25.01.2018rss_feed

NRW-Erklärung Phase 3: Nur 28 % der unkupierten Schwänze blieben unversehrt

NRW Erklärung

Die dritten Phase der NRW-Erklärung zum Kupierverzicht ist abgeschlossen. Das Ergebnis: Trotz vielfältiger Maßnahmen blieben nur 28,3 % der Schwänze heil. Kein Betrieb erreichte die Zielmarke von 95 %.
ISN: Die Ergebnisse zeigen, dass der Verzicht auf das Kupieren nicht von heute auf morgen möglich ist und noch dicke Bretter zu bohren sind.


Kupierverzicht in 49 Betrieben

In der dritten Phase der NRW-Erklärung hatten sich rund 100 Betriebe gemeldet, die bereit waren, im Rahmen der Erklärung bei einem Teil ihrer Schweine nicht die Schwänze zu kupieren. Am Projekt nahmen 49 Betriebe bzw. Betriebseinheiten teil, die entweder als Kombibetrieb geführt werden oder in einer festen Ferkelerzeuger-Mäster-Beziehung standen. Im Mittel blieben 85 Tiere je Betriebseinheit unkupiert, so dass in dieser Projektphase insgesamt knapp 4200 unkupierte Schweine betrachtet wurden.

 

Nur 28,3 % der Schwänze blieben heil

Die Betriebe wurden umfangreich und intensiv vorbereitet und begleitet. So wurde beispielsweise in allen Betrieben zuvor eine Schwachstellenanalyse (SchwiP) und ggf. weitere Checks und Korrekturmaßnahmen durchgeführt. Auch wurden generell verschiedene organische Beschäftigungsmaterialien und Wasser aus offenen Tränken angeboten, um nur einige Maßnahmen zu nennen. Trotzdem waren die Ergebnisse ernüchternd. Kurz zusammengefasst, hatten nach der Saugferkelphase noch 93,5 % , nach der Ferkelaufzucht noch gut die Hälfte (50,9 %) und am Ende der Mast noch 28,3 % der Schweine einen heilen Ringelschwanz. Bei 69 % der Schweine war ein Teil- und bei 0,4 % ein Vollverlust des Schwanzes zum Mastende zu verzeichnen. Wie schon in den anderen und vorherigen Projekten war die Stärke des Schwanzbeißens in den Betrieben sehr unterschiedlich. Bemerkenswert ist jedoch, dass in keinem der Betriebe die gesetzte Zielmarke von 95 % intakten Ringelschwänzen zum Ende der Mast erreicht wurde. Ein positives Ergebnis gab es dennoch: Die im Notfallkoffer vorgehaltenen Maßnahmen (meist Maßnahmen zur Ablenkung) zeigten in der Regel Wirkung, wenn es zum Schwanzbeißen gekommen war, so dass noch größere Schäden verhindert werden konnten.

 

Viele Ursachen für Schwanzbeißen

Hinsichtlich der Ursachen für das Auftreten von Schwanzbeißen wurden eine ganze Reihe von Faktoren ausgemacht. Oftmals waren es Störungen im Betriebsablauf, die vermutlich zum Schwanzbeißen geführt haben. Hier wurden beispielsweise das Futter, die Lüftungstechnik oder die Witterung als Störungsquelle genannt. Ganz vorne in der Rangliste der Ursachen waren Probleme im Bereich der Tiergesundheit.

 

Die ISN meint:

Die Phase 3 der NRW-Erklärung hat, wie auch schon viele andere Untersuchungen zuvor, gezeigt: Der Weg zum Kupierverzicht ist lang und steinig und die Umsetzung eines Kupierverzichts mit der Brechstange wäre unverantwortlich. Besonders problematisch scheint es, dass Störquellen, die zum Schwanzbeißen führen können, nie gänzlich verhindert werden können. Trotzdem dürfen die ernüchternden Ergebnisse nicht dazu führen, die Brocken nun hinzuwerfen und nicht weiter Erfahrungen zu sammeln. Das Landwirtschaftsministerium in NRW ist gut beraten, den Weg zur Findung praktischer Lösungen zusammen mit den Schweinehaltern und anderen Fachleuten mit Bedacht weiter zu gehen. Das gilt natürlich auch für die Agrarministerien in den anderen Bundesländern. Deutschland braucht sich nicht vor den europäischen Nachbarn und erst recht nicht vor Drittstaaten zu verstecken, wenn es um die Aktivitäten auf dem Weg zum Kupierverzicht geht. Dieses Pfund sollte man nicht aus der Hand geben.


Hier geht es zum kompletten Abschlussbericht der NRW-Erklärung Phase 3

Informationen zum Thema Kupierverzicht / Ringelschwanz

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