18.01.2018rss_feed

Reinert kündigt antibiotikafreie Wurst an

Wurst aus Fleisch von nicht behandelten Tieren aus Dänemark. ISN: Eine reine Werbestrategie auf dem Rücken der konventionellen Schweinehalter in Deutschland. Die notwendige Behandlung von kranken Tieren darf kein Markt- und Wettbewerbsargument sein.


Von Geburt an keine Antibiotika

Am Rande grünen Woche hat die westfälische Fleischerei Reinert angekündigt, eine Wurstlinie auf den deutschen Markt zu bringen, die nur mit Fleisch von Tieren erzeugt wird, die von Geburt an keine Antibiotika erhalten haben, das berichten heute verschiedene Fachzeitungen. Man habe die Aufzucht- und Haltungsbedingungen der Schweine so verändert, dass von Geburt an keine Antibiotika eingesetzt werden müssen, wird der Unternehmenschef Hans-Ewald Reinert bei topagrar zitiert. Der Preis für die Produkte solle ca.20 Ct je kg über dem konventionellen Standard liegen

 

Fleisch aus Dänemark

Das Fleisch für die antibiotikafreie Linie kommt aus Dänemark. Lieferant ist der Dänische Schlachter Danish Crown. Basis soll ein Pilotprojekt mit Dänischen Schweinehaltern unter Überwachung der technischen Universität Dänemark und der dänischen Gesundheitsbehörden sein. Im vergangenen Jahr wurden 200.000 Schweine ohne Antibiotika aufgezogen; im Jahr 2021 sollen es bereits 1,5 Mio sein, schreibt die Lebensmittelzeitung.

 

Die guten ins Töpfchen,…

Nach dem Motto die Guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen werden Schweine, die krank geworden sind aussortiert und in einen konventionellen Stall gebracht. 80 % der Schweine sollen die Antibiotikafreiheit angeblich schaffen. Die aufgeführten Erfolgsfaktoren sind recht allgemein formuliert: Sehr gute Stalluft, hohe Stallqualität, strengere Hygiene usw. Konkret wird es dann erst beim Mehrplatz (+30 %) und den geschlossenen Liegeflächen.

 

Die ISN meint:

Halten wir erst einmal fest – auch Fleisch von Schweinen, die mit Antibiotika behandelt worden sind, ist frei von Antibiotika, wenn es in der Ladentheke ankommt. Dafür sind entsprechende Mindestwartezeiten von der Behandlung bis zur Schlachtung in Deutschland strengstens vorgegeben und werden engmaschig kontrolliert. Reinert gaukelt hier eine heile Welt vor, in der Antibiotika nicht notwendig sind und nutzt ganz bewusst die unbegründete Angst der Verbraucher vor Antibiotika im Fleisch aus. Aus unserer Sicht ist dies eine reine Werbestrategie auf dem Rücken der konventionellen Schweinehalter in Deutschland.
Immerhin schaut man anders als beim inzwischen gekippten Antibiotikaprogramm der REWE nicht nur auf die Mast, sondern auf den ganzen Lebenszyklus der Tiere – aber immerhin werden nach eigenen Angaben auch 20 % der Tiere einfach aussortiert. Ob das auch angesichts der genannten weichen Erfolgskriterien reicht? Na klar Dänen lügen nicht!

Wenn Tiere krank sind, müssen sie ohne Wenn und Aber behandelt werden. Das gebietet der Tierschutz. Deshalb ist der Verzicht auf die Antibiotikagabe als Markt-und Wettbewerbsargument nicht geeignet. Es ist nichts dagegen einzuwenden, die Haltungsbedingungen so zu verbessern, dass weniger Antibiotika eingesetzt werden müssen. Aber in jedem Haltungssystem werden auch Tiere krank und müssen behandelt werden. Die Devise muss dann vielmehr lauten: So viel Antibiotika wie nötig und so wenig Antibiotika wie möglich. Wie das geht, haben deutsche Schweinehalter in den vergangenen Jahren eindrucksvoll gezeigt.

 


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