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ISN fordert Corona-Nothilfen für Schweinehalter

Damme, 20. November 2020. Für die Schweinehalter geht es um die Existenz. Hauptursache sind die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Zum einen ist ein erheblicher Schweinestau entstanden, der durch Einschränkungen bei den Schlachtungen hervorgerufen wurde. Zum anderen führt der dramatische Schweine- und Ferkelpreisverfall die Betriebe aktuell in eine finanzielle Notlage.

Den deutschen Schweinehaltern ist dadurch bereits ein Schaden von ca. 1,3 Milliarden Euro entstanden. Die ISN fordert deshalb für die unverschuldet in diese Notsituation geratenen Schweinehalter schnelle und unbürokratische Corona-Nothilfen analog zur Gastronomie.

 

Zur Forderung führt ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack aus:

  • Die Lage der Schweinehalter ist extrem ruinös. Die Betriebe brauchen jetzt schnelle und unbürokratische Corona-Hilfen analog zur Gastronomie. Schließlich sind die Schweinehalter aufgrund von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie unverschul­det in diese katastrophale Lage geschlittert.
  • Das Preisgeschehen der letzten Monate zeigt klar, dass der Schweinepreis aufgrund der Corona-bedingten Einschrän­kungen, sei es in der Gastronomie und Veranstaltungsbranche, beim Export oder in den Schlachthöfen, eingebrochen ist. Durch diese Maßnahmen ist bei den Schweine­haltern bereits ein Schaden von ca. 1,3 Milliarden Euro entstanden.
  • Jedem sollte klar sein, dass jedes Schweineschnitzel und jede Bratwurst, die jetzt weder im Restaurant noch auf einer der vielen ausgefallenen Veranstaltungen gegessen werden können, beim Absatz fehlen.
  • Die derzeit diskutierte Bezuschussung der privaten Lagerhaltung (PLH) von Schweinefleisch ist nicht zielführend, weil das Geld nicht bei den Bauern ankommt.
  • Schweinehalter können ihren Betrieb nicht einfach so anhalten. Es werden weiter Ferkel geboren und die Tiere im Stall wachsen weiter und müssen auch weiter versorgt werden. Die Maßnahmen zur Auflösung des Schweinestaus und zur Öffnung der Exportmärkte müssen daher weiter konsequent umgesetzt werden.
  • Wenn die Politik jetzt nicht handelt, nimmt sie sehenden Auges in Kauf, dass viele Familien­betriebe ihre Schweinehaltung aufgeben müssen. Dies hätte nicht nur weitreichende Folgen für ganze Landstriche, es bringt sogar die Selbstversorgung mit heimischem Schweinefleisch in Gefahr.

Hintergründe zum Preisverfall

  • Neben dem extremen Schweinestau mit aktuell ca. 590.000 Schweinen und der dadurch entstehenden Notsituation in den Ställen wird inzwischen auch die finanzielle Lage der Schweinehalter immer bedrohlicher. Die Mast­schweine­preise sind seit Anfang März von über 2 Euro je kg Schlachtgewicht auf inzwischen 1,19 Euro je kg Schlachtgewicht gefallen, die Ferkelpreise im gleichen Zeitraum von ca. 80 Euro auf 27 Euro. Die Schweinehalter machen aktuell einen Verlust von ca. 60 Euro an jedem einzelnen Schwein. Es droht ein erheblicher Strukturbruch in der Schweinehaltung.
  • Legt man die seit März bis heute etwa 30 Millionen vermarkteten Schweine zugrunde, gehen nach Kalkulation der ISN bei den deutschen Schweinehaltern Erlöseinbußen in Höhe von ca. 1,3 Milliarden Euro auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurück.
  • Nimmt man die weiteren Erlöseinbußen, die durch das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland zustande gekommen sind, hinzu, so beläuft sich der Gesamtschaden für die Schweine­halter sogar auf fast 1,5 Milliarden Euro.
  • Bereits mit der Zuspitzung der Corona-Situation in Deutschland und Europa im März wurden die Schweinefleischmärkte durcheinandergewirbelt. Europäische Märkte, z.B. in Italien sind weggebrochen, aber auch innerdeutsche Märkte durch den Lockdown im März sowie aktuell. Dadurch ist der Außer-Haus-Verzehr nahezu vollkommen zum Erliegen gekommen. Dieser Absatzmarkt machte vor den Corona-Zeiten für Schweinefleisch mengenmäßig immerhin ein Drittel des innerdeutschen Marktes aus. Nur ein Teil davon konnte durch den Lebensmitteleinzelhandel und Lieferservices aufgefangen werden.
  • Aufgrund von behördlichen Maßnahmen (u.a. zum Infektionsschutz) an deutschen Schlachthöfen waren diese erheblich in ihrer Auslastung eingeschränkt. In der Folge hat sich ein extremer Schweinestau gebildet – mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf den Schweinepreis. Auch wenn verschiedene größere Schlachtstandorte betroffen waren, hatte besonders die über 20 Wochen andauernde Einschränkung von Europas größtem Schlachtbetrieb, Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, eine Schlüssel­rolle.

Pressefotos- und grafiken

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