpferd bleibt der Export. Insbesondere in China ist europäisches Schweinefleisch gefragt. Denn die chinesische Schweinefleischproduktion verringerte sich in 2015 um etwa 6 % und auch im laufenden Jahr soll der Bestand in dieser Größenordnung weiter sinken. Unrentable, kleine Tierhaltungen steigen aus der Produktion aus, andere werden von Behörden aufgrund verschärfter Auflagen an Haltung und Umwelt geschlossen. Die Rabobank erwartet einen hohen Einfuhrbedarf bis ins nächste Jahr hinein.

So ist Deutschland inzwischen Hauptlieferant für Schweinefleisch in China. Zur Verdeutlichung der Dimension: In den ersten sechs Monaten 2016 exportierte Deutschland knapp 400.000 t Schweinefleisch (in Produktgewicht) nach China und Hongkong. Das ist fast so viel wie im gesamten Jahr 2015! Russland importierte - zum Vergleich - vor dem Importstopp rund 180.000 t Schweinefleisch im gesamten Jahr 2013 aus Deutschland.

Weitere Schlachtbetriebe in Deutschland warten derzeit auf ihre Zulassung für den Export nach China, was für den Herbst angekündigt war. Die bereits zugelassenen Unternehmen sehen sich insgesamt gut aufgestellt, bzw. wollen diesen Absatzkanal weiter ausbauen. So ist die Vion beispielsweise aktuell auf der Suche nach Investoren, um u.a. die Standorte in Deutschland und den Niederlanden für die Exportmärkte zu intensivieren. Und Tönnies investiert ständig in Kapazitäten und Effizienz, um die Voraussetzungen für eine gesteigerte Nachfrage auch in anderen asiatischen Ländern zu erfüllen.

 

 

Schlachtunternehmen erwarten Wettbewerb

Von einem Wettbewerb um den Rohstoff Schwein gehen offensichtlich auch die Schlachtunternehmen aus. So passte vor kurzem Tönnies seine Maske für die FOM-Abrechnung an, um Lieferbetriebe mit FOM-Schweinen zurückzugewinnen. In Zeiten mit einem erwarteten Überangebot wäre diese Maßnahme ziemlich sinnlos.

Was allerdings bleibt, ist die Besorgnis um den Trend zur Schwäche am inländischen Fleischmarkt. So sank die Nachfrage der privaten Haushalte nach Schweinefleisch im Monat August um etwa 6 Prozent.

Alles in allem sprechen viele Faktoren für eine nur kurzfristige Schwäche am Schlachtschweinemarkt. Nun heißt es ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. Ein kontinuierliches Ablieferverhalten ist grundsätzlich das beste Mittel, eine kurzfristige Schwäche nicht zu verstärken.


Schweinefleisch: Weltweiter Importbedarf gewachsen – China ist Zugpferd

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