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Neue BVL-Kennzahlen: Antibiotikaeinsatz bei Schweinen weiter rückläufig

Der Antibiotikaeinsatz in der deutschen Schweinehaltung ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken

Der Antibiotikaeinsatz in der deutschen Schweinehaltung ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat gestern im Bundesanzeiger die bundesweiten Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit mit Antibiotika für das zweite Halbjahr 2020 veröffentlicht. Seit Einführung des Antibiotikamonitorings im Jahr 2015 haben sich die Werte drastisch reduziert und sich mittlerweile auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Werte für Ferkel und Mastschweine im jüngsten Zeitraum reduziert.

ISN: Hinter den Reduzierungen stehen sehr komplexe Hygiene- und Tiergesundheitskonzepte. Das ist eine Mammutleistung von Schweinehaltern und Hoftierärzten. Angesichts der sich schon seit langem auf dem Niedrigen Niveau befindlichen Ergebnisse kann man nur jedes Mal wiederholen: Es ist höchste Zeit, das derzeit geltende Monitoringsystem anzupassen.

 

Aus den gesetzlich vorgeschriebenen Meldungen zur Antibiotika-Datenbank berechnet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) halbjährlich für jeden Betrieb und jede Nutzungsart den betriebsindividuellen Therapiehäufigkeitsindex.

Die Kennzahl 1 beschreibt den Therapiehäufigkeitsindex-Median, unter dem 50 % aller erfassten Betriebe liegen. Kennzahl 2 beschreibt das dritte Quartil des Therapiehäufigkeitsindexes, unter dem 75% aller erfassten Betriebe liegen.

 

Für das 2. Halbjahr 2020 wurden vom BVL folgende Kennzahlen ermittelt:

Ferkel bis 30 kg Körpergewicht

Kennzahl 1 2,110 (1. Halbjahr: 2,759)

Kennzahl 2 9,268 (1. Halbjahr: 10,611)

 

Mastschweine über 30 kg Körpergewicht

Kennzahl 1 0,356 (1. Halbjahr: 0,417)

Kennzahl 2 3,362 (1. Halbjahr: 3,821)

 

Eigene Daten mit den Kennzahlen vergleichen

Schweinehalter mit der Pflicht zur Teilnahme an der Antibiotika-Datenbank müssen nun die veröffentlichten Kennzahlen mit dem eigenen Therapiehäufigkeitsindex vergleichen.

Liegt der individuelle Wert über der Kennzahl 1, sollten Landwirte und Tierärzte gemeinsam die Ursachen dafür ermitteln und den Antibiotikaeinsatz nach Möglichkeit reduzieren.

Beim Überschreiten der Kennzahl 2 müssen die Tierhalter zusammen mit ihrem Tierarzt innerhalb von vier Monaten einen schriftlichen Maßnahmenplan zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes erstellen und der Überwachungsbehörde vorlegen. Die Behörde prüft den Plan und kann ggf. Änderungen anordnen und weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene, der Gesundheitsvorsorge oder der Haltungsbedingungen verlangen. Im Extremfall kann sogar das Ruhen der Tierhaltung angeordnet werden.

 

Die ISN meint:

Die regelmäßigen BVL-Veröffentlichungen belegen, dass der Antibiotikaeinsatz in der deutschen Schweinehaltung in den vergangenen Jahren drastisch gesunken ist und sich nun auf einem niedrigen Niveau eingependelt hat. Umso erfreulicher ist es, dass erneut eine leichte Reduzierung erreicht wurde. Denn einfach nur Behandlungen weglassen, geht nicht, schließlich dürfen die Reduzierungen nicht zu Lasten des Tierschutzes und der Tiergesundheit gehen. Hinter den Reduzierungen stehen sehr komplexe Hygiene- und Tiergesundheitskonzepte. Das ist eine Mammutleistung von Schweinehaltern und Hoftierärzten.

Angesichts der sich schon seit langem auf dem Niedrigen Niveau befindlichen Ergebnisse kann man nur jedes Mal wiederholen: Es ist höchste Zeit, das derzeit geltende Monitoringsystem anzupassen. So liegen nämlich immer 25 % der Betriebe über der Kennzahl 2 – egal wie niedrig diese auch sein mag. Das bedeutet 25 % der Betriebe werden zur Erstellung von Maßnahmenplänen und deren Umsetzung gezwungen. Angesichts des niedrigen Niveaus wäre es viel sinnvoller, wenn nur Betriebe mit Ausreißerkennzahlen – also nur wenige Prozent der Betriebe – mit diesen Vorgaben belegt würden.

 


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