21.06.2022rss_feed

Mai-Viehzählung: Massive Rückgänge der Schweinebestände in Niedersachsen

Der Schweinebestand in Niedersachsen hat den niedriegsten Stand seit 10 Jahren erreicht - Die Anzahl schweinehaltender Betriebe hat sich in dem Zeitraum halbiert © ISN nach Destatis

Der Schweinebestand in Niedersachsen hat den niedriegsten Stand seit 10 Jahren erreicht - Die Anzahl schweinehaltender Betriebe hat sich in dem Zeitraum halbiert © ISN nach Destatis

Die vorläufigen Viehzählungsergebnisse in Niedersachsen zeigen einen massiven Rückgang der Schweinebestände. Im Vergleich zum Mai 2021 ist die Zahl der Schweine um 10,6% auf 7,3 Mio. Schweine zurückgegangen und erreicht damit den niedrigsten Stand seit 10 Jahren. Die Zahl der gehaltenen Sauen ist demnach in nur einem Jahr um 13,5 % gesunken.

ISN: Die Rückgänge in Niedersachsen sind erschreckend und geben schon einen Vorgeschmack auf die Zahlen, die bundesweit zu erwarten sind. Eine riesige Ausstiegswelle rollt. Um diese zu stoppen müssen endlich auskömmliche Preise für Ferkel und Mastschweine her und die Politik muss bei den Auflagen die Pause-Taste drücken.

 

Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) anhand vorläufiger Ergebnisse aus dem Mai 2022 mitteilte, sind die Bestände an Schweinen in Niedersachsen erneut drastisch zurückgegangen.

 

Niedrigster Schweinebestand seit 2012

Mit einem Rückgang um 10,6% zum Mai 2021 (8,2 Mio. Tiere) markieren 7,3 Mio. Schweine den niedrigsten Schweinebestand der vergangenen zehn Jahre. Im Vergleich zum Mai 2012 schrumpfte der Bestand um nahezu ein Fünftel.
Überdurchschnittlich ging die Anzahl der Eber (-53,1%) sowie der Zuchtsauen (-13,5%) im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Im Mai 2022 wurden noch rund 2.100 Eber und 388.100 Zuchtsauen gehalten. Die Anzahl an Ferkeln sank im Vergleich zum Mai des Vorjahres um 12,6% auf rund 1,9 Mio. Tiere.

 

Anzahl der schweinehaltenden Betriebe in Niedersachen in 10 Jahren halbiert

Während im Mai 2012 noch etwa 8.000 Betriebe Schweine hielten, halbierte sich die Anzahl binnen zehn Jahren nahezu auf rund 4.400 Betriebe. Im Vergleich zum Mai 2021 stellten etwa 550 Betriebe die Haltung von Schweinen in Niedersachsen ein.

 

Die ISN meint:

Die Vorboten ließen es erahnen, dass eine riesige Ausstiegswelle in der Schweinehaltung rollt. Jetzt liegen die erschreckenden Zahlen zumindest für Niedersachsen schwarz auf weiß auf dem Tisch. Und es ist davon auszugehen, dass die noch nicht veröffentlichten Ergebnisse der Mai-Viehzählung des Statistischen Bundesamt für ganz Deutschland diesen dramatischen Trend bestätigen werden.

Die Multikrise der vergangenen zwei Jahre und die damit verbundenen lang anhaltenden hohen finanziellen Verluste in der Schweinehaltung hat viele Betriebe dazu gezwungen, das Handtuch zu werfen. Dazu mangelt es an Planungssicherheit und Perspektive und immer neue Auflagen, die zu allem Überfluss zum Teil im Alleingang in Deutschland umgesetzt werden, überfordern die Betriebe. In der Folge wird die Schweinehaltung hierzulande massiv reduziert, während europäische Mitbewerber wie z.B. die Spanier ihre Schweinehaltung weiter ausgebaut haben. Dieser Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland muss endlich Einhalt geboten werden. Das kann auch nicht das Ziel der Politik sein – aus Gründen des Tierwohls, des Klimaschutzes, der Eigenversorgung und der Nachhaltigkeit - auch wenn Staatssekretärin Silvia Bender aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium auf der ISN-Mitgliederversammlung unverhohlen die Halbierung des Fleischkonsums als Ziel darstellte. Die Betriebe, die heute aussteigen, stehen morgen für die Weiterentwicklung ihrer Schweinehaltung nicht mehr zur Verfügung. Nicht zu vergessen ist auch, dass der Ausstieg der Schweinehalter auch erhebliche Folgen für den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereich und den ländlichen Raum insgesamt hat.

Um die Ausstiegswelle zu bremsen braucht es zu allererst endlich wieder auskömmliche Ferkel- und Mastschweinepreise. Und auch hinsichtlich eingeleiteter und neuer Auflagen muss die Politik nun erst einmal die Pause drücken und zunächst ihre Hausaufgaben machen – nämlich für Planungssicherheit und Perspektive für die Schweinehaltung in Deutschland zu sorgen


Update 22.06.2022: Weitere Bundesländer melden rückläufige Bestandszahlen

Inzwischen haben weitere Bundesländer die vorläufigen Ergebnisse der Mai-Viehzählung veröffentlicht. So melden die Statistikämter aus Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein ebenfalls massive Rückgänge der Schweinebestände und der Zahl der schweinehaltenden Betriebe im Vergleich zum Vorjahresmonat und verstärken damit die Befürchtung auf den dramatischen Trend, der von den noch nicht veröffentlichen Ergebnissen für ganz Deutschland erwartet wird.

Zweistellige Rückgänge in Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein

In Baden-Württemberg wurden am 03. Mai 2022 insgesamt 1,35 Mio. Schweine gehalten. Das entspricht gegenüber der vergleichbaren Erhebung im Mai des Vorjahres einem Rückgang von 10,2 % und damit einem Langzeit-Tiefpunkt des Bundeslandes. So wenige Schweine wurden zuletzt kurz nach der Gründung des Landes Baden-Württemberg vor knapp 70 Jahren im Land gehalten. Die Anzahl der Zuchtsauen sank binnen eines Jahres von 122.000 auf 112.000 (−7,9 %). Auch die Zahl der schweinehaltenden Betriebe erfuhr einen weiteren deutlichen Rückgang von 8,1 % auf rund 1.700 Betriebe. In Bayern wurden am 03. Mai 2022 mit insgesamt 2,53 Mio. Schweinen 12,7 % weniger Schweine als im Vorjahresmonat gehalten. Der Bestand an Zuchtsauen ging noch stärker um 15,1 Prozent (-29.300 Sauen) auf 164.700 Tiere zurück. Die schweinehaltenden Betriebe reduzierten sich um rund 600 Stück bzw. 13,9 % auf rund 3.600 schweinehaltende Betriebe mit mindestens 50 Schweinen oder 10 Zuchtsauen. In Schleswig-Holstein nahm die Zahl der gehaltenen Schweine in Jahresfrist um 12,1 % ab. Die Bestände an Zuchtsauen sanken um 11.000 Tiere bzw. 14,1 %. Zum Stichtag 03. Mai 2022 hielten dort nur noch 600 Betriebe Schweine, was einer Abnahme im Vergleich zum Vorjahr um 16,4 % entspricht.


arrow_upward