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Klimaschutz: FAO setzt bei globaler Viehhaltung auf höhere Produktivität

©FAO

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Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat bei der Klimakonferenz in Dubai einen Fahrplan vorgestellt, wie Emissionen von Treibhausgasen aus der Tierhaltung begrenzt werden können. In der Studie Pathways towards lower emissions wird nicht der Verzicht auf den Verzehr tierischer Veredlungsprodukte, sondern eine verbesserte Effizienz und Produktivität in der Lebensmittelkette als wichtigste Maßnahme angesehen, berichtet Agra Europe.

 

Laut einer neuen Schätzung der UN-Organisation war die globale landwirtschaftliche Viehwirtschaft von der vorgelagerten Stufe mit Dünger- und Pflanzenschutzherstellung bis hin zur Verarbeitung und Verpackung der Lebensmittel im Jahr 2015 für eine Emission von insgesamt 6,2 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalent verantwortlich. Das entsprach 12% des gesamten menschlichen Treibhausgasausstoßes.

 

Globale Verteilung: 14 % der Emissionen entfallen auf Schweine

Laut FAO entfallen laut dem verwendeten Modell zur globalen Umweltbewertung der Tierhaltung (GLEAM) 62% der betreffenden schädlichen Klimagase allein auf Rinder; dahinter folgen Schweine mit 14% und Geflügel mit 9%. Bei den landwirtschaftlichen Tierhaltern entstehen direkt rund 60% der Emissionen, vor allem durch den Methanausstoß und die Ausscheidungen der Tiere. Die anderen 40% sind indirekt den vor- und nachgelagerten Stufen zuzurechnen, etwa durch die Produktion von Pflanzenschutzmitteln und Düngern für die Tierfuttererzeugung, oder durch Viehtransporte und Rodungen für Felder und Plantagen.

Die FAO geht davon aus, dass sich durch das Bevölkerungswachstum und einem um 20% höheren Bedarf an tierischem Protein bis zum Jahr 2050 die Emissionen der Viehhaltung um fast 2,9 Mrd. Tonnen oder 46% auf 9,1 Mrd. Tonnen erhöhen werden, wenn keine Gegenmaßnahmen zur Umstellung ergriffen werden.

 

Einsparpotential trotz höherer Produktion

In ihrem Modell hat die FAO elf Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen untersucht, die zusammen ein Einsparpotential von mehr als 7 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalent bis 2050 haben könnten. Der Bericht zeigt deutlich, dass ehrgeizige und innovative Programme und weitreichende Maßnahmen das Potenzial haben, die Emissionskurve bei steigender Produktion nach unten zu biegen, erklärte die stellvertretende FAO-Generaldirektorin, Maria Helena Semedo. Die Verbesserung der Tiergesundheit, der Zuchtpraktiken, die Verringerung von Lebensmittelverlusten und -abfällen, Ernährungsumstellungen und vor allem Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen in der gesamten Kette könnten zusammen mit weiteren Maßnahmen die Klimabelastung durch die Viehhaltung deutlich senken und dabei dennoch die weltweit zunehmende Nachfrage nach tierischem Eiweiß befriedigen. Diese Maßnahmen müssten jedoch standortspezifisch sein, und den Landwirten müsse zur Umsetzung der Zugang zu Finanzmitteln und Dienstleistungen ermöglicht werden.

 

Produktivitätssteigerung bringt am meisten

Laut den Berechnungen der FAO verspricht die Produktivitätssteigerung das größte Einsparpotential, welches auf 1,8 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalent geschätzt wird. Hier geht es einerseits um die Leistungen je Tier. Schweine könnten bspw. auf einen höheren Fleischanteil gezüchtet werden. Andererseits ist aber auch die Effizienz in den vor- und nachgelagerten Stufen zu optimieren. Zur Leistungssteigerung und geringerem Klimagasausstoß sollen neben der Zucht mit gut 1,3 Mrd. Tonnen und verbesserter Tiergesundheit mit 900 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent auch gute Managementpraktiken oder neue Futterzusatzstoffe beitragen

 

Beitrag durch Fleischverzicht eher gering

Den Beitrag eines veränderten Ernährungsverhaltens zur Minderung der Treibhausgase durch einen verringerten Konsum tierischer Lebensmittel schätzt die FAO mit 360 Mio. Tonnen oder maximal 5% der Gesamtmenge als relativ gering ein. Der Verzicht auf tierische Proteine sei aufgrund der Unterversorgung in vielen Ländern nicht möglich und nur in höher entwickelten Ländern eine Alternative. Wenn dort aber mehr Obst und Gemüse in Treibhäusern angebaut oder per Flugzeug importiert werde, könnten sich dadurch auch klimabelastende Effekte ergeben.


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