27.01.2022rss_feed

Omikron-Welle sorgt auch am Schweinemarkt für zusätzliche Anspannung – ISN: Mit Augenmaß neuen Schweinestau vermeiden

Bisher sind am Schlachtschweinemarkt keine schwerwiegenden Überhänge bzw. Verzögerungen in der Vermarktung zu beobachten, doch diese Situation kann sich schnell ändern ©ISN, Canva

Bisher sind am Schlachtschweinemarkt keine schwerwiegenden Überhänge bzw. Verzögerungen in der Vermarktung zu beobachten, doch diese Situation kann sich schnell ändern ©ISN, Canva

Die Personalsituation an den Schlachthöfen ist seit einiger Zeit angespannt – durch die Omikron-Welle und den damit verbundenen Quarantänefällen spitzt sich die Lage in der Schweineschlachtung aber insbesondere auch in der Zerlegung und Verarbeitung zu.

ISN: Damit es nicht zu einem neuerlichen Schweinestau und einem zusätzlichen Absatzstau kommt, ist jetzt Augenmaß von den Behörden gefragt, bei dem auf der einen Seite die Schlachthofmitarbeiter geschützt, aber gleichzeitig auch der Schlacht- und Zerlegebetrieb aufrecht erhalten wird.

 

Die Personalsituation in den Schlacht- und Zerlegebetrieben ist seit Monaten sehr angespannt – nicht nur durch die COVID-19 Pandemie, sondern besonders auch durch die Abschaffung der Werksverträge, die zahlreiche Mitarbeiter dazu bewogen hat, dem Sektor den Rücken zuzudrehen. Nun spitzt sich die Lage durch die Omikron-Welle noch einmal erheblich zu, denn wie im Rest der Bevölkerung verschont die Welle auch die Schlachthofmitarbeiter nicht und insbesondere Quarantänevorgaben führen dazu, dass zahlreiche Mitarbeiter nicht zum Einsatz kommen können. Schlachtunternehmen müssen Schlachtungen reduzieren und können Produkte nicht mehr erstellen, weil die notwendige Zerlegekapazität fehlt. Damit droht nicht nur ein erneuter Schweinestau, sondern auch ein Absatzstau beim Fleisch. Die ohnehin schon dramatisch gebeutelten Schweinehalter würden zusätzlich belastet werden.

 

Noch sind die Schweineschlachtungen in Deutschland insgesamt auf einem einigermaßen stabilen Niveau. Zwar wurden in der vergangenen Woche in Deutschland 13.000 Schweine weniger geschlachtet als noch eine Woche zuvor. Allerdings deuten die um durchschnittlich 130 Gramm gesunkenen Schlachtgewichte nicht darauf hin, dass im größeren Maße Tiere länger im Stall bleiben mussten als notwendig. Man darf hierbei nicht vergessen, dass der Schweinebestand und damit das Angebot an Schlachtschweinen im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert ist. Und dazu war im vergangenen Jahr noch ein erheblicher Schweinestau abzubauen. Das sieht in diesem Jahr ganz anders aus. Zusammengefasst ist aktuell zu beobachten, dass es am Schlachtschweinemarkt insgesamt betrachtet bisher zu keinen schwerwiegenden Überhängen bzw. Verzögerungen in der Vermarktung gekommen ist.

 

Diese Situation kann sich schnell ändern, wenn sich die Personalsituation an den Schlachthöfen weiter verschärft. Schon jetzt ist sie in nahezu allen Schlachthöfen angespannt. Wenn zu wenig Tiere geschlachtet werden können, kommt es wieder zum Schweinestau. Und selbst wenn genügend Schweine geschlachtet werden, besteht die Gefahr, dass der Fleischabsatz noch zusätzlich ins Stocken gerät, weil bestimmte Fleischprodukte durch zu wenig Arbeitskräfte in der Zerlegung und Verarbeitung schlicht nicht mehr erzeugt und damit auch nicht angeboten werden können. Die Schweinehalter stehen ohnehin am finanziellen Abgrund und brauchen dringend eine Erholung des Schweinemarktes. Weiteren Verschärfungen werden sie nicht verkraften., warnt ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack und erläutert weiter: Wir haben den Eindruck, dass die Schlachtunternehmen erheblich in den Infektionsschutz investiert haben und das weiter tun, um auf der einen Seite die Mitarbeiter zu schützen und auf der anderen Seite den Schlacht- und Zerlegebetrieb aufrecht zu erhalten. Jetzt kommt es deshalb auch ganz stark auf das Augenmaß der Behörden an.

 

Wir haben bei verschiedenen Schlachtunternehmen nachgefragt, wie die Situation aktuell aussieht: Die Betroffenheit und die Einschränkungen sind sehr unterschiedlich. So mussten z.B. der Vion-Schlachthof in Crailsheim und der Rinderschlachthof von Tönnies in Badbergen aktuell sogar ihren Betrieb einstellen. Darüber hinaus wird an verschiedenen Schlachtstandorten nur mit zum Teil deutlich reduzierter Leistung geschlachtet. Entscheidend dafür, wie der jeweilige Schlachtbetrieb läuft, ist neben dem Auftreten von Corona-Infektionen und Quarantänen das schon beschriebene Augenmaß der Behörden vor Ort. Davon hängt ab, inwieweit es zu größeren Einschränkungen (bis hin zu Schlachthofschließungen) kommt, als es für den Schutz der Mitarbeiter unbedingt notwendig ist. In keinem Fall darf es wieder zu Situationen kommen, wie wir sie im vergangenen Jahr am Tönnies-Schlachthof in Rheda gesehen haben, mahnt Staack und beschreibt weiter: Denn letztendlich hat die lange Schließung und Einschränkung des für die Schweinehalter systemrelevanten Schlachtstandortes zu einem lang andauernden Schweinestau mit massiven negativen Auswirkungen auf die gesamte Schweinebranche geführt. Die Leidtragenden dabei waren und sind die Schweinehalter.


arrow_upward