16.11.2020rss_feed

Rückläufige Schweineschlachtungen in Deutschland - Niedersachsen überholt NRW

Schweine Schlachten Zwei Schlachthaelften

Nordrhein-Westfalen hat im bisherigen Verlauf dieses Jahres seine Spitzenposition bei den Schweineschlachtungen an Niedersachsen verloren. Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt sind die temporären Schlachthofschließungen und Kapazitätsbegrenzungen durch die Corona-Pandemie, insbesondere bei Deutschlands größtem Schweineschlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, berichtet Agra Europe (AgE).

ISN: Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen eindeutig die dramatischen Auswirkungen der Schlachthofschließungen sowie der reduzierten Schlachtkapazitäten an verschiedenen Schlachtbetrieben in den vergangenen Monaten.

 

Weniger Schweineschlachtungen als im Vorjahr

Im September sind in Deutschland erneut weniger Schweine geschlachtet worden als im vergleichbaren Vorjahresmonat; allerdings fiel der Rückgang nicht mehr so stark aus wie im Sommer. Aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zufolge kamen im Berichtsmonat 4,56 Millionen Tiere an den Haken; das waren 95.100 Stück oder 2,0 % weniger als im September 2019. In den beiden Vormonaten war noch eine Abnahme von 5,6 % beziehungsweise 6,8 % festgestellt worden. In den ersten drei Quartalen 2020 ging das Schlachtaufkommen insgesamt um 1,09 Millionen Tiere oder 2,7 % zurück. Dabei verringerte sich das Angebot aus heimischen Ställen um rund 442.700 oder 1,1 % auf 38,06 Millionen Stück; die Zahl der hierzulande geschlachteten ausländischen Schweine nahm um 645.200 oder 25,0 % auf 1,93 Millionen und damit sehr viel stärker ab.

 

Corona-Einschränkungen deutlich bemerkbar

Neben verringerten Schweinebeständen und kleinerem Auslandsangebot hat auch die Corona-Pandemie mit temporären Werksschließungen und Kapazitätsbegrenzungen Einfluss auf die Schweineschlachtungen genommen. So ging von Januar bis September die Zahl der zerlegten Tiere in Nordrhein-Westfalen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 1,12 Millionen oder 8,2 % auf 12,51 Millionen zurück. Maßgeblich dafür dürften u.a. die Corona bedingte zeitweise Schließung des Westfleisch-Standorts in Coesfeld sowie die Schließung und enormen Produktionseinschränkungen bei Deutschlands größtem Schweineschlachtbetrieb - Tönnies in Rheda-Wiedenbrück - sein. In Niedersachsen wurde dagegen im gleichen Zeitraum ein Anstieg der verarbeiteten Schweine um 1,3 % auf 13,57 Millionen Tiere verzeichnet, womit dieses Bundesland neue Nummer eins bei den Schweineschlachtungen wurde. Die Corona-bedingten Produktionsausfälle bei Tönnies in Sögel und bei Vion im Emstek werden sich erst in den Oktober-Zahlen bemerkbar machen.

 

Veränderungen auch in Süd- und Ostdeutschland

Eng mit dem Thema Corona verknüpft ist auch der Anstieg der Schlachtzahlen in Sachsen-Anhalt gegenüber den ersten drei Quartalen 2019 um fast 10 % auf 3,74 Millionen Stück. Im Tönnies-Werk in Weißenfels kamen offenbar mehr Schweine an den Haken, die eigentlich für den Standort Rheda-Wiedenbrück vorgesehen waren. Im Süden Deutschlands nahmen die Schweineschlachtungen in Baden-Württemberg im Vorjahresvergleich um 0,9 % zu, in Bayern dagegen um 2,9 % ab. Starke Veränderungen gab es in Ostdeutschland, wo nach der Schließung von Schlachtstandorten die Zahl der verarbeiteten Schweine in Mecklenburg-Vorpommern um 90 % auf nur noch 23.300 Tiere einbrach; in Thüringen sank das Schlachtaufkommen um 69 % auf 196.000 Stück. Einige der dort anfallenden Schweine wurden nach Brandenburg geliefert; dort wurden mit 1,15 Millionen Stück gut 30 % mehr Tiere geschlachtet.

 

Die ISN meint:

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen eindeutig die dramatischen Auswirkungen der Schlachthofschließungen sowie der reduzierten Schlachtkapazitäten an verschiedenen Schlachtbetrieben in den vergangenen Monaten. Auch wenn inzwischen zumindest das weitere Wachstum des Schweinestaus aufgehalten werden kann, indem die bislang noch Corona-bedingt in ihrer Auslastung stark eingeschränkten Schlachtbetriebe ihre Schlachtzahlen nach und nach wieder erhöhen können, bedeutet dies aber noch längst keine Entwarnung. Der riesige Schweinestau mit ca. 600.000 schlachtreifen Schweinen ist weiterhin vorhanden. Für den Abbau müssen dringend weitere Schlachtkapazitäten realisiert werden!

Außerdem lassen sich in den Zahlen die Auswirkungen der Schließung von Schlachtstandorten in den neuen Bundesländern gut erkennen. Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern stehen kaum noch Schlachtkapazitäten vor Ort zur Verfügung.


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