Lidl kennzeichnet nun auch Wurstwaren mit der Haltungsform
Nach dem Frischfleisch will Lidl nun auch in die Kennzeichnung der Haltungsform bei Wurstwaren einsteigen. Zudem soll auch bei Wurstwaren zukünftig mehr Fleisch von Tieren aus höheren Haltungsstufen kommen.
ISN: Die Ausdehnung der Kennzeichnung ist gut. Dann aber bitte auch richtig mit Ferkelerzeugung und auch mit Herkunft. Wer zukünftig mehr Schweine aus höheren Haltungsstufen aus Deutschland einkaufen will, muss heute für auskömmliche Schweinepreise sorgen. Die aktuelle Preisdrückerei muss endlich ein Ende haben.
Nachdem Lidl die Kennzeichnung der Haltungsform für Frischfleisch bereits 2018 eingeführt hat, soll diese nun auch für Wurstwaren der Eigenmarke Metzgerfrisch
folgen, Das gab das Unternehmen gestern bekannt. Damit will Lidl nach eigenen Angaben in einem weiteren Sortimentsbereich eine bewussten Kaufentscheidung für eine tierwohlgerechtere Haltung unterstützen. Im nächsten Schritt soll die Haltungsform schrittweise auch auf den Verpackungen der Eigenmarke Dulano
angebracht werden. Zukünftig sollen sämtliche Wurstprodukte gekennzeichnet werden.
Wie im Frischfleischsortiment strebe man auch bei Wurstwaren der Eigenmarken die Haltungsform 2 als Mindeststandard bis 2025 und den weiteren Ausbau auf Stufe 3 und 4 an , so Lidl. Wichtig sei dem Unternehmen dabei, dass vor allem Landwirte partnerschaftlich eingebunden und nicht durch hohe finanzielle Belastungen von einer Weiterentwicklung ausgeschlossen werden.
Die ISN meint:
Es ist richtig, dass Lidl die Haltungskennzeichnung nun auch auf die Wurstwaren ausdehnt. Trotzdem fehlen nach wie vor zwei wichtige Punkte. Erstens die Einbindung der Ferkelerzeugung in die Haltungskennzeichnung, denn das Leben eines Schweines fängt nun einmal nicht bei 30 Kilogramm – also erst mit Beginn der Mast – an. Und zweitens fehlt nach wie vor die Herkunftskennzeichnung. Die ist gerade vor dem Hintergrund der angestrebten höheren Haltungsstufen ganz entscheidend. Denn wem nützt es, wenn am Ende die Produkte nicht mehr aus Deutschland kommen, sondern in anderen Ländern zugekauft werden. Gerade der Verarbeitungsbereich, bei dem auch die Wurstwaren einzuordnen sind, hat sich immer wieder als Preisdrücker erwiesen und seine Rohwaren in anderen Ländern eingekauft, wenn sie dort nur weniger kosten. Wenn Lidl es mit der partnerschaftlichen Einbindung der Landwirtschaft ernst meint, dann muss das Unternehmen jetzt schon reagieren und dazu beitragen, dass die aktuelle Preisdrückerei am Schweinemarkt ein Ende hat. Denn wenn die Schweinehalter heute keine auskömmlichen Preise für Ihre Tiere aus den Haltungsstufen 1 und 2 erzielen, sondern im Gegenteil enorme Verluste einfahren, dann werden sie zukünftig nicht mehr in der Lage sein, Schweine in höheren Haltungsstufen zu halten, weil sie entweder aufgegeben haben oder schlichtweg das Geld für die dann notwendigen Investitionen fehlt. Das ist alles andere als Nachhaltig!