Remmel befürchtet beschleunigten Strukturwandel
NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel blickt dem weiteren Strukturwandel in der Landwirtschaft mit Sorge entgegen.
Wenn die dramatisch niedrigen Preise weiter anhalten, gibt es einen deutlichen Strukturwandel in der Landwirtschaft, und die Geschwindigkeit des Strukturwandels wird noch weiter zulegen
, erklärte der Minister am vergangenen Donnerstag bei einem Gespräch mit dem Verband Deutscher Agrarjournalisten.
Mit Blick auf den Schweinebereich stellte Remmel fest, dass die Initiative Tierwohl gut gestartet, aber in jedem Fall noch ausbaufähig sei. Es geht nicht, dass viele Schweinehalter bei dieser Initiative mitmachen möchten, aber wegen des fehlenden Geldes nicht dabei sind
, erklärte der Minister. Hier sei der Handel gefordert; dieser muss Geld in die Hand nehmen
.
Die ISN meint
Die wirtschaftliche Lage der tierhaltenden Betriebe in Deutschland ist stark angespannt. Das liegt natürlich an den derzeit schlechten Erzeugerpreisen – aber auch die politischen Rahmenbedingungen tragen einen wesentlichen Teil dazu bei. Dokumentation, Filterpflicht, per Gesetz vorgegebene bauliche Veränderungen im Betrieb, Kontrollgebüren usw. machen inzwischen erhebliche Kostenblöcke aus.
Aber Kosten sind das eine – auch die permanenten pauschalen Verunglimpfungen und immer neue Säue, die durchs Dorf getrieben werden
, machen die Schweinehalter mürbe.
Es ist gut, dass Minister Remmel scheinbar erkannt hat, dass einiges auf dem Spiel steht, nämlich die Existenz vieler Familienbetriebe. Gut ist auch, dass er die Bemühungen der Wirtschaft (Initiative Tierwohl) unterstützt und die Verantwortung des Handels einfordert. Minister Remmel sollte aber zunächst sein eigenes Handeln im Blick haben. Denn er selbst kann wesentlich dazu beitragen, dass der Strukturwandel nicht noch verstärkt wird – nicht indem er in den Markt eingreift, denn das geht garantiert schief. Vielmehr indem er sich zum einen an die Seite der Schweinehalter stellt und ihre großen Bemühungen zur Lösung der verschiedenen Problembereiche anerkennt. Und indem er dafür sorgt, dass politische Forderungen nur in kleinen Schritten umgesetzt werden, um vor allem die Familienbetriebe nicht zu überfordern. Denn jeder politische Eingriff sorgt zwangsläufig für einen verstärkten Strukturwandel – Bestes Beispiel ist die Umstellung auf die Gruppenhaltung von Sauen.