ISN-Klönabend in Damme: Markt, Export und Politik
Eisregen und glatte Straßen hielten rund 130 Schweinehalter nicht davon ab, den ISN-Klönabend am Donnerstag in Damme (Kreis Vechta) zu besuchen. Nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Preiskrise war die Stimmung unter den Landwirten wie die Situation auf der Straße - angespannt.
Marktreferent Matthias Quaing und ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack erläuterten die ökonomische und politische Wetterlage in der Schweinehaltung. In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten sie diese Lage offen mit dem ISN-Vorsitzenden Heinrich Dierkes und den Gästen aus der Schlachtindustrie – Steen Sönnichsen, Geschäftsführer bei Danish Crown sowie Hubert Pille und Thomas Pundt, Verkaufs- bzw. Werksleiter beim nahe gelegenen Mittelständler Steinemann. Und so wehte bei allem Frust um die Geschehnisse am Markt und in der Politik auch ein Lüftchen der Zuversicht durch den Saal, denn bei einigen Themen ist Tauwetter angesagt.
Wo bleibt der Preisanstieg?
Große Hoffnungen hinsichtlich kurzfristig spürbar besserer Schweinepreise wollte keiner der Diskussionsteilnehmer machen. Sönnichsen geht davon aus, dass die nächsten 6 Monate noch schwierig werden. Es entfachte sich eine Diskussion darüber, wer denn in der Kette Geld verdiene – der Handel, die Schlachtunternehmen? Sönnichsen entgegnete der Kritik, sein Unternehmen habe trotz Verluste der Bauern im vergangenen Jahr ein sattes Plus eingefahren: Die Gewinne haben wir mit Sicherheit nicht hier in Deutschland gemacht.
Uneinigkeit bestand sowohl auf dem Podium als auch im Publikum über die richtige Preisbildung. Vorschläge um mehrfach wöchentlichen Notierungen bis zum Vierwochenpreis wurden diskutiert. Der Preis wird zu stark von den Lieferanten geprägt,
warf Sönnichsen ein. Dem widersprach ISN-Geschäftsführer Staack, stellte dabei aber auch heraus, dass das System der Preisbildung weiterentwickelt und den veränderten Strukturen angepasst werden muss. Insbesondere muss auch das Exportgeschehen eine stärkere Berücksichtigung finden.
Export ist Politik
Unter anderem weil Deutschland noch Nachholbedarf in Sachen Erschließung von Exportmärkten habe: Export heißt nicht nur verkaufen, Export ist Politik! Die deutschen Behörden und die Branche müssen einheitlicher vorgehen, um Zulassungen für begehrte Märkte zu erhalten
, nimmt Sönnichsen auch die Politik in die Pflicht. Staack pflichtet ihm bei: Wir haben beispielsweise wenig zusammenlaufende und kaum durchschaubare Zuständigkeiten im Bereich der Veterinärbehörden von Kreisen über Bundesländer bis hin zum Bund.
Hier fordern wir insbesondere mehr Unterstützung aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium
, ergänzt Dierkes. Deutschland wird von außen nicht als Land sondern als Bundesländer gesehen
, bringt es Sönnichsen auf den Punkt.
Die deutschen Schweinehalter haben es immer verstanden für den Weltmarkt zu produzieren.
, meint auch Hubert Pille und sieht vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte folgende Optionen: Entweder andere Länder passen ihre Standards auf unsere an oder wir bekommen es hin mehr Wertschöpfung aus dem bestehenden zu generieren, indem der Verbraucher bereit ist die Mehrleistungen zu entlohnen
.
Kompromissbereitschaft zeigen
Wie schon beim vorherigen Klönabend in Dülmen erklärte Staack Wir müssen die Veränderungen im gesellschaftlichen Meinungsempfinden prüfen und ernst nehmen. Wir wollen mitgestalten und Lösungen finden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehalter zu erhalten. Die intensiven Bemühungen zahlen sich bereits aus, denn der politische Ton ist weniger rau, der Blick auf die Bedenken der Landwirte differenzierter.
In diesem Zusammenhang machte ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes deutlich, dass die Debatte um die Initiative Tierwohl sehr stark geholfen habe. Die Initiative zeigt, dass Landwirte auch die Impulse aus dem Markt aufnehmen können!
Dass viele Tierwohlthemen zu Marktthemen geworden sind, stellte auch Matthias Quaing bei seinem Blick auf den Schweinemarkt fest. Das lässt sich nicht mehr trennen. Die Nachfrager werden anspruchsvoller, auch wenn Deutschland laut dem Ernährungsreport 2015 eine Nation der Fleischesser bleibt.
Nicht selbst ein Bein stellen
Zum Abschluss der Veranstaltung rief Heinrich Dierkes seine Berufskollegen mit Blick auf die vielen behandelten Themen des Abends dazu auf Wir dürfen uns nicht selbst ein Bein stellen. Jeder ist aufgerufen die gute fachliche Praxis und die rechtlichen Vorgaben strikt einzuhalten und dies – bei allem Aufwand - entsprechend zu dokumentieren.
Dierkes setzte den Fokus hier besonders auf Thema Nährstoffe und bezeichnete dies als Achillesferse für die Region.