30.03.2017rss_feed

Schlachthof-Skandal in Belgien: Betrieb wegen Tierquälerei vorerst geschlossen

Debra Group

Aufgrund von mutmaßlicher Tierquälerei und grober Verstöße gegen das Tierschutzgesetz hat die flämische Regierung dem größten Schlachthof Belgiens vergangene Woche die Produktionserlaubnis entzogen. Der Betrieb der Debra Group in Tielt war Ende März in die Schlagzeilen geraten, nachdem die Tierschutzorganisation Animal Rights mit versteckter Kamera gedrehte Filmaufnahme aus dem Schlachthof veröffentlichte, die den für den Tierschutz verantwortlichen Minister Ben Weyts nun zum Handeln veranlassten.

 

Tierschutzverstöße bewirken Konsequenzen

Die Filmaufnahmen zeigen unter anderem, wie noch nicht betäubten Schweinen die Halsschlagader durchtrennt wird, ein Schwein bei vollem Bewusstsein in das 60 °C heiße Wasser zur Borstenentfernung getaucht wird, sowie stark misshandelte und verletzte Tiere. Die Geschäftsführung des Schlachtbetriebs will nach Bekanntwerden der Vorfälle die Zahl der Überwachungskameras erhöhen und Aufnahmen ab sofort live auswerten, zudem wurden die betreffenden Mitarbeiter entlassen. In dem Debra-Betrieb in Tielt werden wöchentlich ca. 35.000 Schweine geschlachtet. Auch Marktteilnehmer haben bereits reagiert: Das mit dem QS-Siegel vergleichbare belgische Zertifikat Certus wurde dem Schlachthof entzogen, und Einzelhändler wie die Kette Delhaize haben den Bezug der gefertigten Produkte gestoppt.

 

Kameras in Frankreich - bald auch in niederländischen und deutschen Schlachthöfen?

In Frankreich ist die Videoüberwachung von Schlachthöfen im Januar 2017 vom Parlament beschlossen worden, eine abschließende Entscheidung fällt bald die zweite Kammer des Senats.

Nach dem Willen des niederländischen Staatssekretärs Martijn van Dam (Wirtschaftsministerium) sollen niederländische Schlachtbetriebe als Folge des belgischen Schlachthof-Skandals ebenfalls mit Kameras überwacht und die Bilder der niederländischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (nVWA) zugänglich gemacht werden. Seiner Forderung schließen sich mittlerweile auch der Holländische Bauernverband (LTO) und die Interessensgruppe der Schweinehalter (NVV) an. Alle Initiativen, die zu mehr Transparenz beitragen, begrüßen wir ausdrücklich, erklärten NVV-Chefin Ingrid Jansen und LTO-Vorsitzender Eric Duma kürzlich gemeinsam.

Auch in Deutschland blieb das belgische Filmmaterial nicht unbeachtet. Eine internationale Petition fordert derzeit Unterstützer (auch auf einer deutschsprachigen Seite) zu einer Spende auf, um Kameras und Aktivisten für weitere Enthüllungskampagnen zu finanzieren. Die Tierschutzorganisationen erhoffen sich durch die Kampagnen eine staatlich angeordnete Videoüberwachung auf EU-Ebene. 30.000 Teilnehmer (Stand 30. März) sollen nach Angaben der Plattform bereits gespendet haben, aus welchen Ländern sie stammen und wie viel Geld gesammelt wurde, wird nicht genannt.


Stellungnahme der Debra Group

Petition gegen "Folter an Schlachthöfen"

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